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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
Beständig-
keit in der
Religion.
wurde beschneiden lassen beweglich an jhm setzten/ nichts außrichteten.
Dann Er getrost geantwortet: Vmb des Königes Gnade wolte Er
nicht Christi Gnade verschertzen. Der Leib/ welchen Er zu dienst dem
König vntergeben/ könte dem Könige zukommen/ aber nicht die Seele/
sondern Christo/ der sie mit seinen Blute theur erlöset/ dem wolte Er sie
auch in beständigem Glauben durch sein Blutvergiessen wider auffopf-
fern. Darauff hat man jhn zweymal für die Pforte des Schlosses auff
den Maidan zur execution geführet/ vnd doch wider eingezogen/ ob
er etwan/ wenn ernst gespüret würde/ auß Furcht möchte gewunnen wer-
den. Vnterdessen giengen die Catholischen Münche fleissig jhn zu-
trösten/ vnd zu jhrer Religion zubereden/ Er wolte aber weder zur Rech-
ten noch zur Lincken wancken. Endlich als die Perser sahen/ daß an
jhm nichts zuerhalten/ vnd der Gesandte Br. des gefelleten Vrtels
halber sich ziemlich vngestüm erzeigete/ vnd verdrießliche Wort nach
Hoffe sagen ließ. Wurde Stadler des entleibeten Freunden jhrem Ge.
brauch nach übergeben/ welche jhn mit 4. Sebelhieben/ vnd zwar den
ersten im Nacken/ den andern in die Stirn/ vnd zwene mitten durchs
Angesichte hinrichteten. Er ist freudig vnd getrost zum Tode gangen/
vnd hat im niederknien gesaget/ hawet nur getrost in Christi Namen
zu. Drauff ist einer mit grausamkeit zugesprungen/ überhin gehawen/
vnd einen nebenstehenden ins Bein verwundet/ ein ander hawet in des
Palenk, welches Er als ein Joch am Halse trug. Des dritten Streich
gieng erst durch den Halß/ daß er sincken must/ darnach hieben die an-
dern getrost zu. Hat also der gute Schweitzer in rechter Beständigkeit
des Glaubens an Christum seinen Geist auffgegeben.

Selbigen Tag ließ der Gesandte Br. beym Ringelrennen/ so Er für
sich alleine hielte/ auß Vnmuth vnd Verdruß der an seinem Schwager
ergangenen Execution über 100. Schüsse auß groben Stücken thun.

Nachdem der Cörper also zermetschet in dem Palenk den gantzen
Tag auff dem Platze gelegen/ ließ jhn auff den Abend der Ges: Br. auff
vergünstigung des Königes in den Gesandten Hoff führen/ vnd den
22. dito mit einer statlichen Begängnis vnd Procession/ worbey auch
der Russische Gesandte; Seferasbek mit seinen Brüdern; viel von der
Secte Nessera, auß welcher Rudolphs Wittwe war/ vnd andere Na-
tionen der Europeischen Christen sich befunden/ zur Erden bestatten.

Auff dessen Entleibung vnd Beständigkeit im Christlichen Glauben
setzte P. F. einen Gedächtniß- vnd Lobspruch/ welchen ich auß dessen
Buche der Sonnetten hieher ziehen wollen.

Sonnet.
Dein tapffer Christen-muth/ du werther Schwei-
tzer du/
Bist ewig Lobens werth/ denn da du köntest leben/
Hastu dich willig hin in deinen Todt gegeben.
Was deinen Leib bringt vmb/ das ist ein kurtzes/ Nu.

Ander Theil der Perſianiſchen
Beſtaͤndig-
keit in der
Religion.
wurde beſchneiden laſſen beweglich an jhm ſetzten/ nichts außrichteten.
Dann Er getroſt geantwortet: Vmb des Koͤniges Gnade wolte Er
nicht Chriſti Gnade verſchertzen. Der Leib/ welchen Er zu dienſt dem
Koͤnig vntergeben/ koͤnte dem Koͤnige zukommen/ aber nicht die Seele/
ſondern Chriſto/ der ſie mit ſeinen Blute theur erloͤſet/ dem wolte Er ſie
auch in beſtaͤndigem Glauben durch ſein Blutvergieſſen wider auffopf-
fern. Darauff hat man jhn zweymal fuͤr die Pforte des Schloſſes auff
den Maidan zur execution gefuͤhret/ vnd doch wider eingezogen/ ob
er etwan/ weñ ernſt geſpuͤret wuͤrde/ auß Furcht moͤchte gewunnen wer-
den. Vnterdeſſen giengen die Catholiſchen Muͤnche fleiſſig jhn zu-
troͤſten/ vnd zu jhrer Religion zubereden/ Er wolte aber weder zur Rech-
ten noch zur Lincken wancken. Endlich als die Perſer ſahen/ daß an
jhm nichts zuerhalten/ vnd der Geſandte Br. des gefelleten Vrtels
halber ſich ziemlich vngeſtuͤm erzeigete/ vnd verdrießliche Wort nach
Hoffe ſagen ließ. Wurde Stadler des entleibeten Freunden jhrem Ge.
brauch nach uͤbergeben/ welche jhn mit 4. Sebelhieben/ vnd zwar den
erſten im Nacken/ den andern in die Stirn/ vnd zwene mitten durchs
Angeſichte hinrichteten. Er iſt freudig vnd getroſt zum Tode gangen/
vnd hat im niederknien geſaget/ hawet nur getroſt in Chriſti Namen
zu. Drauff iſt einer mit grauſamkeit zugeſprungen/ uͤberhin gehawen/
vnd einen nebenſtehenden ins Bein verwundet/ ein ander hawet in des
Palenk, welches Er als ein Joch am Halſe trug. Des dritten Streich
gieng erſt durch den Halß/ daß er ſincken muſt/ darnach hieben die an-
dern getroſt zu. Hat alſo der gute Schweitzer in rechter Beſtaͤndigkeit
des Glaubens an Chriſtum ſeinen Geiſt auffgegeben.

Selbigen Tag ließ der Geſandte Br. beym Ringelrennen/ ſo Er fuͤr
ſich alleine hielte/ auß Vnmuth vnd Verdruß der an ſeinem Schwager
ergangenen Execution uͤber 100. Schuͤſſe auß groben Stuͤcken thun.

Nachdem der Coͤrper alſo zermetſchet in dem Palenk den gantzen
Tag auff dem Platze gelegen/ ließ jhn auff den Abend der Geſ: Br. auff
verguͤnſtigung des Koͤniges in den Geſandten Hoff fuͤhren/ vnd den
22. dito mit einer ſtatlichen Begaͤngnis vnd Proceſſion/ worbey auch
der Ruſſiſche Geſandte; Seferasbek mit ſeinen Bruͤdern; viel von der
Secte Neſſera, auß welcher Rudolphs Wittwe war/ vnd andere Na-
tionen der Europeiſchen Chriſten ſich befunden/ zur Erden beſtatten.

Auff deſſen Entleibung vnd Beſtaͤndigkeit im Chriſtlichen Glauben
ſetzte P. F. einen Gedaͤchtniß- vnd Lobſpruch/ welchen ich auß deſſen
Buche der Sonnetten hieher ziehen wollen.

Sonnet.
Dein tapffer Chriſten-muth/ du werther Schwei-
tzer du/
Biſt ewig Lobens werth/ denn da du koͤnteſt leben/
Haſtu dich willig hin in deinen Todt gegeben.
Was deinen Leib bringt vmb/ das iſt ein kurtzes/ Nu.
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[398/0446] Ander Theil der Perſianiſchen wurde beſchneiden laſſen beweglich an jhm ſetzten/ nichts außrichteten. Dann Er getroſt geantwortet: Vmb des Koͤniges Gnade wolte Er nicht Chriſti Gnade verſchertzen. Der Leib/ welchen Er zu dienſt dem Koͤnig vntergeben/ koͤnte dem Koͤnige zukommen/ aber nicht die Seele/ ſondern Chriſto/ der ſie mit ſeinen Blute theur erloͤſet/ dem wolte Er ſie auch in beſtaͤndigem Glauben durch ſein Blutvergieſſen wider auffopf- fern. Darauff hat man jhn zweymal fuͤr die Pforte des Schloſſes auff den Maidan zur execution gefuͤhret/ vnd doch wider eingezogen/ ob er etwan/ weñ ernſt geſpuͤret wuͤrde/ auß Furcht moͤchte gewunnen wer- den. Vnterdeſſen giengen die Catholiſchen Muͤnche fleiſſig jhn zu- troͤſten/ vnd zu jhrer Religion zubereden/ Er wolte aber weder zur Rech- ten noch zur Lincken wancken. Endlich als die Perſer ſahen/ daß an jhm nichts zuerhalten/ vnd der Geſandte Br. des gefelleten Vrtels halber ſich ziemlich vngeſtuͤm erzeigete/ vnd verdrießliche Wort nach Hoffe ſagen ließ. Wurde Stadler des entleibeten Freunden jhrem Ge. brauch nach uͤbergeben/ welche jhn mit 4. Sebelhieben/ vnd zwar den erſten im Nacken/ den andern in die Stirn/ vnd zwene mitten durchs Angeſichte hinrichteten. Er iſt freudig vnd getroſt zum Tode gangen/ vnd hat im niederknien geſaget/ hawet nur getroſt in Chriſti Namen zu. Drauff iſt einer mit grauſamkeit zugeſprungen/ uͤberhin gehawen/ vnd einen nebenſtehenden ins Bein verwundet/ ein ander hawet in des Palenk, welches Er als ein Joch am Halſe trug. Des dritten Streich gieng erſt durch den Halß/ daß er ſincken muſt/ darnach hieben die an- dern getroſt zu. Hat alſo der gute Schweitzer in rechter Beſtaͤndigkeit des Glaubens an Chriſtum ſeinen Geiſt auffgegeben. Beſtaͤndig- keit in der Religion. Selbigen Tag ließ der Geſandte Br. beym Ringelrennen/ ſo Er fuͤr ſich alleine hielte/ auß Vnmuth vnd Verdruß der an ſeinem Schwager ergangenen Execution uͤber 100. Schuͤſſe auß groben Stuͤcken thun. Nachdem der Coͤrper alſo zermetſchet in dem Palenk den gantzen Tag auff dem Platze gelegen/ ließ jhn auff den Abend der Geſ: Br. auff verguͤnſtigung des Koͤniges in den Geſandten Hoff fuͤhren/ vnd den 22. dito mit einer ſtatlichen Begaͤngnis vnd Proceſſion/ worbey auch der Ruſſiſche Geſandte; Seferasbek mit ſeinen Bruͤdern; viel von der Secte Neſſera, auß welcher Rudolphs Wittwe war/ vnd andere Na- tionen der Europeiſchen Chriſten ſich befunden/ zur Erden beſtatten. Auff deſſen Entleibung vnd Beſtaͤndigkeit im Chriſtlichen Glauben ſetzte P. F. einen Gedaͤchtniß- vnd Lobſpruch/ welchen ich auß deſſen Buche der Sonnetten hieher ziehen wollen. Dein tapffer Chriſten-muth/ du werther Schwei- tzer du/ Biſt ewig Lobens werth/ denn da du koͤnteſt leben/ Haſtu dich willig hin in deinen Todt gegeben. Was deinen Leib bringt vmb/ das iſt ein kurtzes/ Nu.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/446>, abgerufen am 22.11.2024.