Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.Sonnet an einen gewissen Berg. DV grüner Berg/ der du mit zweyen Spitzen Parnasso gleichst/ du hoher Felß/ bey dir Wünsch ich in Ruh zubleiben für vnd für/ Vnd deine Lust gantz einsam zubesitzen/ Weil du mir auch vor aller Welt kanst nützen/ Dann wann ich bin auff deinen Klippen hier Seh' ich allzeit der jenen orth für mir/ Die für dem Tod alleine mich kan schützen/ Mein höchste Frewd vnd meines Lebens Leben: So weiß ich auch/ daß man sonst nirgendt findt Mit solcher Zier ein einig orth vmbgeben/ Natura hat die Lust allher gesetzet/ Daß/ die auff dich mit Müh gestiegen sindt/ Hinwiderumb auch würden recht ergetzet. Epigramma. DIe Vögel von dem Leim des Stellers offt entschleichen/ Der Fisch des Fischers Netz nicht gern zu nahe geht/ Von wegen seiner Vers ist sicher der Poet/ Dem Kriegesmanne viel der Waffen halben weichen/ Man will den Scorpion des Gifftes wegen nicht/ Vmb grosse Listigkeit den Fuchs die Thiere schewen/ Von wegen seiner Macht verneidet man den Löwen/ An einem Weibesbild' ist mächtig das Gesicht. Nachtklag. Auff die Melodey: Kehr vmb mein Seel/ etc. JEtzt blicken auß des Himmels Saal Die güldne Sternen allzumahl/ Ich bin ohn Hoffnung gantz allein/ Ich wach/ vnd andre schlaffen ein. Ihr Jungfraw/ lieget in der Ruh/ Vnd habet ewer äuglein zu/ Ihr
Sonnet an einen gewiſſen Berg. DV gruͤner Berg/ der du mit zweyen Spitzen Parnaſſo gleichſt/ du hoher Felß/ bey dir Wuͤnſch ich in Ruh zubleiben fuͤr vnd fuͤr/ Vnd deine Luſt gantz einſam zubeſitzen/ Weil du mir auch vor aller Welt kanſt nuͤtzen/ Dann wann ich bin auff deinen Klippen hier Seh’ ich allzeit der jenen orth fuͤr mir/ Die fuͤr dem Tod alleine mich kan ſchuͤtzen/ Mein hoͤchſte Frewd vnd meines Lebens Leben: So weiß ich auch/ daß man ſonſt nirgendt findt Mit ſolcher Zier ein einig orth vmbgeben/ Natura hat die Luſt allher geſetzet/ Daß/ die auff dich mit Muͤh geſtiegen ſindt/ Hinwiderumb auch wuͤrden recht ergetzet. Epigramma. DIe Voͤgel von dem Leim des Stellers offt entſchleichen/ Der Fiſch des Fiſchers Netz nicht gern zu nahe geht/ Von wegen ſeiner Vers iſt ſicher der Poet/ Dem Kriegesmanne viel der Waffen halben weichen/ Man will den Scorpion des Gifftes wegen nicht/ Vmb groſſe Liſtigkeit den Fuchs die Thiere ſchewen/ Von wegen ſeiner Macht verneidet man den Loͤwen/ An einem Weibesbild’ iſt maͤchtig das Geſicht. Nachtklag. Auff die Melodey: Kehr vmb mein Seel/ ꝛc. JEtzt blicken auß des Himmels Saal Die guͤldne Sternen allzumahl/ Ich bin ohn Hoffnung gantz allein/ Ich wach/ vnd andre ſchlaffen ein. Ihr Jungfraw/ lieget in der Ruh/ Vnd habet ewer aͤuglein zu/ Ihr
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Hinwiderumb auch wuͤrden recht ergetzet.
Epigramma.
DIe Voͤgel von dem Leim des Stellers offt entſchleichen/
Der Fiſch des Fiſchers Netz nicht gern zu nahe geht/
Von wegen ſeiner Vers iſt ſicher der Poet/
Dem Kriegesmanne viel der Waffen halben weichen/
Man will den Scorpion des Gifftes wegen nicht/
Vmb groſſe Liſtigkeit den Fuchs die Thiere ſchewen/
Von wegen ſeiner Macht verneidet man den Loͤwen/
An einem Weibesbild’ iſt maͤchtig das Geſicht.
Nachtklag.
Auff die Melodey: Kehr vmb mein Seel/ ꝛc.
JEtzt blicken auß des Himmels Saal
Die guͤldne Sternen allzumahl/
Ich bin ohn Hoffnung gantz allein/
Ich wach/ vnd andre ſchlaffen ein.
Ihr Jungfraw/ lieget in der Ruh/
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