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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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und die Kinder halb erfroren und verhungert -- und wie der Lohntag kam, da hieß es, mein Mann habe Fehler in seiner Arbeit, und statt des Lohnes bekam er gar Nichts, nur harte Worte -- da ist er in seiner Wuth hingegangen, und hat gedacht, eh' die Kinder verhungern, mag es werden, wie's will -- und was sie mir heute an Lohn verweigert haben, das hol' ich mir, es ist mein ehrlich Verdienst, und ich bin kein Spitzbube, sondern die sind's, die mir meinen Lohn nicht geben -- aber es war zum ersten Mal in seinem Leben, drum hat er's nicht geschickt angefangen, und sie haben ihn erwischt, nun sitzt er -- denn hören Sie, wir haben ein gutes altes Sprüchwort unter uns, das heißt: die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen. Seht, so habt Ihr uns Alles genommen: erst den Lohn, dann den Mann und Vater, dann den Jungen hier, der's nicht lange mehr machen wird, und heute ist nun auch das Mädel zum Krüppel geworden, und soll dran sterben, denn Ihr wollt mir nicht einmal den Chirurgen schicken, und werft mich selber zur Thüre hinaus."

Pauline faßte sich, und fiel ihr in's Wort: "Der Chirurg wird bald kommen, wir haben schon nach ihm geschickt, an all' Eurer Noth bin doch ich nicht Schuld, und bin hergekommen, weil Ihr mich dauert -- und wenn Ihr noch Etwas wollt, so sagt es mir, oder wenn Ihr später Etwas braucht, sagt es Franz --"

und die Kinder halb erfroren und verhungert — und wie der Lohntag kam, da hieß es, mein Mann habe Fehler in seiner Arbeit, und statt des Lohnes bekam er gar Nichts, nur harte Worte — da ist er in seiner Wuth hingegangen, und hat gedacht, eh’ die Kinder verhungern, mag es werden, wie’s will — und was sie mir heute an Lohn verweigert haben, das hol’ ich mir, es ist mein ehrlich Verdienst, und ich bin kein Spitzbube, sondern die sind’s, die mir meinen Lohn nicht geben — aber es war zum ersten Mal in seinem Leben, drum hat er’s nicht geschickt angefangen, und sie haben ihn erwischt, nun sitzt er — denn hören Sie, wir haben ein gutes altes Sprüchwort unter uns, das heißt: die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen. Seht, so habt Ihr uns Alles genommen: erst den Lohn, dann den Mann und Vater, dann den Jungen hier, der’s nicht lange mehr machen wird, und heute ist nun auch das Mädel zum Krüppel geworden, und soll dran sterben, denn Ihr wollt mir nicht einmal den Chirurgen schicken, und werft mich selber zur Thüre hinaus.“

Pauline faßte sich, und fiel ihr in’s Wort: „Der Chirurg wird bald kommen, wir haben schon nach ihm geschickt, an all’ Eurer Noth bin doch ich nicht Schuld, und bin hergekommen, weil Ihr mich dauert — und wenn Ihr noch Etwas wollt, so sagt es mir, oder wenn Ihr später Etwas braucht, sagt es Franz —“

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[214/0224] und die Kinder halb erfroren und verhungert — und wie der Lohntag kam, da hieß es, mein Mann habe Fehler in seiner Arbeit, und statt des Lohnes bekam er gar Nichts, nur harte Worte — da ist er in seiner Wuth hingegangen, und hat gedacht, eh’ die Kinder verhungern, mag es werden, wie’s will — und was sie mir heute an Lohn verweigert haben, das hol’ ich mir, es ist mein ehrlich Verdienst, und ich bin kein Spitzbube, sondern die sind’s, die mir meinen Lohn nicht geben — aber es war zum ersten Mal in seinem Leben, drum hat er’s nicht geschickt angefangen, und sie haben ihn erwischt, nun sitzt er — denn hören Sie, wir haben ein gutes altes Sprüchwort unter uns, das heißt: die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen. Seht, so habt Ihr uns Alles genommen: erst den Lohn, dann den Mann und Vater, dann den Jungen hier, der’s nicht lange mehr machen wird, und heute ist nun auch das Mädel zum Krüppel geworden, und soll dran sterben, denn Ihr wollt mir nicht einmal den Chirurgen schicken, und werft mich selber zur Thüre hinaus.“ Pauline faßte sich, und fiel ihr in’s Wort: „Der Chirurg wird bald kommen, wir haben schon nach ihm geschickt, an all’ Eurer Noth bin doch ich nicht Schuld, und bin hergekommen, weil Ihr mich dauert — und wenn Ihr noch Etwas wollt, so sagt es mir, oder wenn Ihr später Etwas braucht, sagt es Franz —“

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/224>, abgerufen am 23.11.2024.