Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.Bezug auf Dein Buch, das sie doch auf der Aufschrift erwähnten, eine solche beifällige Adresse an Dich verfaßt. Wenn sie auch ihre Namen darunter gesetzt hätten, so wären uns dieselben doch unbekannt gewesen und deshalb ist es gleich, wenn sie es unterlassen haben. Das ändert in der Hauptsache ja doch Nichts." "Nun lass' uns lesen," sagte Franz, "Deine Ansicht gefällt mir wohl, aber ich weiß nicht, ob Du Recht hast -- ich kann nicht glauben, daß man mir eine solche Ehre erweisen würde." "Ei, alle Donnerwetter!" rief Wilhelm heftig, "ich wüßte nicht, warum Jemand Dir nicht dieselbe Ehre erweisen könnte, wie Denen, welche oft unnützere Bücher schreiben, als Du und weniger Herz für die Sache haben, welche sie führen wollen, als Du." Franz seufzte und sagte: "Wir wollen doch lieber lesen." Wilhelm sah über seine Achsel hinweg mit in das Papier. Das Schreiben begann: "Lieber Franz Thalheim! Wir nennen Dich Du, weil wir alle Menschen. Du nennen, die wir in allgemeiner Liebesvereinigung als unsere Brüder anerkennen. Dich nennen wir aber ganz besonders mit Stolz und Freude Kamerad, denn Du hast es öffentlich ausgesprochen, daß Du dem armen Volke angehörst, für das Du leben willst Bezug auf Dein Buch, das sie doch auf der Aufschrift erwähnten, eine solche beifällige Adresse an Dich verfaßt. Wenn sie auch ihre Namen darunter gesetzt hätten, so wären uns dieselben doch unbekannt gewesen und deshalb ist es gleich, wenn sie es unterlassen haben. Das ändert in der Hauptsache ja doch Nichts.“ „Nun lass’ uns lesen,“ sagte Franz, „Deine Ansicht gefällt mir wohl, aber ich weiß nicht, ob Du Recht hast — ich kann nicht glauben, daß man mir eine solche Ehre erweisen würde.“ „Ei, alle Donnerwetter!“ rief Wilhelm heftig, „ich wüßte nicht, warum Jemand Dir nicht dieselbe Ehre erweisen könnte, wie Denen, welche oft unnützere Bücher schreiben, als Du und weniger Herz für die Sache haben, welche sie führen wollen, als Du.“ Franz seufzte und sagte: „Wir wollen doch lieber lesen.“ Wilhelm sah über seine Achsel hinweg mit in das Papier. Das Schreiben begann: „Lieber Franz Thalheim! Wir nennen Dich Du, weil wir alle Menschen. Du nennen, die wir in allgemeiner Liebesvereinigung als unsere Brüder anerkennen. Dich nennen wir aber ganz besonders mit Stolz und Freude Kamerad, denn Du hast es öffentlich ausgesprochen, daß Du dem armen Volke angehörst, für das Du leben willst <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0085" n="79"/> Bezug auf Dein Buch, das sie doch auf der Aufschrift erwähnten, eine solche beifällige Adresse an Dich verfaßt. Wenn sie auch ihre Namen darunter gesetzt hätten, so wären uns dieselben doch unbekannt gewesen und deshalb ist es gleich, wenn sie es unterlassen haben. Das ändert in der Hauptsache ja doch Nichts.“</p> <p>„Nun lass’ uns lesen,“ sagte Franz, „Deine Ansicht gefällt mir wohl, aber ich weiß nicht, ob Du Recht hast — ich kann nicht glauben, daß man mir eine solche Ehre erweisen würde.“</p> <p>„Ei, alle Donnerwetter!“ rief Wilhelm heftig, „ich wüßte nicht, warum Jemand Dir nicht dieselbe Ehre erweisen könnte, wie Denen, welche oft unnützere Bücher schreiben, als Du und weniger Herz für die Sache haben, welche sie führen wollen, als Du.“</p> <p>Franz seufzte und sagte: „Wir wollen doch lieber lesen.“ Wilhelm sah über seine Achsel hinweg mit in das Papier.</p> <p>Das Schreiben begann:</p> <p>„Lieber Franz Thalheim! Wir nennen Dich Du, weil wir alle Menschen. Du nennen, die wir in allgemeiner Liebesvereinigung als unsere Brüder anerkennen. Dich nennen wir aber ganz besonders mit Stolz und Freude Kamerad, denn Du hast es öffentlich ausgesprochen, daß Du dem armen Volke angehörst, für das Du leben willst </p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0085]
Bezug auf Dein Buch, das sie doch auf der Aufschrift erwähnten, eine solche beifällige Adresse an Dich verfaßt. Wenn sie auch ihre Namen darunter gesetzt hätten, so wären uns dieselben doch unbekannt gewesen und deshalb ist es gleich, wenn sie es unterlassen haben. Das ändert in der Hauptsache ja doch Nichts.“
„Nun lass’ uns lesen,“ sagte Franz, „Deine Ansicht gefällt mir wohl, aber ich weiß nicht, ob Du Recht hast — ich kann nicht glauben, daß man mir eine solche Ehre erweisen würde.“
„Ei, alle Donnerwetter!“ rief Wilhelm heftig, „ich wüßte nicht, warum Jemand Dir nicht dieselbe Ehre erweisen könnte, wie Denen, welche oft unnützere Bücher schreiben, als Du und weniger Herz für die Sache haben, welche sie führen wollen, als Du.“
Franz seufzte und sagte: „Wir wollen doch lieber lesen.“ Wilhelm sah über seine Achsel hinweg mit in das Papier.
Das Schreiben begann:
„Lieber Franz Thalheim! Wir nennen Dich Du, weil wir alle Menschen. Du nennen, die wir in allgemeiner Liebesvereinigung als unsere Brüder anerkennen. Dich nennen wir aber ganz besonders mit Stolz und Freude Kamerad, denn Du hast es öffentlich ausgesprochen, daß Du dem armen Volke angehörst, für das Du leben willst
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