weil Du noch klein warst -- werden die Kinder groß werden, werden die Sorgen auch groß!"
"Aber Mutter," sagte Johannes, "warum denn im- mer klagen? Kannst Du denn auch jetzt die Sorgen nicht vergessen, von denen ich gar nicht weiß, worin sie bestehen -- die Sorgen um mich, auch jetzt wo ich da bin?"
"Just jetzt Johannes!" seufzte die Mutter.
Der Sohn sah sie recht betrübt an. Er konnte leicht heftig werden und aufbrausen, wenn ihn Jemand kränkte oder redete, wie er dachte, daß es nicht recht sei. Aber mit seiner Mutter hatte er Geduld, er konnte von ihr Alles ruhig anhören -- nur daß es ihm gerade von ihr um so weher that, wenn sie ihn anders nahm als er war, oder sich unnütz um ihn ängstigte und betrübte. "Nun sag' einmal," begann er, "bist immer noch in Angst, weil ich die Burschen im Dorf zum Singen bringe, vom Trinken und Spielen hinweg, das ihnen nun an- fängt, ein Gräuel zu werden. Jst's denn nicht gut so? aber 's giebt Leute hier im Dorf, welche mich deshalb ausschelten und wider mich aufsässig sind, die haben Dir mit üblen Reden bange gemacht und Du hast auf sie gehört? Gelt, das sind die großen Sorgen, um Deinen großen Johannes?"
"Nein, nein so ist's nicht," rief Mutter Eva, "daran
weil Du noch klein warſt — werden die Kinder groß werden, werden die Sorgen auch groß!“
„Aber Mutter,“ ſagte Johannes, „warum denn im- mer klagen? Kannſt Du denn auch jetzt die Sorgen nicht vergeſſen, von denen ich gar nicht weiß, worin ſie beſtehen — die Sorgen um mich, auch jetzt wo ich da bin?“
„Juſt jetzt Johannes!“ ſeufzte die Mutter.
Der Sohn ſah ſie recht betruͤbt an. Er konnte leicht heftig werden und aufbrauſen, wenn ihn Jemand kraͤnkte oder redete, wie er dachte, daß es nicht recht ſei. Aber mit ſeiner Mutter hatte er Geduld, er konnte von ihr Alles ruhig anhoͤren — nur daß es ihm gerade von ihr um ſo weher that, wenn ſie ihn anders nahm als er war, oder ſich unnuͤtz um ihn aͤngſtigte und betruͤbte. „Nun ſag’ einmal,“ begann er, „biſt immer noch in Angſt, weil ich die Burſchen im Dorf zum Singen bringe, vom Trinken und Spielen hinweg, das ihnen nun an- faͤngt, ein Graͤuel zu werden. Jſt’s denn nicht gut ſo? aber ’s giebt Leute hier im Dorf, welche mich deshalb ausſchelten und wider mich aufſaͤſſig ſind, die haben Dir mit uͤblen Reden bange gemacht und Du haſt auf ſie gehoͤrt? Gelt, das ſind die großen Sorgen, um Deinen großen Johannes?“
„Nein, nein ſo iſt’s nicht,“ rief Mutter Eva, „daran
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weil Du noch klein warſt — werden die Kinder groß
werden, werden die Sorgen auch groß!“
„Aber Mutter,“ ſagte Johannes, „warum denn im-
mer klagen? Kannſt Du denn auch jetzt die Sorgen
nicht vergeſſen, von denen ich gar nicht weiß, worin ſie
beſtehen — die Sorgen um mich, auch jetzt wo ich
da bin?“
„Juſt jetzt Johannes!“ ſeufzte die Mutter.
Der Sohn ſah ſie recht betruͤbt an. Er konnte leicht
heftig werden und aufbrauſen, wenn ihn Jemand kraͤnkte
oder redete, wie er dachte, daß es nicht recht ſei. Aber
mit ſeiner Mutter hatte er Geduld, er konnte von ihr
Alles ruhig anhoͤren — nur daß es ihm gerade von ihr
um ſo weher that, wenn ſie ihn anders nahm als er
war, oder ſich unnuͤtz um ihn aͤngſtigte und betruͤbte.
„Nun ſag’ einmal,“ begann er, „biſt immer noch in
Angſt, weil ich die Burſchen im Dorf zum Singen bringe,
vom Trinken und Spielen hinweg, das ihnen nun an-
faͤngt, ein Graͤuel zu werden. Jſt’s denn nicht gut ſo?
aber ’s giebt Leute hier im Dorf, welche mich deshalb
ausſchelten und wider mich aufſaͤſſig ſind, die haben Dir
mit uͤblen Reden bange gemacht und Du haſt auf ſie
gehoͤrt? Gelt, das ſind die großen Sorgen, um Deinen
großen Johannes?“
„Nein, nein ſo iſt’s nicht,“ rief Mutter Eva, „daran
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/188>, abgerufen am 24.11.2024.
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