Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846."Lassen Sie das," fiel ihr Bella in's Wort und wollte noch Etwas beifügen, als zum Glück für die ziemlich peinliche Stellung, in welcher sich beide Frauen einander gegenüber befanden, Baron von Füßly gemeldet ward, und auch sogleich eintrat. Amalie bat um Erlaubniß, sich entfernen zu dürfen, um sich von der gehabten Ohnmacht auf ihrem Lager zu erholen. Bella's Kammerfrau begleitete sie die Treppe hinab. "Sagen Sie mir doch," begann Amalie mit vertraulichem Tone, obwohl dabei ihre Stimme merklich zitterte, "kommt der Graf oft zu Ihrer Dame?" "Meinen Sie den Grafen Szariny oder den Herrn, welcher eben jetzt kam? Sie wohnen mit uns in einem Haus, und sollten nicht wissen, was die ganze Stadt weiß?" gegenfragte die Kammerfrau. "Mein Gott, so ist es wohl ihr Verlobter? -- Den Graf Szariny mein' ich," sagte Amalie immer aufgeregter. Die Antworten der Kammerfrau blieben unbefangen: "Nun, das geht doch wohl nicht so schnell -- eh' sich eine so gefeierte Sängerin, wie meine Herrschaft, zu einer Heirath entschließt, kann schon manches Jahr vergehen, und ein eben so gefeierter, als reicher Graf, wie dieser, findet es auch bequemer, den Liebhaber zu spielen, als den Ehemann. „Lassen Sie das,“ fiel ihr Bella in’s Wort und wollte noch Etwas beifügen, als zum Glück für die ziemlich peinliche Stellung, in welcher sich beide Frauen einander gegenüber befanden, Baron von Füßly gemeldet ward, und auch sogleich eintrat. Amalie bat um Erlaubniß, sich entfernen zu dürfen, um sich von der gehabten Ohnmacht auf ihrem Lager zu erholen. Bella’s Kammerfrau begleitete sie die Treppe hinab. „Sagen Sie mir doch,“ begann Amalie mit vertraulichem Tone, obwohl dabei ihre Stimme merklich zitterte, „kommt der Graf oft zu Ihrer Dame?“ „Meinen Sie den Grafen Szariny oder den Herrn, welcher eben jetzt kam? Sie wohnen mit uns in einem Haus, und sollten nicht wissen, was die ganze Stadt weiß?“ gegenfragte die Kammerfrau. „Mein Gott, so ist es wohl ihr Verlobter? — Den Graf Szariny mein’ ich,“ sagte Amalie immer aufgeregter. Die Antworten der Kammerfrau blieben unbefangen: „Nun, das geht doch wohl nicht so schnell — eh’ sich eine so gefeierte Sängerin, wie meine Herrschaft, zu einer Heirath entschließt, kann schon manches Jahr vergehen, und ein eben so gefeierter, als reicher Graf, wie dieser, findet es auch bequemer, den Liebhaber zu spielen, als den Ehemann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0099" n="89"/> <p> „Lassen Sie das,“ fiel ihr Bella in’s Wort und wollte noch Etwas beifügen, als zum Glück für die ziemlich peinliche Stellung, in welcher sich beide Frauen einander gegenüber befanden, Baron von Füßly gemeldet ward, und auch sogleich eintrat.</p> <p>Amalie bat um Erlaubniß, sich entfernen zu dürfen, um sich von der gehabten Ohnmacht auf ihrem Lager zu erholen.</p> <p>Bella’s Kammerfrau begleitete sie die Treppe hinab.</p> <p>„Sagen Sie mir doch,“ begann Amalie mit vertraulichem Tone, obwohl dabei ihre Stimme merklich zitterte, „kommt der Graf oft zu Ihrer Dame?“</p> <p>„Meinen Sie den Grafen Szariny oder den Herrn, welcher eben jetzt kam? Sie wohnen mit uns in einem Haus, und sollten nicht wissen, was die ganze Stadt weiß?“ gegenfragte die Kammerfrau.</p> <p>„Mein Gott, so ist es wohl ihr Verlobter? — Den Graf Szariny mein’ ich,“ sagte Amalie immer aufgeregter.</p> <p>Die Antworten der Kammerfrau blieben unbefangen: „Nun, das geht doch wohl nicht so schnell — eh’ sich eine so gefeierte Sängerin, wie meine Herrschaft, zu einer Heirath entschließt, kann schon manches Jahr vergehen, und ein eben so gefeierter, als reicher Graf, wie dieser, findet es auch bequemer, den Liebhaber zu spielen, als den Ehemann. </p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0099]
„Lassen Sie das,“ fiel ihr Bella in’s Wort und wollte noch Etwas beifügen, als zum Glück für die ziemlich peinliche Stellung, in welcher sich beide Frauen einander gegenüber befanden, Baron von Füßly gemeldet ward, und auch sogleich eintrat.
Amalie bat um Erlaubniß, sich entfernen zu dürfen, um sich von der gehabten Ohnmacht auf ihrem Lager zu erholen.
Bella’s Kammerfrau begleitete sie die Treppe hinab.
„Sagen Sie mir doch,“ begann Amalie mit vertraulichem Tone, obwohl dabei ihre Stimme merklich zitterte, „kommt der Graf oft zu Ihrer Dame?“
„Meinen Sie den Grafen Szariny oder den Herrn, welcher eben jetzt kam? Sie wohnen mit uns in einem Haus, und sollten nicht wissen, was die ganze Stadt weiß?“ gegenfragte die Kammerfrau.
„Mein Gott, so ist es wohl ihr Verlobter? — Den Graf Szariny mein’ ich,“ sagte Amalie immer aufgeregter.
Die Antworten der Kammerfrau blieben unbefangen: „Nun, das geht doch wohl nicht so schnell — eh’ sich eine so gefeierte Sängerin, wie meine Herrschaft, zu einer Heirath entschließt, kann schon manches Jahr vergehen, und ein eben so gefeierter, als reicher Graf, wie dieser, findet es auch bequemer, den Liebhaber zu spielen, als den Ehemann.
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