Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.und Du hast es ihnen doch betrügerisch abgenommen; Du hast Denjenigen ihr armseliges Eigenthum schmälern wollen, welche davon ihre nothleidenden Frauen und ihre elenden Kinder ernähren müssen -- Du hast Dich also auch an diesen hilflosen und hilfsbedürftigen Geschöpfen versündigt. Wahrlich, wenn ich Dich der verdienten Züchtigung der Kameraden entzog, an welchen Du so himmelschreiendes Unrecht begangen, so war es nur, weil ich fürchtete, die Trunkenen mögten Dich in ihrer blinden, tollen Wuth noch todtschlagen und dadurch sich selbst mit zu Verbrechern und Strafwürdigen machen -- das wollte ich ihnen ersparen und so half ich Dir zur Flucht." "Du sprichst härter, als Du denkst," sagte August; "ich weiß wohl, daß die leichtsinnigen Streiche, wie ich sie mir wohl zuweilen und auch gestern habe zu Schulden kommen lassen, ein Gräuel sind, aber ich weiß eben so gut, daß Du jene Rohheiten verachtest, welche sich die Andern gegen mich erlaubten, und daß Du mich ihnen eben so gut aus angebornem Edelmuth entzogst, als aus kluger Voraussicht der Dinge, welche daraus entstehen konnten. Ja, Franz, ich gebe wohl denen Recht, welche Dich einen gescheiten Kerl nennen, aber ich habe ihnen mehr als ein Mal geantwortet: sein Herz ist noch größer, als sein Kopf." "Ich sehe nicht ein, warum Du mir schmeicheln willst --" und Du hast es ihnen doch betrügerisch abgenommen; Du hast Denjenigen ihr armseliges Eigenthum schmälern wollen, welche davon ihre nothleidenden Frauen und ihre elenden Kinder ernähren müssen — Du hast Dich also auch an diesen hilflosen und hilfsbedürftigen Geschöpfen versündigt. Wahrlich, wenn ich Dich der verdienten Züchtigung der Kameraden entzog, an welchen Du so himmelschreiendes Unrecht begangen, so war es nur, weil ich fürchtete, die Trunkenen mögten Dich in ihrer blinden, tollen Wuth noch todtschlagen und dadurch sich selbst mit zu Verbrechern und Strafwürdigen machen — das wollte ich ihnen ersparen und so half ich Dir zur Flucht.“ „Du sprichst härter, als Du denkst,“ sagte August; „ich weiß wohl, daß die leichtsinnigen Streiche, wie ich sie mir wohl zuweilen und auch gestern habe zu Schulden kommen lassen, ein Gräuel sind, aber ich weiß eben so gut, daß Du jene Rohheiten verachtest, welche sich die Andern gegen mich erlaubten, und daß Du mich ihnen eben so gut aus angebornem Edelmuth entzogst, als aus kluger Voraussicht der Dinge, welche daraus entstehen konnten. Ja, Franz, ich gebe wohl denen Recht, welche Dich einen gescheiten Kerl nennen, aber ich habe ihnen mehr als ein Mal geantwortet: sein Herz ist noch größer, als sein Kopf.“ „Ich sehe nicht ein, warum Du mir schmeicheln willst —“ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0013" n="7"/> und Du hast es ihnen doch betrügerisch abgenommen; Du hast Denjenigen ihr armseliges Eigenthum schmälern wollen, welche davon ihre nothleidenden Frauen und ihre elenden Kinder ernähren müssen — Du hast Dich also auch an diesen hilflosen und hilfsbedürftigen Geschöpfen versündigt. Wahrlich, wenn ich Dich der verdienten Züchtigung der Kameraden entzog, an welchen Du so himmelschreiendes Unrecht begangen, so war es nur, weil ich fürchtete, die Trunkenen mögten Dich in ihrer blinden, tollen Wuth noch todtschlagen und dadurch sich selbst mit zu Verbrechern und Strafwürdigen machen — das wollte ich ihnen ersparen und so half ich Dir zur Flucht.“</p> <p>„Du sprichst härter, als Du denkst,“ sagte August; „ich weiß wohl, daß die leichtsinnigen Streiche, wie ich sie mir wohl zuweilen und auch gestern habe zu Schulden kommen lassen, ein Gräuel sind, aber ich weiß eben so gut, daß Du jene Rohheiten verachtest, welche sich die Andern gegen mich erlaubten, und daß Du mich ihnen eben so gut aus angebornem Edelmuth entzogst, als aus kluger Voraussicht der Dinge, welche daraus entstehen konnten. Ja, Franz, ich gebe wohl denen Recht, welche Dich einen gescheiten Kerl nennen, aber ich habe ihnen mehr als ein Mal geantwortet: sein Herz ist noch größer, als sein Kopf.“</p> <p>„Ich sehe nicht ein, warum Du mir schmeicheln willst —“</p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0013]
und Du hast es ihnen doch betrügerisch abgenommen; Du hast Denjenigen ihr armseliges Eigenthum schmälern wollen, welche davon ihre nothleidenden Frauen und ihre elenden Kinder ernähren müssen — Du hast Dich also auch an diesen hilflosen und hilfsbedürftigen Geschöpfen versündigt. Wahrlich, wenn ich Dich der verdienten Züchtigung der Kameraden entzog, an welchen Du so himmelschreiendes Unrecht begangen, so war es nur, weil ich fürchtete, die Trunkenen mögten Dich in ihrer blinden, tollen Wuth noch todtschlagen und dadurch sich selbst mit zu Verbrechern und Strafwürdigen machen — das wollte ich ihnen ersparen und so half ich Dir zur Flucht.“
„Du sprichst härter, als Du denkst,“ sagte August; „ich weiß wohl, daß die leichtsinnigen Streiche, wie ich sie mir wohl zuweilen und auch gestern habe zu Schulden kommen lassen, ein Gräuel sind, aber ich weiß eben so gut, daß Du jene Rohheiten verachtest, welche sich die Andern gegen mich erlaubten, und daß Du mich ihnen eben so gut aus angebornem Edelmuth entzogst, als aus kluger Voraussicht der Dinge, welche daraus entstehen konnten. Ja, Franz, ich gebe wohl denen Recht, welche Dich einen gescheiten Kerl nennen, aber ich habe ihnen mehr als ein Mal geantwortet: sein Herz ist noch größer, als sein Kopf.“
„Ich sehe nicht ein, warum Du mir schmeicheln willst —“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-23T11:52:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |