Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

noch besonders auf die Gefahren aufmerksam zu machen,
in welche der Aufwiegler Johannes das ganze Dorf und
das ganze Land stürze, er rufe die Gerichte um Schutz
gegen diesen seinen Unterthanen an: man möge das Dorf
von diesem gefährlichen Subjekt befreien. An einen An-
laß dazu könne es gewiß nicht fehlen, wenn man ihn
näher beobachte -- er, der Graf, habe ihm bereits erklärt,
daß er seine Burg verlassen müsse, aber das allein sei
nicht genug -- er, der Graf, habe in der Ferne nur
eben erst von dem hochverrätherischen Treiben dieses Men-
schen erfahren -- wie man es aber in der Nähe so lange
ruhig habe mit ansehen können, begreife er nicht und
müsse hiermit die Obrigkeit an ihre Pflicht erinnern. --

Christlieb, der Bote Martin und noch Einige ihres
Anhanges konnten nun nicht wissen, welchen Eindruck
das Schreiben des Försters auf und bei dem Grafen
machen werde, und da sie nun vor allen Dingen sich des
Johannes wo möglich entledigen und es wenigstens dahin
bringen wollten, daß die Turnerei künftig unterbleibe und
überhaupt alle ähnlichen Neuerungen, so hatten sie sich
beredet, an dem Tage, wo die Fremden da wären, eine
Prügelei zu Stande zu bringen und so eine Unruhe an-
zuzetteln, deren Schuld sie allein auf ihre Feinde schieben
wollten, hauptsächlich auf Johannes, der die Leute so
aufrege, daß das sonst so ruhige Dorf gar nicht mehr

noch beſonders auf die Gefahren aufmerkſam zu machen,
in welche der Aufwiegler Johannes das ganze Dorf und
das ganze Land ſtuͤrze, er rufe die Gerichte um Schutz
gegen dieſen ſeinen Unterthanen an: man moͤge das Dorf
von dieſem gefaͤhrlichen Subjekt befreien. An einen An-
laß dazu koͤnne es gewiß nicht fehlen, wenn man ihn
naͤher beobachte — er, der Graf, habe ihm bereits erklaͤrt,
daß er ſeine Burg verlaſſen muͤſſe, aber das allein ſei
nicht genug — er, der Graf, habe in der Ferne nur
eben erſt von dem hochverraͤtheriſchen Treiben dieſes Men-
ſchen erfahren — wie man es aber in der Naͤhe ſo lange
ruhig habe mit anſehen koͤnnen, begreife er nicht und
muͤſſe hiermit die Obrigkeit an ihre Pflicht erinnern. —

Chriſtlieb, der Bote Martin und noch Einige ihres
Anhanges konnten nun nicht wiſſen, welchen Eindruck
das Schreiben des Foͤrſters auf und bei dem Grafen
machen werde, und da ſie nun vor allen Dingen ſich des
Johannes wo moͤglich entledigen und es wenigſtens dahin
bringen wollten, daß die Turnerei kuͤnftig unterbleibe und
uͤberhaupt alle aͤhnlichen Neuerungen, ſo hatten ſie ſich
beredet, an dem Tage, wo die Fremden da waͤren, eine
Pruͤgelei zu Stande zu bringen und ſo eine Unruhe an-
zuzetteln, deren Schuld ſie allein auf ihre Feinde ſchieben
wollten, hauptſaͤchlich auf Johannes, der die Leute ſo
aufrege, daß das ſonſt ſo ruhige Dorf gar nicht mehr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0287" n="279"/>
noch be&#x017F;onders auf die Gefahren aufmerk&#x017F;am zu machen,<lb/>
in welche der Aufwiegler Johannes das ganze Dorf und<lb/>
das ganze Land &#x017F;tu&#x0364;rze, er rufe die Gerichte um Schutz<lb/>
gegen die&#x017F;en &#x017F;einen Unterthanen an: man mo&#x0364;ge das Dorf<lb/>
von die&#x017F;em gefa&#x0364;hrlichen Subjekt befreien. An einen An-<lb/>
laß dazu ko&#x0364;nne es gewiß nicht fehlen, wenn man ihn<lb/>
na&#x0364;her beobachte &#x2014; er, der Graf, habe ihm bereits erkla&#x0364;rt,<lb/>
daß er &#x017F;eine Burg verla&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, aber das allein &#x017F;ei<lb/>
nicht genug &#x2014; er, der Graf, habe in der Ferne nur<lb/>
eben er&#x017F;t von dem hochverra&#x0364;theri&#x017F;chen Treiben die&#x017F;es Men-<lb/>
&#x017F;chen erfahren &#x2014; wie man es aber in der Na&#x0364;he &#x017F;o lange<lb/>
ruhig habe mit an&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen, begreife er nicht und<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e hiermit die Obrigkeit an ihre Pflicht erinnern. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Chri&#x017F;tlieb, der Bote Martin und noch Einige ihres<lb/>
Anhanges konnten nun nicht wi&#x017F;&#x017F;en, welchen Eindruck<lb/>
das Schreiben des Fo&#x0364;r&#x017F;ters auf und bei dem Grafen<lb/>
machen werde, und da &#x017F;ie nun vor allen Dingen &#x017F;ich des<lb/>
Johannes wo mo&#x0364;glich entledigen und es wenig&#x017F;tens dahin<lb/>
bringen wollten, daß die Turnerei ku&#x0364;nftig unterbleibe und<lb/>
u&#x0364;berhaupt alle a&#x0364;hnlichen Neuerungen, &#x017F;o hatten &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
beredet, an dem Tage, wo die Fremden da wa&#x0364;ren, eine<lb/>
Pru&#x0364;gelei zu Stande zu bringen und &#x017F;o eine Unruhe an-<lb/>
zuzetteln, deren Schuld &#x017F;ie allein auf ihre Feinde &#x017F;chieben<lb/>
wollten, haupt&#x017F;a&#x0364;chlich auf Johannes, der die Leute &#x017F;o<lb/>
aufrege, daß das &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o ruhige Dorf gar nicht mehr<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0287] noch beſonders auf die Gefahren aufmerkſam zu machen, in welche der Aufwiegler Johannes das ganze Dorf und das ganze Land ſtuͤrze, er rufe die Gerichte um Schutz gegen dieſen ſeinen Unterthanen an: man moͤge das Dorf von dieſem gefaͤhrlichen Subjekt befreien. An einen An- laß dazu koͤnne es gewiß nicht fehlen, wenn man ihn naͤher beobachte — er, der Graf, habe ihm bereits erklaͤrt, daß er ſeine Burg verlaſſen muͤſſe, aber das allein ſei nicht genug — er, der Graf, habe in der Ferne nur eben erſt von dem hochverraͤtheriſchen Treiben dieſes Men- ſchen erfahren — wie man es aber in der Naͤhe ſo lange ruhig habe mit anſehen koͤnnen, begreife er nicht und muͤſſe hiermit die Obrigkeit an ihre Pflicht erinnern. — Chriſtlieb, der Bote Martin und noch Einige ihres Anhanges konnten nun nicht wiſſen, welchen Eindruck das Schreiben des Foͤrſters auf und bei dem Grafen machen werde, und da ſie nun vor allen Dingen ſich des Johannes wo moͤglich entledigen und es wenigſtens dahin bringen wollten, daß die Turnerei kuͤnftig unterbleibe und uͤberhaupt alle aͤhnlichen Neuerungen, ſo hatten ſie ſich beredet, an dem Tage, wo die Fremden da waͤren, eine Pruͤgelei zu Stande zu bringen und ſo eine Unruhe an- zuzetteln, deren Schuld ſie allein auf ihre Feinde ſchieben wollten, hauptſaͤchlich auf Johannes, der die Leute ſo aufrege, daß das ſonſt ſo ruhige Dorf gar nicht mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/287
Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/287>, abgerufen am 22.11.2024.