Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.blinkenden, tanzenden Wellen geduldig das Flößholz -- die abgehauenen Glieder des Waldes -- herab in's Thal, dann stürzte er sich brausend über ein hohes Wehr und die Scheite sprangen kühn und lustig mit dem Wasser taumelnd hinüber. Geradaus that dem Blick ein weites Thal sich auf, die Landstraße zog sich durch und auf ihr wirbelte gerade jetzt eine läutende Heerde lichtweißer Schaafe eine gelbliche Staubwolke auf. Links gränzte an das Schloß der weite Park. Seine Eichen standen im prangendsten Jugendgrün und ihre stolzen Kronen überragten die andern Bäume. Alle Gesträuche blühten bunt dazwischen. Hier schlängelte eine Allee weiß blühender Kirschbäume sich wie eine lange Guirlande durch die blumigen Wiesen. Dort glich eine Gruppe von Apfelbäumen, deren rothe schwellende Knospen sich eben erschließen zu wollen schienen, einem riesenhaften, leicht hingeworfenen Rosenkranz. Und aus all' diesem malerischen Gemisch von Bäumen, Blüthensträuchen und Grasplätzen schimmerte hier ein weißer kleiner Marmortempel, wie ein ernstes Mausoleum hervor, wehten dort die Fahnen und Glöckchen eines japanischen Lusthauses, wie im heitrem Spiel grüßend mit Flattern und Läuten, erhob sich an einer andern Stelle ein grauer Thurm, und so noch manches abenteuerliche, malerische Gebäude. In weiter Ferne begränzte ein hoher Berg mit einer verwitterten Burgruine den Horizont. blinkenden, tanzenden Wellen geduldig das Flößholz — die abgehauenen Glieder des Waldes — herab in’s Thal, dann stürzte er sich brausend über ein hohes Wehr und die Scheite sprangen kühn und lustig mit dem Wasser taumelnd hinüber. Geradaus that dem Blick ein weites Thal sich auf, die Landstraße zog sich durch und auf ihr wirbelte gerade jetzt eine läutende Heerde lichtweißer Schaafe eine gelbliche Staubwolke auf. Links gränzte an das Schloß der weite Park. Seine Eichen standen im prangendsten Jugendgrün und ihre stolzen Kronen überragten die andern Bäume. Alle Gesträuche blühten bunt dazwischen. Hier schlängelte eine Allee weiß blühender Kirschbäume sich wie eine lange Guirlande durch die blumigen Wiesen. Dort glich eine Gruppe von Apfelbäumen, deren rothe schwellende Knospen sich eben erschließen zu wollen schienen, einem riesenhaften, leicht hingeworfenen Rosenkranz. Und aus all’ diesem malerischen Gemisch von Bäumen, Blüthensträuchen und Grasplätzen schimmerte hier ein weißer kleiner Marmortempel, wie ein ernstes Mausoleum hervor, wehten dort die Fahnen und Glöckchen eines japanischen Lusthauses, wie im heitrem Spiel grüßend mit Flattern und Läuten, erhob sich an einer andern Stelle ein grauer Thurm, und so noch manches abenteuerliche, malerische Gebäude. In weiter Ferne begränzte ein hoher Berg mit einer verwitterten Burgruine den Horizont. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="48"/> blinkenden, tanzenden Wellen geduldig das Flößholz — die abgehauenen Glieder des Waldes — herab in’s Thal, dann stürzte er sich brausend über ein hohes Wehr und die Scheite sprangen kühn und lustig mit dem Wasser taumelnd hinüber. Geradaus that dem Blick ein weites Thal sich auf, die Landstraße zog sich durch und auf ihr wirbelte gerade jetzt eine läutende Heerde lichtweißer Schaafe eine gelbliche Staubwolke auf. Links gränzte an das Schloß der weite Park. Seine Eichen standen im prangendsten Jugendgrün und ihre stolzen Kronen überragten die andern Bäume. Alle Gesträuche blühten bunt dazwischen. Hier schlängelte eine Allee weiß blühender Kirschbäume sich wie eine lange Guirlande durch die blumigen Wiesen. Dort glich eine Gruppe von Apfelbäumen, deren rothe schwellende Knospen sich eben erschließen zu wollen schienen, einem riesenhaften, leicht hingeworfenen Rosenkranz. Und aus all’ diesem malerischen Gemisch von Bäumen, Blüthensträuchen und Grasplätzen schimmerte hier ein weißer kleiner Marmortempel, wie ein ernstes Mausoleum hervor, wehten dort die Fahnen und Glöckchen eines japanischen Lusthauses, wie im heitrem Spiel grüßend mit Flattern und Läuten, erhob sich an einer andern Stelle ein grauer Thurm, und so noch manches abenteuerliche, malerische Gebäude. In weiter Ferne begränzte ein hoher Berg mit einer verwitterten Burgruine den Horizont. </p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0054]
blinkenden, tanzenden Wellen geduldig das Flößholz — die abgehauenen Glieder des Waldes — herab in’s Thal, dann stürzte er sich brausend über ein hohes Wehr und die Scheite sprangen kühn und lustig mit dem Wasser taumelnd hinüber. Geradaus that dem Blick ein weites Thal sich auf, die Landstraße zog sich durch und auf ihr wirbelte gerade jetzt eine läutende Heerde lichtweißer Schaafe eine gelbliche Staubwolke auf. Links gränzte an das Schloß der weite Park. Seine Eichen standen im prangendsten Jugendgrün und ihre stolzen Kronen überragten die andern Bäume. Alle Gesträuche blühten bunt dazwischen. Hier schlängelte eine Allee weiß blühender Kirschbäume sich wie eine lange Guirlande durch die blumigen Wiesen. Dort glich eine Gruppe von Apfelbäumen, deren rothe schwellende Knospen sich eben erschließen zu wollen schienen, einem riesenhaften, leicht hingeworfenen Rosenkranz. Und aus all’ diesem malerischen Gemisch von Bäumen, Blüthensträuchen und Grasplätzen schimmerte hier ein weißer kleiner Marmortempel, wie ein ernstes Mausoleum hervor, wehten dort die Fahnen und Glöckchen eines japanischen Lusthauses, wie im heitrem Spiel grüßend mit Flattern und Läuten, erhob sich an einer andern Stelle ein grauer Thurm, und so noch manches abenteuerliche, malerische Gebäude. In weiter Ferne begränzte ein hoher Berg mit einer verwitterten Burgruine den Horizont.
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