Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.ging -- nicht zu einem Graben einengen und zum Treiben irgend eines Mühlwerks benutzen dürfe. Es war darüber ein Prozeß entstanden, welchen man nach der Art, wie er unter aristokratischen Einflüssen betrieben ward, eine ziemlich lange Dauer vorhersagen konnte. Herr Felchner liebte aber Alles mit Dampfschnelligkeit zu betreiben. Er hatte daher gegen den Grafen, der ihn dies Mal so hinderlich in den Weg trat, den giftigsten und bittersten Haß gefaßt und seiner Tochter streng verboten, wieder in das Schloß seines Todfeindes zu gehen. Diese war an Strenge gegen sich von ihrem Vater wenig gewöhnt, denn er begegnete ihr immer mit der zärtlichsten Liebe und ließ sie in Allem frei walten. Nur durfte sie niemals versuchen, ein Wort zu seinen industriellen Einrichtungen zu sagen, oder für die gedrückten Arbeiter eine freundliche Bitte vorzubringen. Er hatte ihr dies mit leidenschaftlicher Heftigkeit ein Mal für immer verboten und da sie bemerkte, daß sie durch ihre Vorstellungen meist nur gerade das Entgegengesetzte von dem, was sie zu erreichen wünschte, eintreten sah, so hatte sie für immer auf solche verzichtet. So wagte sie aus kindlicher Ehrfurcht wenigstens nicht sogleich das Verbot des Vaters in Bezug auf Schloß Hohenthal zu übertreten, da sie hoffte, er werde es vielleicht eher zurücknehmen, wenn sie ihm Gehorsam zeige, so lange noch die erste Heftigkeit seiner Erbitterung ging — nicht zu einem Graben einengen und zum Treiben irgend eines Mühlwerks benutzen dürfe. Es war darüber ein Prozeß entstanden, welchen man nach der Art, wie er unter aristokratischen Einflüssen betrieben ward, eine ziemlich lange Dauer vorhersagen konnte. Herr Felchner liebte aber Alles mit Dampfschnelligkeit zu betreiben. Er hatte daher gegen den Grafen, der ihn dies Mal so hinderlich in den Weg trat, den giftigsten und bittersten Haß gefaßt und seiner Tochter streng verboten, wieder in das Schloß seines Todfeindes zu gehen. Diese war an Strenge gegen sich von ihrem Vater wenig gewöhnt, denn er begegnete ihr immer mit der zärtlichsten Liebe und ließ sie in Allem frei walten. Nur durfte sie niemals versuchen, ein Wort zu seinen industriellen Einrichtungen zu sagen, oder für die gedrückten Arbeiter eine freundliche Bitte vorzubringen. Er hatte ihr dies mit leidenschaftlicher Heftigkeit ein Mal für immer verboten und da sie bemerkte, daß sie durch ihre Vorstellungen meist nur gerade das Entgegengesetzte von dem, was sie zu erreichen wünschte, eintreten sah, so hatte sie für immer auf solche verzichtet. So wagte sie aus kindlicher Ehrfurcht wenigstens nicht sogleich das Verbot des Vaters in Bezug auf Schloß Hohenthal zu übertreten, da sie hoffte, er werde es vielleicht eher zurücknehmen, wenn sie ihm Gehorsam zeige, so lange noch die erste Heftigkeit seiner Erbitterung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="58"/> ging — nicht zu einem Graben einengen und zum Treiben irgend eines Mühlwerks benutzen dürfe. Es war darüber ein Prozeß entstanden, welchen man nach der Art, wie er unter aristokratischen Einflüssen betrieben ward, eine ziemlich lange Dauer vorhersagen konnte. Herr Felchner liebte aber Alles mit Dampfschnelligkeit zu betreiben. Er hatte daher gegen den Grafen, der ihn dies Mal so hinderlich in den Weg trat, den giftigsten und bittersten Haß gefaßt und seiner Tochter streng verboten, wieder in das Schloß seines Todfeindes zu gehen. Diese war an Strenge gegen sich von ihrem Vater wenig gewöhnt, denn er begegnete ihr immer mit der zärtlichsten Liebe und ließ sie in Allem frei walten. Nur durfte sie niemals versuchen, ein Wort zu seinen industriellen Einrichtungen zu sagen, oder für die gedrückten Arbeiter eine freundliche Bitte vorzubringen. Er hatte ihr dies mit leidenschaftlicher Heftigkeit ein Mal für immer verboten und da sie bemerkte, daß sie durch ihre Vorstellungen meist nur gerade das Entgegengesetzte von dem, was sie zu erreichen wünschte, eintreten sah, so hatte sie für immer auf solche verzichtet. So wagte sie aus kindlicher Ehrfurcht wenigstens nicht sogleich das Verbot des Vaters in Bezug auf Schloß Hohenthal zu übertreten, da sie hoffte, er werde es vielleicht eher zurücknehmen, wenn sie ihm Gehorsam zeige, so lange noch die erste Heftigkeit seiner Erbitterung </p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0064]
ging — nicht zu einem Graben einengen und zum Treiben irgend eines Mühlwerks benutzen dürfe. Es war darüber ein Prozeß entstanden, welchen man nach der Art, wie er unter aristokratischen Einflüssen betrieben ward, eine ziemlich lange Dauer vorhersagen konnte. Herr Felchner liebte aber Alles mit Dampfschnelligkeit zu betreiben. Er hatte daher gegen den Grafen, der ihn dies Mal so hinderlich in den Weg trat, den giftigsten und bittersten Haß gefaßt und seiner Tochter streng verboten, wieder in das Schloß seines Todfeindes zu gehen. Diese war an Strenge gegen sich von ihrem Vater wenig gewöhnt, denn er begegnete ihr immer mit der zärtlichsten Liebe und ließ sie in Allem frei walten. Nur durfte sie niemals versuchen, ein Wort zu seinen industriellen Einrichtungen zu sagen, oder für die gedrückten Arbeiter eine freundliche Bitte vorzubringen. Er hatte ihr dies mit leidenschaftlicher Heftigkeit ein Mal für immer verboten und da sie bemerkte, daß sie durch ihre Vorstellungen meist nur gerade das Entgegengesetzte von dem, was sie zu erreichen wünschte, eintreten sah, so hatte sie für immer auf solche verzichtet. So wagte sie aus kindlicher Ehrfurcht wenigstens nicht sogleich das Verbot des Vaters in Bezug auf Schloß Hohenthal zu übertreten, da sie hoffte, er werde es vielleicht eher zurücknehmen, wenn sie ihm Gehorsam zeige, so lange noch die erste Heftigkeit seiner Erbitterung
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