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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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Familie Hohenthal und Treffurth bekannt geworden, die Sache war zu delicat, um weiter danach zu fragen -- auch interessirte die Aristokratin sich wenig für dieses bürgerliche Paar, das sie nur in einem untergeordneten Verhältniß zu sich betrachtete. Amaliens Aeußerung über Jaromir hatte freilich für Aurelie und Pauline Manches zu denken gegeben -- aber Beide hatten Zartgefühl genug, das Gehörte nicht weiter zu verbreiten.

Elisabeth hielt fest an ihrer Liebe, Jaromir selbst hatte diese Ueberzeugung gewonnen. Aber Thalheim war schmerzlichst bewegt. Er hatte Amalien wiedergesehen, seine treue Liebe zu ihr war plötzlich in all ihrer frühern sanften Größe wieder aufgewacht -- da hatte sie ihm durch die halb wahnsinnig gesprochenen Worte gezeigt, wie unwerth sie seiner Liebe sei -- und wie er jahrelang sie bei sich entschuldigt, mit ihr Geduld gehabt und Nachsicht mit ihrer Schwäche und ihren Launen, was Monate lang, als sie in steter Vereinigung zusammen lebten, ihm entgangen war, -- das trat jetzt in dem einen Augenblick des Wiedersehens in seiner widerwärtigsten Gestalt vor ihn hin -- als er Amalien wieder und gerade so gehässig sprechen hörte -- so starb plötzlich seine Liebe zu ihr, endete sein Mitleid -- er fühlte, wie sie beides nicht mehr werth sei, und sein Inneres wendete sich mit Verachtung von ihr ab.

Familie Hohenthal und Treffurth bekannt geworden, die Sache war zu delicat, um weiter danach zu fragen — auch interessirte die Aristokratin sich wenig für dieses bürgerliche Paar, das sie nur in einem untergeordneten Verhältniß zu sich betrachtete. Amaliens Aeußerung über Jaromir hatte freilich für Aurelie und Pauline Manches zu denken gegeben — aber Beide hatten Zartgefühl genug, das Gehörte nicht weiter zu verbreiten.

Elisabeth hielt fest an ihrer Liebe, Jaromir selbst hatte diese Ueberzeugung gewonnen. Aber Thalheim war schmerzlichst bewegt. Er hatte Amalien wiedergesehen, seine treue Liebe zu ihr war plötzlich in all ihrer frühern sanften Größe wieder aufgewacht — da hatte sie ihm durch die halb wahnsinnig gesprochenen Worte gezeigt, wie unwerth sie seiner Liebe sei — und wie er jahrelang sie bei sich entschuldigt, mit ihr Geduld gehabt und Nachsicht mit ihrer Schwäche und ihren Launen, was Monate lang, als sie in steter Vereinigung zusammen lebten, ihm entgangen war, — das trat jetzt in dem einen Augenblick des Wiedersehens in seiner widerwärtigsten Gestalt vor ihn hin — als er Amalien wieder und gerade so gehässig sprechen hörte — so starb plötzlich seine Liebe zu ihr, endete sein Mitleid — er fühlte, wie sie beides nicht mehr werth sei, und sein Inneres wendete sich mit Verachtung von ihr ab.

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[120/0124] Familie Hohenthal und Treffurth bekannt geworden, die Sache war zu delicat, um weiter danach zu fragen — auch interessirte die Aristokratin sich wenig für dieses bürgerliche Paar, das sie nur in einem untergeordneten Verhältniß zu sich betrachtete. Amaliens Aeußerung über Jaromir hatte freilich für Aurelie und Pauline Manches zu denken gegeben — aber Beide hatten Zartgefühl genug, das Gehörte nicht weiter zu verbreiten. Elisabeth hielt fest an ihrer Liebe, Jaromir selbst hatte diese Ueberzeugung gewonnen. Aber Thalheim war schmerzlichst bewegt. Er hatte Amalien wiedergesehen, seine treue Liebe zu ihr war plötzlich in all ihrer frühern sanften Größe wieder aufgewacht — da hatte sie ihm durch die halb wahnsinnig gesprochenen Worte gezeigt, wie unwerth sie seiner Liebe sei — und wie er jahrelang sie bei sich entschuldigt, mit ihr Geduld gehabt und Nachsicht mit ihrer Schwäche und ihren Launen, was Monate lang, als sie in steter Vereinigung zusammen lebten, ihm entgangen war, — das trat jetzt in dem einen Augenblick des Wiedersehens in seiner widerwärtigsten Gestalt vor ihn hin — als er Amalien wieder und gerade so gehässig sprechen hörte — so starb plötzlich seine Liebe zu ihr, endete sein Mitleid — er fühlte, wie sie beides nicht mehr werth sei, und sein Inneres wendete sich mit Verachtung von ihr ab.

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/124>, abgerufen am 24.11.2024.