Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.während derselben auf ihn getroffen; jetzt fuhr sie fort: "Ich glaube, die Thalheim hat gesagt, sie sei von ihrem Mann geschieden, ihr Kind ist gestorben -- das mag sie noch zusammengehalten haben, jetzt soll er gar nicht mehr nach ihr fragen. Man könnte wirklich neugierig sein zu wissen, was eigentlich zwischen den beiden Menschen vorgefallen, es hieß ja immer, er sei der beste Gatte von der Welt, und auf einmal, als sie kaum von der schwersten Krankheit genesen, verläßt er sie, um sich auf einer Reise zu amüsiren. Verdenken kann ich's ihm nicht, denn häßlich ist sie und furchtbare Langeweile mag er auch bei ihr gehabt haben. Aber daß er das nicht schon viele Jahre vorher empfunden hat! Da nannte man aber die Armuth sein einziges Unglück! Du weißt es ja selbst." "Aber vielleicht ist sie doch nicht sein größtes gewesen, oder vielleicht war sie es allein, die ihn bestimmte, die Reiseofferte von Graf Golzenau anzunehmen;" sagte Elisabeth. "Sie lebten in Noth?" fuhr Jaromir hastig heraus -- "und Golzenau -- ich besinne mich -- dieser Thalheim, welcher mit meinem Vetter Eduin Golzenau reist, ist derselbe, dessen Gattin jetzt hierher kommt, ist Ihr Lehrer, von dem Sie, Elisabeth, mir noch jüngst mit Begeisterung sprachen. -- Sie hatten mir seinen Namen nicht genannt." während derselben auf ihn getroffen; jetzt fuhr sie fort: „Ich glaube, die Thalheim hat gesagt, sie sei von ihrem Mann geschieden, ihr Kind ist gestorben — das mag sie noch zusammengehalten haben, jetzt soll er gar nicht mehr nach ihr fragen. Man könnte wirklich neugierig sein zu wissen, was eigentlich zwischen den beiden Menschen vorgefallen, es hieß ja immer, er sei der beste Gatte von der Welt, und auf einmal, als sie kaum von der schwersten Krankheit genesen, verläßt er sie, um sich auf einer Reise zu amüsiren. Verdenken kann ich’s ihm nicht, denn häßlich ist sie und furchtbare Langeweile mag er auch bei ihr gehabt haben. Aber daß er das nicht schon viele Jahre vorher empfunden hat! Da nannte man aber die Armuth sein einziges Unglück! Du weißt es ja selbst.“ „Aber vielleicht ist sie doch nicht sein größtes gewesen, oder vielleicht war sie es allein, die ihn bestimmte, die Reiseofferte von Graf Golzenau anzunehmen;“ sagte Elisabeth. „Sie lebten in Noth?“ fuhr Jaromir hastig heraus — „und Golzenau — ich besinne mich — dieser Thalheim, welcher mit meinem Vetter Eduin Golzenau reist, ist derselbe, dessen Gattin jetzt hierher kommt, ist Ihr Lehrer, von dem Sie, Elisabeth, mir noch jüngst mit Begeisterung sprachen. — Sie hatten mir seinen Namen nicht genannt.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="17"/> während derselben auf ihn getroffen; jetzt fuhr sie fort:</p> <p>„Ich glaube, die Thalheim hat gesagt, sie sei von ihrem Mann geschieden, ihr Kind ist gestorben — das mag sie noch zusammengehalten haben, jetzt soll er gar nicht mehr nach ihr fragen. Man könnte wirklich neugierig sein zu wissen, was eigentlich zwischen den beiden Menschen vorgefallen, es hieß ja immer, er sei der beste Gatte von der Welt, und auf einmal, als sie kaum von der schwersten Krankheit genesen, verläßt er sie, um sich auf einer Reise zu amüsiren. Verdenken kann ich’s ihm nicht, denn häßlich ist sie und furchtbare Langeweile mag er auch bei ihr gehabt haben. Aber daß er das nicht schon viele Jahre vorher empfunden hat! Da nannte man aber die Armuth sein einziges Unglück! Du weißt es ja selbst.“</p> <p>„Aber vielleicht ist sie doch nicht sein größtes gewesen, oder vielleicht war sie es allein, die ihn bestimmte, die Reiseofferte von Graf Golzenau anzunehmen;“ sagte Elisabeth.</p> <p>„Sie lebten in Noth?“ fuhr Jaromir hastig heraus — „und Golzenau — ich besinne mich — dieser Thalheim, welcher mit meinem Vetter Eduin Golzenau reist, ist derselbe, dessen Gattin jetzt hierher kommt, ist Ihr Lehrer, von dem Sie, Elisabeth, mir noch jüngst mit Begeisterung sprachen. — Sie hatten mir seinen Namen nicht genannt.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0021]
während derselben auf ihn getroffen; jetzt fuhr sie fort:
„Ich glaube, die Thalheim hat gesagt, sie sei von ihrem Mann geschieden, ihr Kind ist gestorben — das mag sie noch zusammengehalten haben, jetzt soll er gar nicht mehr nach ihr fragen. Man könnte wirklich neugierig sein zu wissen, was eigentlich zwischen den beiden Menschen vorgefallen, es hieß ja immer, er sei der beste Gatte von der Welt, und auf einmal, als sie kaum von der schwersten Krankheit genesen, verläßt er sie, um sich auf einer Reise zu amüsiren. Verdenken kann ich’s ihm nicht, denn häßlich ist sie und furchtbare Langeweile mag er auch bei ihr gehabt haben. Aber daß er das nicht schon viele Jahre vorher empfunden hat! Da nannte man aber die Armuth sein einziges Unglück! Du weißt es ja selbst.“
„Aber vielleicht ist sie doch nicht sein größtes gewesen, oder vielleicht war sie es allein, die ihn bestimmte, die Reiseofferte von Graf Golzenau anzunehmen;“ sagte Elisabeth.
„Sie lebten in Noth?“ fuhr Jaromir hastig heraus — „und Golzenau — ich besinne mich — dieser Thalheim, welcher mit meinem Vetter Eduin Golzenau reist, ist derselbe, dessen Gattin jetzt hierher kommt, ist Ihr Lehrer, von dem Sie, Elisabeth, mir noch jüngst mit Begeisterung sprachen. — Sie hatten mir seinen Namen nicht genannt.“
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