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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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mehrere Fragen an Jaromir, welche dessen Pferde betrafen, so daß dieser ihm antworten mußte, während er gern Aarens, dessen Reden und Benehmen ihm befremden mußte, etwas Zurechtweisendes hätte erwidern mögen. Der Graf Hohenthal selbst nahm an dem Pferdegespräch lebhaften Antheil, ließ es nicht sogleich wieder sinken, und so kam es, daß dies Mal Aarens ungestraft davon kam. Von den Pferden kam das Gespräch auf Thierquälerei, der alte Graf legte in diesem Punkt das größte Zartgefühl und den jugendlichsten Enthusiasmus für alle diesen Punkt betreffende Vereine an den Tag -- und um nur die Unterhaltung endlich von dem lieben Vieh hinwegzubringen, ging Jaromir von der Thierquälerei zur Menschenquälerei über.

"Es ist wahr, den Thieren wird oft eher geholfen, als den Menschen -- so will's die moderne Barmherzigkeit."

"Natürlich, weil die Menschen sich selbst helfen können --" sagte Aarens.

"Das sagen Sie -- nicht ich," versetzte Jaromir -- "Was meinen Sie dazu, wenn nun die untern Classen beschließen, sich selbst zu helfen, und wir haben dann z.B. einen Aufstand der Eisenbahnarbeiter wie der jetzige?"

"Also wäre es wirklich gegründet?" sagte der Graf Hohenthal. "Ich glaubte den Nachrichten meiner Leute nicht."

mehrere Fragen an Jaromir, welche dessen Pferde betrafen, so daß dieser ihm antworten mußte, während er gern Aarens, dessen Reden und Benehmen ihm befremden mußte, etwas Zurechtweisendes hätte erwidern mögen. Der Graf Hohenthal selbst nahm an dem Pferdegespräch lebhaften Antheil, ließ es nicht sogleich wieder sinken, und so kam es, daß dies Mal Aarens ungestraft davon kam. Von den Pferden kam das Gespräch auf Thierquälerei, der alte Graf legte in diesem Punkt das größte Zartgefühl und den jugendlichsten Enthusiasmus für alle diesen Punkt betreffende Vereine an den Tag — und um nur die Unterhaltung endlich von dem lieben Vieh hinwegzubringen, ging Jaromir von der Thierquälerei zur Menschenquälerei über.

„Es ist wahr, den Thieren wird oft eher geholfen, als den Menschen — so will’s die moderne Barmherzigkeit.“

„Natürlich, weil die Menschen sich selbst helfen können —“ sagte Aarens.

„Das sagen Sie — nicht ich,“ versetzte Jaromir — „Was meinen Sie dazu, wenn nun die untern Classen beschließen, sich selbst zu helfen, und wir haben dann z.B. einen Aufstand der Eisenbahnarbeiter wie der jetzige?“

„Also wäre es wirklich gegründet?“ sagte der Graf Hohenthal. „Ich glaubte den Nachrichten meiner Leute nicht.“

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[165/0171] mehrere Fragen an Jaromir, welche dessen Pferde betrafen, so daß dieser ihm antworten mußte, während er gern Aarens, dessen Reden und Benehmen ihm befremden mußte, etwas Zurechtweisendes hätte erwidern mögen. Der Graf Hohenthal selbst nahm an dem Pferdegespräch lebhaften Antheil, ließ es nicht sogleich wieder sinken, und so kam es, daß dies Mal Aarens ungestraft davon kam. Von den Pferden kam das Gespräch auf Thierquälerei, der alte Graf legte in diesem Punkt das größte Zartgefühl und den jugendlichsten Enthusiasmus für alle diesen Punkt betreffende Vereine an den Tag — und um nur die Unterhaltung endlich von dem lieben Vieh hinwegzubringen, ging Jaromir von der Thierquälerei zur Menschenquälerei über. „Es ist wahr, den Thieren wird oft eher geholfen, als den Menschen — so will’s die moderne Barmherzigkeit.“ „Natürlich, weil die Menschen sich selbst helfen können —“ sagte Aarens. „Das sagen Sie — nicht ich,“ versetzte Jaromir — „Was meinen Sie dazu, wenn nun die untern Classen beschließen, sich selbst zu helfen, und wir haben dann z.B. einen Aufstand der Eisenbahnarbeiter wie der jetzige?“ „Also wäre es wirklich gegründet?“ sagte der Graf Hohenthal. „Ich glaubte den Nachrichten meiner Leute nicht.“

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/171>, abgerufen am 27.11.2024.