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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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Bürgern ganz aparte Menschen machen wollte -- nein, vor diesen Dingen fürchten wir uns nicht mehr. Die Deutschthümelei ist, wie Sie wissen, vollkommen erlaubt, denn die Majestäten sprechen ja selbst von einem einigen Deutschland und die Toaste auf dieses sind vollkommen offiziell. Auch die Julimänner machen uns Nichts mehr zu schaffen, es ist ihnen ja unbenommen, in den Ständesälen schöne Reden zu halten und einander Adressen zu schicken. Daß dies Alles ohne weiteren Erfolg bleibt, wird uns ergebenen Dienern der Regierung und der Polizei ein Leichtes zu bewerkstelligen -- aber hier haben wir es mit einem ungleich gefährlicheren Feinde zu thun -- und deßhalb -- um meinen Satz von vorhin zu beenden, konnte mir Nichts erwünschter kommen, als die Anlegung dieser Wasserheilanstalt. Sie gab mir Gelegenheit, hier einen längern Aufenthalt zu nehmen, ohne mich irgend Jemand verdächtig zu machen, ohne den wichtigen Zweck meines Hierseins irgend wem zu verrathen."

"Ich begreife jetzt immer noch nicht klar, wo Sie hinaus wollen -- denn die Nachricht von den Unruhen der Eisenbahnarbeiter ist doch zu neu, bedarf noch der Bestätigung."

Schuhmacher fiel dem Geheimrath in's Wort: "Unruhen, Eisenbahnarbeiter -- was wollen Sie damit?"

"Also ist es nicht gegründet?" fragte der Andere gelassen.

Bürgern ganz aparte Menschen machen wollte — nein, vor diesen Dingen fürchten wir uns nicht mehr. Die Deutschthümelei ist, wie Sie wissen, vollkommen erlaubt, denn die Majestäten sprechen ja selbst von einem einigen Deutschland und die Toaste auf dieses sind vollkommen offiziell. Auch die Julimänner machen uns Nichts mehr zu schaffen, es ist ihnen ja unbenommen, in den Ständesälen schöne Reden zu halten und einander Adressen zu schicken. Daß dies Alles ohne weiteren Erfolg bleibt, wird uns ergebenen Dienern der Regierung und der Polizei ein Leichtes zu bewerkstelligen — aber hier haben wir es mit einem ungleich gefährlicheren Feinde zu thun — und deßhalb — um meinen Satz von vorhin zu beenden, konnte mir Nichts erwünschter kommen, als die Anlegung dieser Wasserheilanstalt. Sie gab mir Gelegenheit, hier einen längern Aufenthalt zu nehmen, ohne mich irgend Jemand verdächtig zu machen, ohne den wichtigen Zweck meines Hierseins irgend wem zu verrathen.“

„Ich begreife jetzt immer noch nicht klar, wo Sie hinaus wollen — denn die Nachricht von den Unruhen der Eisenbahnarbeiter ist doch zu neu, bedarf noch der Bestätigung.“

Schuhmacher fiel dem Geheimrath in’s Wort: „Unruhen, Eisenbahnarbeiter — was wollen Sie damit?“

„Also ist es nicht gegründet?“ fragte der Andere gelassen.

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[123/0129] Bürgern ganz aparte Menschen machen wollte — nein, vor diesen Dingen fürchten wir uns nicht mehr. Die Deutschthümelei ist, wie Sie wissen, vollkommen erlaubt, denn die Majestäten sprechen ja selbst von einem einigen Deutschland und die Toaste auf dieses sind vollkommen offiziell. Auch die Julimänner machen uns Nichts mehr zu schaffen, es ist ihnen ja unbenommen, in den Ständesälen schöne Reden zu halten und einander Adressen zu schicken. Daß dies Alles ohne weiteren Erfolg bleibt, wird uns ergebenen Dienern der Regierung und der Polizei ein Leichtes zu bewerkstelligen — aber hier haben wir es mit einem ungleich gefährlicheren Feinde zu thun — und deßhalb — um meinen Satz von vorhin zu beenden, konnte mir Nichts erwünschter kommen, als die Anlegung dieser Wasserheilanstalt. Sie gab mir Gelegenheit, hier einen längern Aufenthalt zu nehmen, ohne mich irgend Jemand verdächtig zu machen, ohne den wichtigen Zweck meines Hierseins irgend wem zu verrathen.“ „Ich begreife jetzt immer noch nicht klar, wo Sie hinaus wollen — denn die Nachricht von den Unruhen der Eisenbahnarbeiter ist doch zu neu, bedarf noch der Bestätigung.“ Schuhmacher fiel dem Geheimrath in’s Wort: „Unruhen, Eisenbahnarbeiter — was wollen Sie damit?“ „Also ist es nicht gegründet?“ fragte der Andere gelassen.

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/129>, abgerufen am 21.11.2024.