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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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es zu wissen, die erste Geliebte genommen -- und sollte er ihm jetzt vielleicht auch die letzte nehmen?

Sein Verstummen erschreckte sie: "So habe ich Recht?" fragte sie tonlos.

Er besann sich und sagte nun: "Sie irren! Fällt Ihnen denn der Name nicht auf? -- Die Dame, von der Eduin sprach, und diese, welche Ihnen jetzt das Bild schickt, ist nur eine und dieselbe -- die Sängerin Bella."

Da richtete sie sich plötzlich groß auf und sagte: "Dank dem Himmel! So darf ich ihn mein nennen, so darf ich darauf vertrauen, daß meine reine Liebe ihm vollen Ersatz geben wird für diese, die ihn aufgiebt und zu der sein sehnsüchtiges Herz sich verirren konnte."

Thalheim stand auch auf und sah bewundernd zu ihr -- vor einer solchen Liebe begann er plötzlich selbst wieder ihre Allgewalt zu empfinden. In diesem Augenblicke ging Etwas in ihm vor, das seinem Herzen eine stumme Sprache zu sich selbst gab, auf die er nicht länger hören mogte.

"Leben Sie wohl und glücklich," sagte er, "vergönnen Sie mir einen schnellen Abschied." Er drückte ihre Hand sanft an seine Lippen -- eine Thräne fiel darauf.

"Ich scheide heute anders von Ihnen -- als das letzte Mal -- damals hatte ich meinen Lehrer verloren -- jetzt habe ich einen Freund gefunden -- Sie werden mich auch nicht vergessen, und wir werden uns wiedersehen!"

es zu wissen, die erste Geliebte genommen — und sollte er ihm jetzt vielleicht auch die letzte nehmen?

Sein Verstummen erschreckte sie: „So habe ich Recht?“ fragte sie tonlos.

Er besann sich und sagte nun: „Sie irren! Fällt Ihnen denn der Name nicht auf? — Die Dame, von der Eduin sprach, und diese, welche Ihnen jetzt das Bild schickt, ist nur eine und dieselbe — die Sängerin Bella.“

Da richtete sie sich plötzlich groß auf und sagte: „Dank dem Himmel! So darf ich ihn mein nennen, so darf ich darauf vertrauen, daß meine reine Liebe ihm vollen Ersatz geben wird für diese, die ihn aufgiebt und zu der sein sehnsüchtiges Herz sich verirren konnte.“

Thalheim stand auch auf und sah bewundernd zu ihr — vor einer solchen Liebe begann er plötzlich selbst wieder ihre Allgewalt zu empfinden. In diesem Augenblicke ging Etwas in ihm vor, das seinem Herzen eine stumme Sprache zu sich selbst gab, auf die er nicht länger hören mogte.

„Leben Sie wohl und glücklich,“ sagte er, „vergönnen Sie mir einen schnellen Abschied.“ Er drückte ihre Hand sanft an seine Lippen — eine Thräne fiel darauf.

„Ich scheide heute anders von Ihnen — als das letzte Mal — damals hatte ich meinen Lehrer verloren — jetzt habe ich einen Freund gefunden — Sie werden mich auch nicht vergessen, und wir werden uns wiedersehen!“

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[145/0149] es zu wissen, die erste Geliebte genommen — und sollte er ihm jetzt vielleicht auch die letzte nehmen? Sein Verstummen erschreckte sie: „So habe ich Recht?“ fragte sie tonlos. Er besann sich und sagte nun: „Sie irren! Fällt Ihnen denn der Name nicht auf? — Die Dame, von der Eduin sprach, und diese, welche Ihnen jetzt das Bild schickt, ist nur eine und dieselbe — die Sängerin Bella.“ Da richtete sie sich plötzlich groß auf und sagte: „Dank dem Himmel! So darf ich ihn mein nennen, so darf ich darauf vertrauen, daß meine reine Liebe ihm vollen Ersatz geben wird für diese, die ihn aufgiebt und zu der sein sehnsüchtiges Herz sich verirren konnte.“ Thalheim stand auch auf und sah bewundernd zu ihr — vor einer solchen Liebe begann er plötzlich selbst wieder ihre Allgewalt zu empfinden. In diesem Augenblicke ging Etwas in ihm vor, das seinem Herzen eine stumme Sprache zu sich selbst gab, auf die er nicht länger hören mogte. „Leben Sie wohl und glücklich,“ sagte er, „vergönnen Sie mir einen schnellen Abschied.“ Er drückte ihre Hand sanft an seine Lippen — eine Thräne fiel darauf. „Ich scheide heute anders von Ihnen — als das letzte Mal — damals hatte ich meinen Lehrer verloren — jetzt habe ich einen Freund gefunden — Sie werden mich auch nicht vergessen, und wir werden uns wiedersehen!“

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/149>, abgerufen am 24.11.2024.