Opitz, Martin: Schäfferey Von der Nimfen Hercinie. Breslau, 1630.einander. Also legte sie es auff wacholterholtz vndt eisenkraut/ So mußen gleichfalls auch deßelbten sinnen brennen/ Der von sich selbst nicht wil den trewen sinn erkennen. Ferner knüpffte sie einen haarlocken vmb drey federn von vn- Diß sindt die federn hier so ich zue diesem wesen/ Auß dreyen nestern zwar/ vmb mitternacht erlesen Vom vogel den ich weiß; diß ist sein eignes haar Das bey dem lincken ohr ein falsches zeichen war Der liebe die er fleucht: die feder leßt das fliegen; Sein haar wirdt jetzt ein bandt; er soll mir auch erliegen. Auff diß sprützete sie drey mal in jhre schoß/ nam ein bildlein Vngrad ist den göttern lieb; dreymal ist er auch gebunden; Dreyer farben faden sindt vmb den harten halß gewunden. Vnter solcher rede stach sie mitt einer langen nadel drey mal Also geh' es auch dem hertzen Das ein weibes bildr barff schertzen. warff es hierüber in das sewer mitt diesem worte: Wie das reine wachs muß rinnen/ Soll jhm schmeltzen muth vndr sinnen. Nach dem nun alles nieder gebrennet war/ grieff sie auff die wetter/ G ij
einander. Alſo legte ſie es auff wacholterholtz vndt eiſenkraut/ So mußen gleichfalls auch deßelbten ſinnen brennen/ Der von ſich ſelbſt nicht wil den trewen ſinn erkennen. Ferner knuͤpffte ſie einen haarlocken vmb drey federn von vn- Diß ſindt die federn hier ſo ich zue dieſem weſen/ Auß dreyen neſtern zwar/ vmb mitternacht erleſen Vom vogel den ich weiß; diß iſt ſein eignes haar Das bey dem lincken ohr ein falſches zeichen war Der liebe die er fleucht: die feder leßt das fliegen; Sein haar wirdt jetzt ein bandt; er ſoll mir auch erliegen. Auff diß ſpruͤtzete ſie drey mal in jhre ſchoß/ nam ein bildlein Vngrad iſt den goͤttern lieb; dreymal iſt er auch gebunden; Dreyer farben faden ſindt vmb den harten halß gewunden. Vnter ſolcher rede ſtach ſie mitt einer langen nadel drey mal Alſo geh’ es auch dem hertzen Das ein weibes bildr barff ſchertzen. warff es hieruͤber in das ſewer mitt dieſem worte: Wie das reine wachs muß rinnen/ Soll jhm ſchmeltzen muth vndr ſinnen. Nach dem nun alles nieder gebrennet war/ grieff ſie auff die wetter/ G ij
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einander. Alſo legte ſie es auff wacholterholtz vndt eiſenkraut/
darbey vngebrauchter ſchwefel vndt weyrauch war/ zuͤndete es
auff/ vndt wie der loh in die hoͤhe ſchlug/ redete ſie folgende worte:
So mußen gleichfalls auch deßelbten ſinnen brennen/
Der von ſich ſelbſt nicht wil den trewen ſinn erkennen.
Ferner knuͤpffte ſie einen haarlocken vmb drey federn von vn-
gleicher farben/ vndt ſprach:
Diß ſindt die federn hier ſo ich zue dieſem weſen/
Auß dreyen neſtern zwar/ vmb mitternacht erleſen
Vom vogel den ich weiß; diß iſt ſein eignes haar
Das bey dem lincken ohr ein falſches zeichen war
Der liebe die er fleucht: die feder leßt das fliegen;
Sein haar wirdt jetzt ein bandt; er ſoll mir auch erliegen.
Auff diß ſpruͤtzete ſie drey mal in jhre ſchoß/ nam ein bildlein
von jungfrawenwachſe in die handt/ beraucherte daßelbte/ bandt
jhm drey woͤllene faden von dreyerley farben vmb den halß/ vndt
ſagte:
Vngrad iſt den goͤttern lieb; dreymal iſt er auch gebunden;
Dreyer farben faden ſindt vmb den harten halß gewunden.
Vnter ſolcher rede ſtach ſie mitt einer langen nadel drey mal
hinein/ vndt fieng an:
Alſo geh’ es auch dem hertzen
Das ein weibes bildr barff ſchertzen.
warff es hieruͤber in das ſewer mitt dieſem worte:
Wie das reine wachs muß rinnen/
Soll jhm ſchmeltzen muth vndr ſinnen.
Nach dem nun alles nieder gebrennet war/ grieff ſie auff die
erden/ warff die aſche drey mal uͤber den kopff/ ſahe nicht hinter
ſich/ vndt hub wie erſtlich mitt verbrochenen worten an zue mur-
meln. Sie hatte jhre ſchreckliche beſchwerungen in dem maule
herumb zue werffen nicht recht angefangen/ als ſich ein maͤchtiges
wetter/
G ij
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