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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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der ganzen Anwesenden um, als frage er Jeden: wie
nur hier eine andere Einrichtung als vernünftig denkbar sei.

Höhnend aber fuhr Martin fort: "Euer lieber Herr
Johannes aber, der für Eure Maienbäumchen so besorgt
ist, hat gerade umgekehrt gesagt: das sei gar nicht in der
Ordnung, dadurch würden die Wildjäger zu Menschenjä-
gern, zu ganz gemeinen Mördern, die aber das Gesetz, statt
sie zu bestrafen im vorkommenden Falle, in Schutz nehme;
ja die Verblendung ginge so weit, daß diese Leute mein-
ten, wenn sie in ihrem stolzen Uebermuth einen Mord
begingen, nur ihre Pflicht gethan zu haben und gar noch
desselben sich rühmten. Dies müsse durchaus anders
werden. Die Wilddiebe und Holzfrevler seien wohl gesetzlich
zu bestrafen, wie alle Verbrecher, aber ihr Leben dürfte
nicht der Willkür eines Jägers Preis gegeben sein. Es
müsse den Jägern verboten werden, auf Menschen zu schießen
und wenn sie es dennoch thäten, müßten sie als Mörder
bestraft werden."

"Nun hört auf mit Eurem Unsinn!" schrie der För-
ster wüthend auf, und das hat wirklich der Johannes
Alles gesagt?"

"Genau wie ich Euch sage!" versicherte Martin.

"Und er ist dafür von allen Leuten als ein verrück-
ter Junge tüchtig ausgelacht worden?" frug der Förster
heftig weiter.

der ganzen Anweſenden um, als frage er Jeden: wie
nur hier eine andere Einrichtung als vernuͤnftig denkbar ſei.

Hoͤhnend aber fuhr Martin fort: „Euer lieber Herr
Johannes aber, der fuͤr Eure Maienbaͤumchen ſo beſorgt
iſt, hat gerade umgekehrt geſagt: das ſei gar nicht in der
Ordnung, dadurch wuͤrden die Wildjaͤger zu Menſchenjaͤ-
gern, zu ganz gemeinen Moͤrdern, die aber das Geſetz, ſtatt
ſie zu beſtrafen im vorkommenden Falle, in Schutz nehme;
ja die Verblendung ginge ſo weit, daß dieſe Leute mein-
ten, wenn ſie in ihrem ſtolzen Uebermuth einen Mord
begingen, nur ihre Pflicht gethan zu haben und gar noch
deſſelben ſich ruͤhmten. Dies muͤſſe durchaus anders
werden. Die Wilddiebe und Holzfrevler ſeien wohl geſetzlich
zu beſtrafen, wie alle Verbrecher, aber ihr Leben duͤrfte
nicht der Willkuͤr eines Jaͤgers Preis gegeben ſein. Es
muͤſſe den Jaͤgern verboten werden, auf Menſchen zu ſchießen
und wenn ſie es dennoch thaͤten, muͤßten ſie als Moͤrder
beſtraft werden.“

„Nun hoͤrt auf mit Eurem Unſinn!“ ſchrie der Foͤr-
ſter wuͤthend auf, und das hat wirklich der Johannes
Alles geſagt?“

„Genau wie ich Euch ſage!“ verſicherte Martin.

„Und er iſt dafuͤr von allen Leuten als ein verruͤck-
ter Junge tuͤchtig ausgelacht worden?“ frug der Foͤrſter
heftig weiter.

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[226/0234] der ganzen Anweſenden um, als frage er Jeden: wie nur hier eine andere Einrichtung als vernuͤnftig denkbar ſei. Hoͤhnend aber fuhr Martin fort: „Euer lieber Herr Johannes aber, der fuͤr Eure Maienbaͤumchen ſo beſorgt iſt, hat gerade umgekehrt geſagt: das ſei gar nicht in der Ordnung, dadurch wuͤrden die Wildjaͤger zu Menſchenjaͤ- gern, zu ganz gemeinen Moͤrdern, die aber das Geſetz, ſtatt ſie zu beſtrafen im vorkommenden Falle, in Schutz nehme; ja die Verblendung ginge ſo weit, daß dieſe Leute mein- ten, wenn ſie in ihrem ſtolzen Uebermuth einen Mord begingen, nur ihre Pflicht gethan zu haben und gar noch deſſelben ſich ruͤhmten. Dies muͤſſe durchaus anders werden. Die Wilddiebe und Holzfrevler ſeien wohl geſetzlich zu beſtrafen, wie alle Verbrecher, aber ihr Leben duͤrfte nicht der Willkuͤr eines Jaͤgers Preis gegeben ſein. Es muͤſſe den Jaͤgern verboten werden, auf Menſchen zu ſchießen und wenn ſie es dennoch thaͤten, muͤßten ſie als Moͤrder beſtraft werden.“ „Nun hoͤrt auf mit Eurem Unſinn!“ ſchrie der Foͤr- ſter wuͤthend auf, und das hat wirklich der Johannes Alles geſagt?“ „Genau wie ich Euch ſage!“ verſicherte Martin. „Und er iſt dafuͤr von allen Leuten als ein verruͤck- ter Junge tuͤchtig ausgelacht worden?“ frug der Foͤrſter heftig weiter.

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/234>, abgerufen am 23.11.2024.