Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.ihren Wagen geschickt, um Pauline zu holen, und so ward er empfangen. In den nächsten Dörfern hatte man die Bauern aufgeboten, herbei zu kommen und die aufrührerischen Rotten von weitern Zerstörungen abhalten zu helfen. Aber Herr Felchner hatte sonst oft vor Gericht in Streitigkeiten mit ihnen gestanden, er hatte ihre Feld- und Gartenfrüchte immer so schlecht als möglich bezahlt, und sie waren in keinem Stück mit ihm in gutem Einvernehmen gewesen, So kam es, daß nur Wenige Lust hatten, ihm zu Hülfe zu eilen und die Meisten von Denjenigen, welche sich dazu entschlossen, waren solche, die nur gern bei Raufereien und Schlägereien waren. Sie bewaffneten sich mit Spaten, Sensen und Düngergabeln, tranken sich erst Muth und zogen singend und lärmend nach der Fabrik. Da kam ihnen ein Haufe junger Arbeiter entgegen, Wilhelm an der Spitze. "Was wollt Ihr?" rief er ihnen zu. "Kommt Ihr als unsre Feinde -- dann würdet Ihr verloren sein, denn Ihr seid nur eine kleine Schaar und wir sind viel mehr als Ihr. Aber wir können auch nicht glauben, daß Ihr so thörigt wäret, in uns Euere Feinde zu sehen. Wir sind von Natur Eure Freunde und Brüder, und nur die unbarmherzigen Reichen, welche elendes Geld aufhäufen, um Tausende verhungern zu lassen, sind unsere Gegner. Wir wollen nur ihren Wagen geschickt, um Pauline zu holen, und so ward er empfangen. In den nächsten Dörfern hatte man die Bauern aufgeboten, herbei zu kommen und die aufrührerischen Rotten von weitern Zerstörungen abhalten zu helfen. Aber Herr Felchner hatte sonst oft vor Gericht in Streitigkeiten mit ihnen gestanden, er hatte ihre Feld- und Gartenfrüchte immer so schlecht als möglich bezahlt, und sie waren in keinem Stück mit ihm in gutem Einvernehmen gewesen, So kam es, daß nur Wenige Lust hatten, ihm zu Hülfe zu eilen und die Meisten von Denjenigen, welche sich dazu entschlossen, waren solche, die nur gern bei Raufereien und Schlägereien waren. Sie bewaffneten sich mit Spaten, Sensen und Düngergabeln, tranken sich erst Muth und zogen singend und lärmend nach der Fabrik. Da kam ihnen ein Haufe junger Arbeiter entgegen, Wilhelm an der Spitze. „Was wollt Ihr?“ rief er ihnen zu. „Kommt Ihr als unsre Feinde — dann würdet Ihr verloren sein, denn Ihr seid nur eine kleine Schaar und wir sind viel mehr als Ihr. Aber wir können auch nicht glauben, daß Ihr so thörigt wäret, in uns Euere Feinde zu sehen. Wir sind von Natur Eure Freunde und Brüder, und nur die unbarmherzigen Reichen, welche elendes Geld aufhäufen, um Tausende verhungern zu lassen, sind unsere Gegner. Wir wollen nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0161" n="157"/> ihren Wagen geschickt, um Pauline zu holen, und so ward er empfangen.</p> <p>In den nächsten Dörfern hatte man die Bauern aufgeboten, herbei zu kommen und die aufrührerischen Rotten von weitern Zerstörungen abhalten zu helfen. Aber Herr Felchner hatte sonst oft vor Gericht in Streitigkeiten mit ihnen gestanden, er hatte ihre Feld- und Gartenfrüchte immer so schlecht als möglich bezahlt, und sie waren in keinem Stück mit ihm in gutem Einvernehmen gewesen, So kam es, daß nur Wenige Lust hatten, ihm zu Hülfe zu eilen und die Meisten von Denjenigen, welche sich dazu entschlossen, waren solche, die nur gern bei Raufereien und Schlägereien waren. Sie bewaffneten sich mit Spaten, Sensen und Düngergabeln, tranken sich erst Muth und zogen singend und lärmend nach der Fabrik. Da kam ihnen ein Haufe junger Arbeiter entgegen, Wilhelm an der Spitze.</p> <p>„Was wollt Ihr?“ rief er ihnen zu. „Kommt Ihr als unsre Feinde — dann würdet Ihr verloren sein, denn Ihr seid nur eine kleine Schaar und wir sind viel mehr als Ihr. Aber wir können auch nicht glauben, daß Ihr so thörigt wäret, in uns Euere Feinde zu sehen. Wir sind von Natur Eure Freunde und Brüder, und nur die unbarmherzigen Reichen, welche elendes Geld aufhäufen, um Tausende verhungern zu lassen, sind unsere Gegner. Wir wollen nur </p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0161]
ihren Wagen geschickt, um Pauline zu holen, und so ward er empfangen.
In den nächsten Dörfern hatte man die Bauern aufgeboten, herbei zu kommen und die aufrührerischen Rotten von weitern Zerstörungen abhalten zu helfen. Aber Herr Felchner hatte sonst oft vor Gericht in Streitigkeiten mit ihnen gestanden, er hatte ihre Feld- und Gartenfrüchte immer so schlecht als möglich bezahlt, und sie waren in keinem Stück mit ihm in gutem Einvernehmen gewesen, So kam es, daß nur Wenige Lust hatten, ihm zu Hülfe zu eilen und die Meisten von Denjenigen, welche sich dazu entschlossen, waren solche, die nur gern bei Raufereien und Schlägereien waren. Sie bewaffneten sich mit Spaten, Sensen und Düngergabeln, tranken sich erst Muth und zogen singend und lärmend nach der Fabrik. Da kam ihnen ein Haufe junger Arbeiter entgegen, Wilhelm an der Spitze.
„Was wollt Ihr?“ rief er ihnen zu. „Kommt Ihr als unsre Feinde — dann würdet Ihr verloren sein, denn Ihr seid nur eine kleine Schaar und wir sind viel mehr als Ihr. Aber wir können auch nicht glauben, daß Ihr so thörigt wäret, in uns Euere Feinde zu sehen. Wir sind von Natur Eure Freunde und Brüder, und nur die unbarmherzigen Reichen, welche elendes Geld aufhäufen, um Tausende verhungern zu lassen, sind unsere Gegner. Wir wollen nur
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/161 |
Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/161>, abgerufen am 16.02.2025. |