Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie waren nur wenige Schritte von der sitzengebliebenen Gesellschaft entfernt gewesen, und traten jetzt wieder zu dieser zurück.

Der Rittmeister und der Graf kamen jetzt auch in den Garten -- Beide sahen sehr aufgeregt und verstimmt aus, und bemühten sich vergebens, diese Stimmung den Anwesenden zu verbergen.

Der Rittmeister mahnte zum Aufbruch. Die Aufforderung der Gräfin, zum Abend zu bleiben, ward von ihm unter einem unbedeutenden Vorwand höflich abgelehnt. Man empfahl sich einzeln von einander. Jaromir sagte dabei zu Elisabeth: "Geben auch Sie mir die Erlaubniß, Sie öfter zu sehen, wenn ich hier bleibe?"

Und Sie antwortete leise: "Bisher waren Ihre Gedichte für mich eine angenehme Gesellschaft, warum sollte es nicht ihr Dichter sein."

Er blickte sie froh überrascht an -- aber er antwortete weiter Nichts, denn Waldow trat eben hinzu, um auch Abschied zu nehmen.

Jaromir wandte sich jetzt an den Wasserdoctor, welcher ihm seine Impertinenz, wie er die Zerstreuung und das daraus entstandene Mißverständniß von demselben Morgen nannte, noch nicht vergessen, ihn deshalb nur scheel und von der Seite angesehen hatte, und übrigens seiner Nähe ausgewichen war, und jetzt nur eine steife Neigung

Sie waren nur wenige Schritte von der sitzengebliebenen Gesellschaft entfernt gewesen, und traten jetzt wieder zu dieser zurück.

Der Rittmeister und der Graf kamen jetzt auch in den Garten — Beide sahen sehr aufgeregt und verstimmt aus, und bemühten sich vergebens, diese Stimmung den Anwesenden zu verbergen.

Der Rittmeister mahnte zum Aufbruch. Die Aufforderung der Gräfin, zum Abend zu bleiben, ward von ihm unter einem unbedeutenden Vorwand höflich abgelehnt. Man empfahl sich einzeln von einander. Jaromir sagte dabei zu Elisabeth: „Geben auch Sie mir die Erlaubniß, Sie öfter zu sehen, wenn ich hier bleibe?“

Und Sie antwortete leise: „Bisher waren Ihre Gedichte für mich eine angenehme Gesellschaft, warum sollte es nicht ihr Dichter sein.“

Er blickte sie froh überrascht an — aber er antwortete weiter Nichts, denn Waldow trat eben hinzu, um auch Abschied zu nehmen.

Jaromir wandte sich jetzt an den Wasserdoctor, welcher ihm seine Impertinenz, wie er die Zerstreuung und das daraus entstandene Mißverständniß von demselben Morgen nannte, noch nicht vergessen, ihn deshalb nur scheel und von der Seite angesehen hatte, und übrigens seiner Nähe ausgewichen war, und jetzt nur eine steife Neigung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0204" n="194"/>
        <p> Sie waren nur wenige Schritte von der sitzengebliebenen Gesellschaft entfernt gewesen, und traten jetzt wieder zu dieser zurück.</p>
        <p>Der Rittmeister und der Graf kamen jetzt auch in den Garten &#x2014; Beide sahen sehr aufgeregt und verstimmt aus, und bemühten sich vergebens, diese Stimmung den Anwesenden zu verbergen.</p>
        <p>Der Rittmeister mahnte zum Aufbruch. Die Aufforderung der Gräfin, zum Abend zu bleiben, ward von ihm unter einem unbedeutenden Vorwand höflich abgelehnt. Man empfahl sich einzeln von einander. Jaromir sagte dabei zu Elisabeth: &#x201E;Geben auch Sie mir die Erlaubniß, Sie öfter zu sehen, wenn ich hier bleibe?&#x201C;</p>
        <p>Und Sie antwortete leise: &#x201E;Bisher waren Ihre Gedichte für mich eine angenehme Gesellschaft, warum sollte es nicht ihr Dichter sein.&#x201C;</p>
        <p>Er blickte sie froh überrascht an &#x2014; aber er antwortete weiter Nichts, denn Waldow trat eben hinzu, um auch Abschied zu nehmen.</p>
        <p>Jaromir wandte sich jetzt an den Wasserdoctor, welcher ihm seine Impertinenz, wie er die Zerstreuung und das daraus entstandene Mißverständniß von demselben Morgen nannte, noch nicht vergessen, ihn deshalb nur scheel und von der Seite angesehen hatte, und übrigens seiner Nähe ausgewichen war, und jetzt nur eine steife Neigung
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0204] Sie waren nur wenige Schritte von der sitzengebliebenen Gesellschaft entfernt gewesen, und traten jetzt wieder zu dieser zurück. Der Rittmeister und der Graf kamen jetzt auch in den Garten — Beide sahen sehr aufgeregt und verstimmt aus, und bemühten sich vergebens, diese Stimmung den Anwesenden zu verbergen. Der Rittmeister mahnte zum Aufbruch. Die Aufforderung der Gräfin, zum Abend zu bleiben, ward von ihm unter einem unbedeutenden Vorwand höflich abgelehnt. Man empfahl sich einzeln von einander. Jaromir sagte dabei zu Elisabeth: „Geben auch Sie mir die Erlaubniß, Sie öfter zu sehen, wenn ich hier bleibe?“ Und Sie antwortete leise: „Bisher waren Ihre Gedichte für mich eine angenehme Gesellschaft, warum sollte es nicht ihr Dichter sein.“ Er blickte sie froh überrascht an — aber er antwortete weiter Nichts, denn Waldow trat eben hinzu, um auch Abschied zu nehmen. Jaromir wandte sich jetzt an den Wasserdoctor, welcher ihm seine Impertinenz, wie er die Zerstreuung und das daraus entstandene Mißverständniß von demselben Morgen nannte, noch nicht vergessen, ihn deshalb nur scheel und von der Seite angesehen hatte, und übrigens seiner Nähe ausgewichen war, und jetzt nur eine steife Neigung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/204
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/204>, abgerufen am 27.11.2024.