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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Dritter Theil der Persianischen
vnd giengen den 4. Aprilis 4. Meilen über etliche mit einzeln Bäu-
men bewathsene Hügel; Vnterwegens stieß eine Carawan Zircassi-
scher vnd Russischer Kauffleute zu vns/ welche sehr froh wurden/ daß
sie in vnser Compagnie gehen vnd für den Räubern sicher überkommen
Einem Räu-
ber wird ein
Rind abge-
jaget.
kunten. Jn dieser Gegend ließ sich ein solcher Räuber sehen. Als er er-
kant wurde eilete vnser Mehemandar mit etlichen Völckern jhm nach/
Er aber nam die Flucht/ versteckte sich im Pusch/ vnd ließ ein geraub-
tes Rind im Stiche/ welches der Mehemandar zu sich nam vnd den
Gesandten verehrete. Nach Mittage kamen wir in ein Dorff Misch-
kar
genant/ zwey Meilen von Niasabath/ woselbst vnser Schiff stran-
dete/ an einem grossen Moraß gelegen. Die Bauren in meinung daß
wir Feinde weren/ waren darvon gelauffen/ hatten sich in den Pusch ver-
stecket vnd alles in den Häusern ligen vnd stehen gelassen. Etliche aber/
als sie vernamen/ was wir für Leute waren/ stelleten sich gegen den A-
bend wider ein. Wir funden allhier in eines Priesters Hause viel köstlich
geschriebene Bücher.

Den 5. Aprilis gieng die Reise 8. Meilen durch wüste Felder vnd
Köktepe.Pusch/ biß zu einen Flecken Köktepe. Vnterwegens traffen wir das
Begräbnis eines heiligen Pyr Schich Molla Jusüf an. Jtem eine
Compagnie von 28. gewapneten Reutern/ welche sagten/ daß sie Bau-
ren in dieser Gegend wonhafft weren. Müsten für den Räubern/ von
welchen die Strassen allhier stets vnsicher/ also starck reisen/ sahen aber
den Räubern selbst nicht vngleich. Die Leute in Köktepe waren Padar,
wohnten an lustigen Hügeln in Häusern/ so zwischen einzeln hohen
Bäumen hin vnd wider zerstrewet/ vnd die meisten halb in die Erde ge-
graben lagen. Es gab dem Gesichte von einem Hause zum andern
schöne perspective.

Kossar, Sam-
bur Kurgani

Rivire.

Den 6. Aprilis 3 Meilen durch Pusch vnd drey Rivire/ Kossar,
Sambur
vnd Kurgani. Der mittelste vnd gröste kömpt vom Gebirge
Elburs, vnd fleust allhier in 5. Arme zertheilet über flachen steinichten
Grund sehr breit/ ist aber nicht so tieff/ daß es den Pferden die Schen-
ckel bedeckete.

Den 7. Aprilis kamen wir nach 3. Meilen in die vhralte Stadt
Derbent.Derbent. Da dann etliche Kisilbasch vns entgegen ritten vnd empfin-
gen. Der Gubernator aber Schahewerdi Sulthan kam nicht mit/ dann
Er wegen einer zwischen jhm vnd den Soldaten entstandenen Vnei-
nigkeit/ sich nicht dürffte auß dem Schlosse wagen.

Diese Stadt setzen die Perser secundum longitud. vnter den 85. gr.
Latitud. aber habe ich auff 41. gr. 50. m. gefunden. Sie liget nach
der lenge von W. in O. gebawet/ ist eine halbe Meile lang/ vnd von ei-
ner Pforte zur andern nur 450. einfache Schritte/ nicht aber wie Joh.
Barb.
schreibet/ medij miliaris spacium, breit. Erstrecket sich vom Ge-
birge bis in die See/ das die Wellen hoch an vnd bisweilen auff die
Mawren spielen. Schleust also den Weg vnd Paß/ so zwischen der

See

Dritter Theil der Perſianiſchen
vnd giengen den 4. Aprilis 4. Meilen uͤber etliche mit einzeln Baͤu-
men bewathſene Huͤgel; Vnterwegens ſtieß eine Carawan Zircaſſi-
ſcher vnd Ruſſiſcher Kauffleute zu vns/ welche ſehr froh wurden/ daß
ſie in vnſer Compagnie gehen vnd fuͤr den Raͤubern ſicher uͤberkommen
Einem Raͤu-
ber wird ein
Rind abge-
jaget.
kunten. Jn dieſer Gegend ließ ſich ein ſolcher Raͤuber ſehen. Als er er-
kant wurde eilete vnſer Mehemandar mit etlichen Voͤlckern jhm nach/
Er aber nam die Flucht/ verſteckte ſich im Puſch/ vnd ließ ein geraub-
tes Rind im Stiche/ welches der Mehemandar zu ſich nam vnd den
Geſandten verehrete. Nach Mittage kamen wir in ein Dorff Misch-
kar
genant/ zwey Meilen von Niaſabath/ woſelbſt vnſer Schiff ſtran-
dete/ an einem groſſen Moraß gelegen. Die Bauren in meinung daß
wir Feinde weren/ waren darvon gelauffen/ hattē ſich in den Puſch ver-
ſtecket vnd alles in den Haͤuſern ligen vnd ſtehen gelaſſen. Etliche aber/
als ſie vernamen/ was wir fuͤr Leute waren/ ſtelleten ſich gegen den A-
bend wider ein. Wir funden allhier in eines Prieſters Hauſe viel koͤſtlich
geſchriebene Buͤcher.

Den 5. Aprilis gieng die Reiſe 8. Meilen durch wuͤſte Felder vnd
Koͤktepe.Puſch/ biß zu einen Flecken Köktepe. Vnterwegens traffen wir das
Begraͤbnis eines heiligen Pyr Schich Molla Jusüf an. Jtem eine
Compagnie von 28. gewapneten Reutern/ welche ſagten/ daß ſie Bau-
ren in dieſer Gegend wonhafft weren. Muͤſten fuͤr den Raͤubern/ von
welchen die Straſſen allhier ſtets vnſicher/ alſo ſtarck reiſen/ ſahen aber
den Raͤubern ſelbſt nicht vngleich. Die Leute in Köktepe waren Padar,
wohnten an luſtigen Huͤgeln in Haͤuſern/ ſo zwiſchen einzeln hohen
Baͤumen hin vnd wider zerſtrewet/ vnd die meiſten halb in die Erde ge-
graben lagen. Es gab dem Geſichte von einem Hauſe zum andern
ſchoͤne perſpective.

Koſſar, Sam-
bur Kurgani

Rivire.

Den 6. Aprilis 3 Meilen durch Puſch vnd drey Rivire/ Koſſar,
Sambur
vnd Kurgani. Der mittelſte vnd groͤſte koͤmpt vom Gebirge
Elburs, vnd fleuſt allhier in 5. Arme zertheilet uͤber flachen ſteinichten
Grund ſehr breit/ iſt aber nicht ſo tieff/ daß es den Pferden die Schen-
ckel bedeckete.

Den 7. Aprilis kamen wir nach 3. Meilen in die vhralte Stadt
Derbent.Derbent. Da dann etliche Kiſilbaſch vns entgegen ritten vnd empfin-
gen. Der Gubernator aber Schahewerdi Sulthan kam nicht mit/ dann
Er wegen einer zwiſchen jhm vnd den Soldaten entſtandenen Vnei-
nigkeit/ ſich nicht duͤrffte auß dem Schloſſe wagen.

Dieſe Stadt ſetzen die Perſer ſecundum longitud. vnter den 85. gr.
Latitud. aber habe ich auff 41. gr. 50. m. gefunden. Sie liget nach
der lenge von W. in O. gebawet/ iſt eine halbe Meile lang/ vnd von ei-
ner Pforte zur andern nur 450. einfache Schritte/ nicht aber wie Joh.
Barb.
ſchreibet/ medij miliaris ſpacium, breit. Erſtrecket ſich vom Ge-
birge bis in die See/ das die Wellen hoch an vnd bisweilen auff die
Mawren ſpielen. Schleuſt alſo den Weg vnd Paß/ ſo zwiſchen der

See
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[498[488]/0536] Dritter Theil der Perſianiſchen vnd giengen den 4. Aprilis 4. Meilen uͤber etliche mit einzeln Baͤu- men bewathſene Huͤgel; Vnterwegens ſtieß eine Carawan Zircaſſi- ſcher vnd Ruſſiſcher Kauffleute zu vns/ welche ſehr froh wurden/ daß ſie in vnſer Compagnie gehen vnd fuͤr den Raͤubern ſicher uͤberkommen kunten. Jn dieſer Gegend ließ ſich ein ſolcher Raͤuber ſehen. Als er er- kant wurde eilete vnſer Mehemandar mit etlichen Voͤlckern jhm nach/ Er aber nam die Flucht/ verſteckte ſich im Puſch/ vnd ließ ein geraub- tes Rind im Stiche/ welches der Mehemandar zu ſich nam vnd den Geſandten verehrete. Nach Mittage kamen wir in ein Dorff Misch- kar genant/ zwey Meilen von Niaſabath/ woſelbſt vnſer Schiff ſtran- dete/ an einem groſſen Moraß gelegen. Die Bauren in meinung daß wir Feinde weren/ waren darvon gelauffen/ hattē ſich in den Puſch ver- ſtecket vnd alles in den Haͤuſern ligen vnd ſtehen gelaſſen. Etliche aber/ als ſie vernamen/ was wir fuͤr Leute waren/ ſtelleten ſich gegen den A- bend wider ein. Wir funden allhier in eines Prieſters Hauſe viel koͤſtlich geſchriebene Buͤcher. Einem Raͤu- ber wird ein Rind abge- jaget. Den 5. Aprilis gieng die Reiſe 8. Meilen durch wuͤſte Felder vnd Puſch/ biß zu einen Flecken Köktepe. Vnterwegens traffen wir das Begraͤbnis eines heiligen Pyr Schich Molla Jusüf an. Jtem eine Compagnie von 28. gewapneten Reutern/ welche ſagten/ daß ſie Bau- ren in dieſer Gegend wonhafft weren. Muͤſten fuͤr den Raͤubern/ von welchen die Straſſen allhier ſtets vnſicher/ alſo ſtarck reiſen/ ſahen aber den Raͤubern ſelbſt nicht vngleich. Die Leute in Köktepe waren Padar, wohnten an luſtigen Huͤgeln in Haͤuſern/ ſo zwiſchen einzeln hohen Baͤumen hin vnd wider zerſtrewet/ vnd die meiſten halb in die Erde ge- graben lagen. Es gab dem Geſichte von einem Hauſe zum andern ſchoͤne perſpective. Koͤktepe. Den 6. Aprilis 3 Meilen durch Puſch vnd drey Rivire/ Koſſar, Sambur vnd Kurgani. Der mittelſte vnd groͤſte koͤmpt vom Gebirge Elburs, vnd fleuſt allhier in 5. Arme zertheilet uͤber flachen ſteinichten Grund ſehr breit/ iſt aber nicht ſo tieff/ daß es den Pferden die Schen- ckel bedeckete. Den 7. Aprilis kamen wir nach 3. Meilen in die vhralte Stadt Derbent. Da dann etliche Kiſilbaſch vns entgegen ritten vnd empfin- gen. Der Gubernator aber Schahewerdi Sulthan kam nicht mit/ dann Er wegen einer zwiſchen jhm vnd den Soldaten entſtandenen Vnei- nigkeit/ ſich nicht duͤrffte auß dem Schloſſe wagen. Derbent. Dieſe Stadt ſetzen die Perſer ſecundum longitud. vnter den 85. gr. Latitud. aber habe ich auff 41. gr. 50. m. gefunden. Sie liget nach der lenge von W. in O. gebawet/ iſt eine halbe Meile lang/ vnd von ei- ner Pforte zur andern nur 450. einfache Schritte/ nicht aber wie Joh. Barb. ſchreibet/ medij miliaris ſpacium, breit. Erſtrecket ſich vom Ge- birge bis in die See/ das die Wellen hoch an vnd bisweilen auff die Mawren ſpielen. Schleuſt alſo den Weg vnd Paß/ ſo zwiſchen der See

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 498[488]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/536>, abgerufen am 22.11.2024.