Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.IX. Sonntag-Abend.
Alfred Meißner. Es war kalt, ach schneidend kalt draußen. Der Himmel schien sich immer höher wölben zu wollen, als mög' er gar Nichts mehr wissen von der armen erstarrten Erde, und die Sterne kamen funkelnd heraus, einer nach dem andern, und es war als wetteiferten sie alle mit einander im hellen Flimmern und Prunken. Es war kalt, ach schneidend kalt drinnen. Drinnen in den elenden Wohnungen der Fabrikarbeiter. Auf den meisten Heerden war längst das letzte im Walde aufgelesene Reisholz verbrannt, und wo ja noch ein paar Stücklein Kohlenvorrath waren, da glimmten sie in einem alten großen Ofen, der nur die empfangene Wärme von sich gegeben hätte, wenn ein großes Feuer ihn hätte zu durchhitzen vermogt. Durch die halb mit Papier verklebten, mit Lumpen IX. Sonntag-Abend.
Alfred Meißner. Es war kalt, ach schneidend kalt draußen. Der Himmel schien sich immer höher wölben zu wollen, als mög’ er gar Nichts mehr wissen von der armen erstarrten Erde, und die Sterne kamen funkelnd heraus, einer nach dem andern, und es war als wetteiferten sie alle mit einander im hellen Flimmern und Prunken. Es war kalt, ach schneidend kalt drinnen. Drinnen in den elenden Wohnungen der Fabrikarbeiter. Auf den meisten Heerden war längst das letzte im Walde aufgelesene Reisholz verbrannt, und wo ja noch ein paar Stücklein Kohlenvorrath waren, da glimmten sie in einem alten großen Ofen, der nur die empfangene Wärme von sich gegeben hätte, wenn ein großes Feuer ihn hätte zu durchhitzen vermogt. Durch die halb mit Papier verklebten, mit Lumpen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0157" n="147"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g #b">IX.<lb/> Sonntag-Abend.</hi> </head><lb/> <cit rendition="#right"> <quote> <lg> <l>„Es ist so leicht, die Menschen zu verachten,</l><lb/> <l>Weil sie die Quintessenz des Staubes nur;</l><lb/> <l>Viel größer ist’s, sie liebend zu betrachten,</l><lb/> <l>Und kennen ihre arme Staubnatur!“</l> </lg> </quote><lb/> <bibl> <hi rendition="#g #right">Alfred Meißner.</hi> </bibl> </cit> <p><hi rendition="#in">E</hi>s war kalt, ach schneidend kalt draußen. Der Himmel schien sich immer höher wölben zu wollen, als mög’ er gar Nichts mehr wissen von der armen erstarrten Erde, und die Sterne kamen funkelnd heraus, einer nach dem andern, und es war als wetteiferten sie alle mit einander im hellen Flimmern und Prunken.</p> <p>Es war kalt, ach schneidend kalt drinnen. Drinnen in den elenden Wohnungen der Fabrikarbeiter. Auf den meisten Heerden war längst das letzte im Walde aufgelesene Reisholz verbrannt, und wo ja noch ein paar Stücklein Kohlenvorrath waren, da glimmten sie in einem alten großen Ofen, der nur die empfangene Wärme von sich gegeben hätte, wenn ein großes Feuer ihn hätte zu durchhitzen vermogt. Durch die halb mit Papier verklebten, mit Lumpen </p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0157]
IX.
Sonntag-Abend.
„Es ist so leicht, die Menschen zu verachten,
Weil sie die Quintessenz des Staubes nur;
Viel größer ist’s, sie liebend zu betrachten,
Und kennen ihre arme Staubnatur!“
Alfred Meißner. Es war kalt, ach schneidend kalt draußen. Der Himmel schien sich immer höher wölben zu wollen, als mög’ er gar Nichts mehr wissen von der armen erstarrten Erde, und die Sterne kamen funkelnd heraus, einer nach dem andern, und es war als wetteiferten sie alle mit einander im hellen Flimmern und Prunken.
Es war kalt, ach schneidend kalt drinnen. Drinnen in den elenden Wohnungen der Fabrikarbeiter. Auf den meisten Heerden war längst das letzte im Walde aufgelesene Reisholz verbrannt, und wo ja noch ein paar Stücklein Kohlenvorrath waren, da glimmten sie in einem alten großen Ofen, der nur die empfangene Wärme von sich gegeben hätte, wenn ein großes Feuer ihn hätte zu durchhitzen vermogt. Durch die halb mit Papier verklebten, mit Lumpen
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