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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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funden, wenn Sie einmal Jhre Heimath besuchen, werde
ich mich freuen, Sie in meinem Schlosse zu sehen --
und kann ich nicht vielleicht hier etwas für Sie thun --
ich unterstütze Talente gern --" "Sie sehen," sagte ich,
daß ich mich mit Hülfe unsres ehemaligen braven Herrn
Gerichtshalters schon ein Wenig herausgearbeitet habe --
hier brauche ich Jhre Güte nicht in Anspruch zu neh-
men, aber wenn ich wieder in mein Dorf gehe, da hätt'
ich wohl eine Bitte" -- er mochte denken Wunder was
ich fordern werde und sah mich groß an -- ich bat ihn
um die Erlaubniß, in seinem Thurm zu wohnen, wor-
über er sogar lachte und mir am andern Tag einen
Brief an seinen Vogt zur Legitimation zuschickte."

Durch diese kleine Geschichte stieg nun unser Jo-
hannes auf's Neue sehr in Ansehn und Liebe bei Allen,
die sie hörten. Der Gutsherr, wußten sie, war ein
sehr stolzer Mann, der sie ganz wie Unterthanen be-
trachtete -- er war aber doch gegen Johannes freundlich
gewesen -- und dieser hatte gleich einen Beweis gegeben,
wie er auch vor den Herren mit Stern und Orden sich
als armen Bauerjungen zu erkennen gab.

So verging nun der ganze Abend noch auf's Fröh-
lichste. Am seligsten von Allen war aber doch Mutter
Eva und konnte nun auch erst recht die Freude der Käthe
über ihren Buben von ganzem Herzen theilen. Nun

funden, wenn Sie einmal Jhre Heimath beſuchen, werde
ich mich freuen, Sie in meinem Schloſſe zu ſehen —
und kann ich nicht vielleicht hier etwas fuͤr Sie thun —
ich unterſtuͤtze Talente gern —“ „Sie ſehen,“ ſagte ich,
daß ich mich mit Huͤlfe unſres ehemaligen braven Herrn
Gerichtshalters ſchon ein Wenig herausgearbeitet habe —
hier brauche ich Jhre Guͤte nicht in Anſpruch zu neh-
men, aber wenn ich wieder in mein Dorf gehe, da haͤtt’
ich wohl eine Bitte“ — er mochte denken Wunder was
ich fordern werde und ſah mich groß an — ich bat ihn
um die Erlaubniß, in ſeinem Thurm zu wohnen, wor-
uͤber er ſogar lachte und mir am andern Tag einen
Brief an ſeinen Vogt zur Legitimation zuſchickte.“

Durch dieſe kleine Geſchichte ſtieg nun unſer Jo-
hannes auf’s Neue ſehr in Anſehn und Liebe bei Allen,
die ſie hoͤrten. Der Gutsherr, wußten ſie, war ein
ſehr ſtolzer Mann, der ſie ganz wie Unterthanen be-
trachtete — er war aber doch gegen Johannes freundlich
geweſen — und dieſer hatte gleich einen Beweis gegeben,
wie er auch vor den Herren mit Stern und Orden ſich
als armen Bauerjungen zu erkennen gab.

So verging nun der ganze Abend noch auf’s Froͤh-
lichſte. Am ſeligſten von Allen war aber doch Mutter
Eva und konnte nun auch erſt recht die Freude der Kaͤthe
uͤber ihren Buben von ganzem Herzen theilen. Nun

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[59/0067] funden, wenn Sie einmal Jhre Heimath beſuchen, werde ich mich freuen, Sie in meinem Schloſſe zu ſehen — und kann ich nicht vielleicht hier etwas fuͤr Sie thun — ich unterſtuͤtze Talente gern —“ „Sie ſehen,“ ſagte ich, daß ich mich mit Huͤlfe unſres ehemaligen braven Herrn Gerichtshalters ſchon ein Wenig herausgearbeitet habe — hier brauche ich Jhre Guͤte nicht in Anſpruch zu neh- men, aber wenn ich wieder in mein Dorf gehe, da haͤtt’ ich wohl eine Bitte“ — er mochte denken Wunder was ich fordern werde und ſah mich groß an — ich bat ihn um die Erlaubniß, in ſeinem Thurm zu wohnen, wor- uͤber er ſogar lachte und mir am andern Tag einen Brief an ſeinen Vogt zur Legitimation zuſchickte.“ Durch dieſe kleine Geſchichte ſtieg nun unſer Jo- hannes auf’s Neue ſehr in Anſehn und Liebe bei Allen, die ſie hoͤrten. Der Gutsherr, wußten ſie, war ein ſehr ſtolzer Mann, der ſie ganz wie Unterthanen be- trachtete — er war aber doch gegen Johannes freundlich geweſen — und dieſer hatte gleich einen Beweis gegeben, wie er auch vor den Herren mit Stern und Orden ſich als armen Bauerjungen zu erkennen gab. So verging nun der ganze Abend noch auf’s Froͤh- lichſte. Am ſeligſten von Allen war aber doch Mutter Eva und konnte nun auch erſt recht die Freude der Kaͤthe uͤber ihren Buben von ganzem Herzen theilen. Nun

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/67>, abgerufen am 18.05.2024.