brauchet in gemein die Jndian-die Gelärten aber die Arabische Zahl.
Jhre Jugend halten sie fleissig zur Schulen/ welche sie im Lesen vnd Schreiben/ Jtem im Alcoran/ vnd bißweilen in Philosophischen Disciplinae apud Persas.Disciplinen/ als da ist; Oratoria, Poesis, Geometria, Astronomia, Astrologia, Physica, Ethica, Juris prudentia vnd ars medica, vn- terrichten lassen/ bißweilen/ sage ich; denn jhrer gar wenig/ Studieren/ vnd wer solcher Disciplin Wissenschafft hat/ wird Filosuf genant/ vnd hochgehalten. Sie haben die Philosophiam Aristotelis, (welche sie Poculum mundi nennen) gleich andern Disciplinen Arabisch be- schrieben. Dann selbe Sprache wird bey jhnen/ gleich bey vns die La- teinische vnd Griechische/ worvon sie gar nichts wissen/ gehalten.
Am allermeisten wird die Schreibekunst geübet/ vnd findet man wenig Persianer/ die nicht lesen vnd schreiben können. Dann weil sie keine Druckerey in gantz Persien haben/ vnd alle Bücher müssen ge- schrieben werden/ seynd viel taus: die sich von Bücherschreiben ernehren.
Die Jugend aber wird in den Mestziden, welche zugleich jhre Institution der Knaben.Schulen seynd/ von dem Molla oder Pfaffen gelehret. Der Molla sitzt in der mitten/ die Knaben alle an den Wänden herumb. Lesen bißwei- len laute vnd zugleich alle einen Text; Jm Lesen wenden sie sich von ei- Pag. 336.ner seiten zur andern/ gleich wie der Wind das Rohr wehet.
[Abbildung]
Die Knaben/ wenn sie gesündiget/ werden nicht mit Ruten/ son- dern mit Stecken geschlagen. Jst das Verbrechen groß/ müssen jhrer
Ander Theil der Perſianiſchen
brauchet in gemein die Jndian-die Gelaͤrten aber die Arabiſche Zahl.
Jhre Jugend halten ſie fleiſſig zur Schulen/ welche ſie im Leſen vnd Schreiben/ Jtem im Alcoran/ vnd bißweilen in Philoſophiſchen Diſciplinæ apud Perſas.Diſciplinen/ als da iſt; Oratoria, Poeſis, Geometria, Aſtronomia, Aſtrologia, Phyſica, Ethica, Juris prudentia vnd ars medica, vn- terrichten laſſen/ bißweilen/ ſage ich; denn jhrer gar wenig/ Studieren/ vnd wer ſolcher Diſciplin Wiſſenſchafft hat/ wird Filoſuf genant/ vnd hochgehalten. Sie haben die Philoſophiam Ariſtotelis, (welche ſie Poculum mundi nennen) gleich andern Diſciplinen Arabiſch be- ſchrieben. Dann ſelbe Sprache wird bey jhnen/ gleich bey vns die La- teiniſche vnd Griechiſche/ worvon ſie gar nichts wiſſen/ gehalten.
Am allermeiſten wird die Schreibekunſt geuͤbet/ vnd findet man wenig Perſianer/ die nicht leſen vnd ſchreiben koͤnnen. Dann weil ſie keine Druckerey in gantz Perſien haben/ vnd alle Buͤcher muͤſſen ge- ſchrieben weꝛden/ ſeynd viel tauſ: die ſich von Buͤcherſchꝛeiben ernehren.
Die Jugend aber wird in den Mestziden, welche zugleich jhre Inſtitution der Knaben.Schulen ſeynd/ von dem Molla oder Pfaffen gelehret. Der Molla ſitzt in der mitten/ die Knaben alle an den Waͤnden herumb. Leſen bißwei- len laute vnd zugleich alle einen Text; Jm Leſen wenden ſie ſich von ei- Pag. 336.ner ſeiten zur andern/ gleich wie der Wind das Rohr wehet.
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Die Knaben/ wenn ſie geſuͤndiget/ werden nicht mit Ruten/ ſon- dern mit Stecken geſchlagen. Jſt das Verbrechen groß/ muͤſſen jhrer
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[464[454]/0502]
Ander Theil der Perſianiſchen
brauchet in gemein die Jndian-die Gelaͤrten aber die Arabiſche Zahl.
Jhre Jugend halten ſie fleiſſig zur Schulen/ welche ſie im Leſen
vnd Schreiben/ Jtem im Alcoran/ vnd bißweilen in Philoſophiſchen
Diſciplinen/ als da iſt; Oratoria, Poeſis, Geometria, Aſtronomia,
Aſtrologia, Phyſica, Ethica, Juris prudentia vnd ars medica, vn-
terrichten laſſen/ bißweilen/ ſage ich; denn jhrer gar wenig/ Studieren/
vnd wer ſolcher Diſciplin Wiſſenſchafft hat/ wird Filoſuf genant/
vnd hochgehalten. Sie haben die Philoſophiam Ariſtotelis, (welche
ſie Poculum mundi nennen) gleich andern Diſciplinen Arabiſch be-
ſchrieben. Dann ſelbe Sprache wird bey jhnen/ gleich bey vns die La-
teiniſche vnd Griechiſche/ worvon ſie gar nichts wiſſen/ gehalten.
Diſciplinæ
apud Perſas.
Am allermeiſten wird die Schreibekunſt geuͤbet/ vnd findet man
wenig Perſianer/ die nicht leſen vnd ſchreiben koͤnnen. Dann weil ſie
keine Druckerey in gantz Perſien haben/ vnd alle Buͤcher muͤſſen ge-
ſchrieben weꝛden/ ſeynd viel tauſ: die ſich von Buͤcherſchꝛeiben ernehren.
Die Jugend aber wird in den Mestziden, welche zugleich jhre
Schulen ſeynd/ von dem Molla oder Pfaffen gelehret. Der Molla ſitzt
in der mitten/ die Knaben alle an den Waͤnden herumb. Leſen bißwei-
len laute vnd zugleich alle einen Text; Jm Leſen wenden ſie ſich von ei-
ner ſeiten zur andern/ gleich wie der Wind das Rohr wehet.
Inſtitution
der Knaben.
Pag. 336.
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Die Knaben/ wenn ſie geſuͤndiget/ werden nicht mit Ruten/ ſon-
dern mit Stecken geſchlagen. Jſt das Verbrechen groß/ muͤſſen jhrer
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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 464[454]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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