Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846."Ich? Bist Du rasend?" "Mögt' es bald fein, Franz, rasend vor Wuth -- seit Du nicht mehr der ehrliche Kerl bist wie sonst, der Leib und Leben gelassen hätte für die Kameraden, wenn's zu helfen gegolten -- jetzt bist Du feig und ängstlich geworden." "Wilhelm! Nimm Dich in Acht! Das dürfte mir außer Dir Keiner sagen! Und rede vernünftig, ich weiß nicht, wo Du hinaus willst mit Deinen Beschuldigungen. Nun schau -- Du sagst, gleich am ersten Abend, wie es geschehen, sei der Adam aus Hohenheim zu Dir gekommen und habe Dir gesagt, daß die Eisenbahnarbeiter jetzt Feiertag machten." "Ja, das ist wahr." "Warum hast Du das uns nicht gleich gesagt; hätten wir es gewußt, so hätten wir gemeinschaftliche Sache mit ihnen machen können -- wir hätten den Tag auch gefeiert." "Daß Ihr rasend genug gewesen wäret -- und die Soldaten hätten uns dann mit dem Bajonnette zur Arbeit gehetzt, wie sie es an der Eisenbahn gemacht haben. Dort arbeiten sie nun wieder gerade wie vorher, für dasselbe Geld, nur daß sie ein paar Tage Lohn eingebüßt haben, wo sie Nichts machten. Traurig freilich, daß es so ist, daß nicht einmal der sogenannte freie Arbeiter seine Arbeit verwerthen kann wie er will, und daß man aus dem, „Ich? Bist Du rasend?“ „Mögt’ es bald fein, Franz, rasend vor Wuth — seit Du nicht mehr der ehrliche Kerl bist wie sonst, der Leib und Leben gelassen hätte für die Kameraden, wenn’s zu helfen gegolten — jetzt bist Du feig und ängstlich geworden.“ „Wilhelm! Nimm Dich in Acht! Das dürfte mir außer Dir Keiner sagen! Und rede vernünftig, ich weiß nicht, wo Du hinaus willst mit Deinen Beschuldigungen. Nun schau — Du sagst, gleich am ersten Abend, wie es geschehen, sei der Adam aus Hohenheim zu Dir gekommen und habe Dir gesagt, daß die Eisenbahnarbeiter jetzt Feiertag machten.“ „Ja, das ist wahr.“ „Warum hast Du das uns nicht gleich gesagt; hätten wir es gewußt, so hätten wir gemeinschaftliche Sache mit ihnen machen können — wir hätten den Tag auch gefeiert.“ „Daß Ihr rasend genug gewesen wäret — und die Soldaten hätten uns dann mit dem Bajonnette zur Arbeit gehetzt, wie sie es an der Eisenbahn gemacht haben. Dort arbeiten sie nun wieder gerade wie vorher, für dasselbe Geld, nur daß sie ein paar Tage Lohn eingebüßt haben, wo sie Nichts machten. Traurig freilich, daß es so ist, daß nicht einmal der sogenannte freie Arbeiter seine Arbeit verwerthen kann wie er will, und daß man aus dem, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0186" n="180"/> <p> „Ich? Bist Du rasend?“</p> <p>„Mögt’ es bald fein, Franz, rasend vor Wuth — seit Du nicht mehr der ehrliche Kerl bist wie sonst, der Leib und Leben gelassen hätte für die Kameraden, wenn’s zu helfen gegolten — jetzt bist Du feig und ängstlich geworden.“</p> <p>„Wilhelm! Nimm Dich in Acht! Das dürfte mir außer Dir Keiner sagen! Und rede vernünftig, ich weiß nicht, wo Du hinaus willst mit Deinen Beschuldigungen.</p> <p>Nun schau — Du sagst, gleich am ersten Abend, wie es geschehen, sei der Adam aus Hohenheim zu Dir gekommen und habe Dir gesagt, daß die Eisenbahnarbeiter jetzt Feiertag machten.“</p> <p>„Ja, das ist wahr.“</p> <p>„Warum hast Du das uns nicht gleich gesagt; hätten wir es gewußt, so hätten wir gemeinschaftliche Sache mit ihnen machen können — wir hätten den Tag auch gefeiert.“</p> <p>„Daß Ihr rasend genug gewesen wäret — und die Soldaten hätten uns dann mit dem Bajonnette zur Arbeit gehetzt, wie sie es an der Eisenbahn gemacht haben. Dort arbeiten sie nun wieder gerade wie vorher, für dasselbe Geld, nur daß sie ein paar Tage Lohn eingebüßt haben, wo sie Nichts machten. Traurig freilich, daß es so ist, daß nicht einmal der sogenannte freie Arbeiter seine Arbeit verwerthen kann wie er will, und daß man aus dem, </p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0186]
„Ich? Bist Du rasend?“
„Mögt’ es bald fein, Franz, rasend vor Wuth — seit Du nicht mehr der ehrliche Kerl bist wie sonst, der Leib und Leben gelassen hätte für die Kameraden, wenn’s zu helfen gegolten — jetzt bist Du feig und ängstlich geworden.“
„Wilhelm! Nimm Dich in Acht! Das dürfte mir außer Dir Keiner sagen! Und rede vernünftig, ich weiß nicht, wo Du hinaus willst mit Deinen Beschuldigungen.
Nun schau — Du sagst, gleich am ersten Abend, wie es geschehen, sei der Adam aus Hohenheim zu Dir gekommen und habe Dir gesagt, daß die Eisenbahnarbeiter jetzt Feiertag machten.“
„Ja, das ist wahr.“
„Warum hast Du das uns nicht gleich gesagt; hätten wir es gewußt, so hätten wir gemeinschaftliche Sache mit ihnen machen können — wir hätten den Tag auch gefeiert.“
„Daß Ihr rasend genug gewesen wäret — und die Soldaten hätten uns dann mit dem Bajonnette zur Arbeit gehetzt, wie sie es an der Eisenbahn gemacht haben. Dort arbeiten sie nun wieder gerade wie vorher, für dasselbe Geld, nur daß sie ein paar Tage Lohn eingebüßt haben, wo sie Nichts machten. Traurig freilich, daß es so ist, daß nicht einmal der sogenannte freie Arbeiter seine Arbeit verwerthen kann wie er will, und daß man aus dem,
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/186>, abgerufen am 17.02.2025. |