Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.Venus die hat Juno nicht vermocht zue obsie-
Doch/ wie ich dieses nur lust halben gethan/ so bin ich der ge- Vnter den Jambischen versen sind die zue föderste zue se- sich
Venus die hat Juno nicht vermocht zue obſie-
Doch/ wie ich dieſes nur luſt halben gethan/ ſo bin ich der ge- Vnter den Jambiſchen verſen ſind die zue foͤderſte zue ſe- ſich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0058"/> <p><hi rendition="#fr">Venus die hat Juno nicht vermocht zue obſie-<lb/> gen;</hi> weil <hi rendition="#fr">Venus</hi> vnd <hi rendition="#fr">Juno</hi> Jambiſche/ <hi rendition="#fr">vermocht</hi> ein<lb/> Trochéiſch wort ſein ſ<supplied>o</supplied>ll: <hi rendition="#fr">obſiegen</hi> aber/ weil die erſte ſylbe<lb/> hoch/ die andern zwo niedrig ſein/ hat eben den thon welchen<lb/> bey den lateinern der <hi rendition="#aq">dactylus</hi> hat/ der ſich zueweilen (denn er<lb/> gleichwol auch kan geduldet werden/ wenn er mit vnterſcheide<lb/> geſatzt wird) in vnſere ſprache/ wann man dem geſetze der reimen<lb/> keine gewalt thun wil/ ſo wenig zwingen leßt/ als <hi rendition="#aq">caſtitas, pul-<lb/> chtitudo</hi> vnd dergleiehen in die lateiniſchen vnd <hi rendition="#aq">hexametros</hi><lb/> vnnd <hi rendition="#aq">pentametros</hi> zue bringen ſind. Wiewol die Frantzoſen<lb/> vnd andere/ in den eigentlichen namen ſonderlich/ die accente ſo<lb/> genawe nicht in acht nemen wie ich dann auch auff art des Ron-<lb/> ſardts in einer Ode geſchrieben:</p><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Bin ich mehr als Anacreon/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Als Steſich<hi rendition="#aq">ó</hi>r vnd Simon<hi rendition="#aq">í</hi>des/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Als Antim<hi rendition="#aq">á</hi>chus vnd Bion/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Als Ph<hi rendition="#aq">í</hi>let oder Bacchyl<hi rendition="#aq">í</hi>des?</hi> </l> </lg> </quote> </cit><lb/> <p>Doch/ wie ich dieſes nur luſt halben gethan/ ſo bin ich der ge-<lb/> dancken/ man ſolle den lateiniſchen accenten ſo viel moͤglich<lb/> nachkommen.</p><lb/> <p>Vnter den Jambiſchen verſen ſind die zue foͤderſte zue ſe-<lb/> tzen/ welche man Alexandriniſche/ von jhrem erſten erfinder/ der<lb/> ein Jtaliener ſoll geweſen ſein/ zue nennen pfleget/ vnd werden<lb/> an ſtatt der Griechen vnd Roͤmer heroiſchen verſe gebraucht:<lb/> Ob gleich Ronſardt die <hi rendition="#aq">Vers communs</hi> der gemeinen verſe/<lb/> von denen wir ſtracks ſagen werden/ hierzue tuͤchtiger zue ſein<lb/> vermeinet; weil die Alexandriniſchen wegen jhrer weitleufftig-<lb/> keit der vngebundenen vnnd freyen rede zue ſehr aͤhnlich ſindt/<lb/> wann ſie nicht jhren mann finden/ der ſie mit lebendigen farben<lb/> herauß zue ſtreichen weiß. Weil aber dieſes einem Poeten zue-<lb/> ſtehet/ vñ die vber welcher vermoͤgen es iſt nicht gezwungen ſind<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
Venus die hat Juno nicht vermocht zue obſie-
gen; weil Venus vnd Juno Jambiſche/ vermocht ein
Trochéiſch wort ſein ſoll: obſiegen aber/ weil die erſte ſylbe
hoch/ die andern zwo niedrig ſein/ hat eben den thon welchen
bey den lateinern der dactylus hat/ der ſich zueweilen (denn er
gleichwol auch kan geduldet werden/ wenn er mit vnterſcheide
geſatzt wird) in vnſere ſprache/ wann man dem geſetze der reimen
keine gewalt thun wil/ ſo wenig zwingen leßt/ als caſtitas, pul-
chtitudo vnd dergleiehen in die lateiniſchen vnd hexametros
vnnd pentametros zue bringen ſind. Wiewol die Frantzoſen
vnd andere/ in den eigentlichen namen ſonderlich/ die accente ſo
genawe nicht in acht nemen wie ich dann auch auff art des Ron-
ſardts in einer Ode geſchrieben:
Bin ich mehr als Anacreon/
Als Steſichór vnd Simonídes/
Als Antimáchus vnd Bion/
Als Phílet oder Bacchylídes?
Doch/ wie ich dieſes nur luſt halben gethan/ ſo bin ich der ge-
dancken/ man ſolle den lateiniſchen accenten ſo viel moͤglich
nachkommen.
Vnter den Jambiſchen verſen ſind die zue foͤderſte zue ſe-
tzen/ welche man Alexandriniſche/ von jhrem erſten erfinder/ der
ein Jtaliener ſoll geweſen ſein/ zue nennen pfleget/ vnd werden
an ſtatt der Griechen vnd Roͤmer heroiſchen verſe gebraucht:
Ob gleich Ronſardt die Vers communs der gemeinen verſe/
von denen wir ſtracks ſagen werden/ hierzue tuͤchtiger zue ſein
vermeinet; weil die Alexandriniſchen wegen jhrer weitleufftig-
keit der vngebundenen vnnd freyen rede zue ſehr aͤhnlich ſindt/
wann ſie nicht jhren mann finden/ der ſie mit lebendigen farben
herauß zue ſtreichen weiß. Weil aber dieſes einem Poeten zue-
ſtehet/ vñ die vber welcher vermoͤgen es iſt nicht gezwungen ſind
ſich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |