Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.Der Geheimrath war ein geschickter Rechenmeister, sein Exempel traf bei der Probe. Herr Felchner hatte Tag und Nacht keine Ruhe mehr. Er theilte seine Unterredung mit dem Geheimrath seinem Sohn mit. Georg war von Charakter fast noch finsterer und hartherziger als sein Vater. Herr Felchner, der Vater, war ein Thrann gegen Alle, die von ihm abhingen, aber er war es um eines Zweckes willen: er war es aus Ehrgeiz, der reichste und industriellste Mann in seinem Vaterland zu sein. Alles, was er war und besaß, hatte er seiner Klugheit, seinem Fleiß und seiner Ausdauer zu verdanken, denn er hatte zuerst mit einem geringen Geschäft und klein angefangen. Darauf war er stolz und auf diesem sichern Fundament baute er nun mit rastlosem, unermüdlichem Eifer weiter. Es war seine Freude, wenn er durch seine Geldmacht den Adel demüthigen konnte, es war sein Stolz, bei dem großen Grundbesitz, den er sich nach und nach erworben, bei der Masse der Leute, welche er beschäftigte und welche dadurch Alle von ihm abhängig waren, selbst eine Art von Souverain vorzustellen, es war sein Ruhm, die Industrie durch alle zweckmäßige Neuerungen zu bereichern und sie in seinen Fabriken und durch dieselben auf eine immer höhere Stufe zu heben -- und es war so seine Lebensaufgabe, in Allen diesem noch weiter zu schreiten --: das Mittel dazu war erhöhter Reichthum: Der Geheimrath war ein geschickter Rechenmeister, sein Exempel traf bei der Probe. Herr Felchner hatte Tag und Nacht keine Ruhe mehr. Er theilte seine Unterredung mit dem Geheimrath seinem Sohn mit. Georg war von Charakter fast noch finsterer und hartherziger als sein Vater. Herr Felchner, der Vater, war ein Thrann gegen Alle, die von ihm abhingen, aber er war es um eines Zweckes willen: er war es aus Ehrgeiz, der reichste und industriellste Mann in seinem Vaterland zu sein. Alles, was er war und besaß, hatte er seiner Klugheit, seinem Fleiß und seiner Ausdauer zu verdanken, denn er hatte zuerst mit einem geringen Geschäft und klein angefangen. Darauf war er stolz und auf diesem sichern Fundament baute er nun mit rastlosem, unermüdlichem Eifer weiter. Es war seine Freude, wenn er durch seine Geldmacht den Adel demüthigen konnte, es war sein Stolz, bei dem großen Grundbesitz, den er sich nach und nach erworben, bei der Masse der Leute, welche er beschäftigte und welche dadurch Alle von ihm abhängig waren, selbst eine Art von Souverain vorzustellen, es war sein Ruhm, die Industrie durch alle zweckmäßige Neuerungen zu bereichern und sie in seinen Fabriken und durch dieselben auf eine immer höhere Stufe zu heben — und es war so seine Lebensaufgabe, in Allen diesem noch weiter zu schreiten —: das Mittel dazu war erhöhter Reichthum: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0025" n="21"/> <p> Der Geheimrath war ein geschickter Rechenmeister, sein Exempel traf bei der Probe.</p> <p>Herr Felchner hatte Tag und Nacht keine Ruhe mehr. Er theilte seine Unterredung mit dem Geheimrath seinem Sohn mit. Georg war von Charakter fast noch finsterer und hartherziger als sein Vater. Herr Felchner, der Vater, war ein Thrann gegen Alle, die von ihm abhingen, aber er war es um eines Zweckes willen: er war es aus Ehrgeiz, der reichste und industriellste Mann in seinem Vaterland zu sein. Alles, was er war und besaß, hatte er seiner Klugheit, seinem Fleiß und seiner Ausdauer zu verdanken, denn er hatte zuerst mit einem geringen Geschäft und klein angefangen. Darauf war er stolz und auf diesem sichern Fundament baute er nun mit rastlosem, unermüdlichem Eifer weiter. Es war seine Freude, wenn er durch seine Geldmacht den Adel demüthigen konnte, es war sein Stolz, bei dem großen Grundbesitz, den er sich nach und nach erworben, bei der Masse der Leute, welche er beschäftigte und welche dadurch Alle von ihm abhängig waren, selbst eine Art von Souverain vorzustellen, es war sein Ruhm, die Industrie durch alle zweckmäßige Neuerungen zu bereichern und sie in seinen Fabriken und durch dieselben auf eine immer höhere Stufe zu heben — und es war so seine Lebensaufgabe, in Allen diesem noch weiter zu schreiten —: das Mittel dazu war erhöhter Reichthum: </p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0025]
Der Geheimrath war ein geschickter Rechenmeister, sein Exempel traf bei der Probe.
Herr Felchner hatte Tag und Nacht keine Ruhe mehr. Er theilte seine Unterredung mit dem Geheimrath seinem Sohn mit. Georg war von Charakter fast noch finsterer und hartherziger als sein Vater. Herr Felchner, der Vater, war ein Thrann gegen Alle, die von ihm abhingen, aber er war es um eines Zweckes willen: er war es aus Ehrgeiz, der reichste und industriellste Mann in seinem Vaterland zu sein. Alles, was er war und besaß, hatte er seiner Klugheit, seinem Fleiß und seiner Ausdauer zu verdanken, denn er hatte zuerst mit einem geringen Geschäft und klein angefangen. Darauf war er stolz und auf diesem sichern Fundament baute er nun mit rastlosem, unermüdlichem Eifer weiter. Es war seine Freude, wenn er durch seine Geldmacht den Adel demüthigen konnte, es war sein Stolz, bei dem großen Grundbesitz, den er sich nach und nach erworben, bei der Masse der Leute, welche er beschäftigte und welche dadurch Alle von ihm abhängig waren, selbst eine Art von Souverain vorzustellen, es war sein Ruhm, die Industrie durch alle zweckmäßige Neuerungen zu bereichern und sie in seinen Fabriken und durch dieselben auf eine immer höhere Stufe zu heben — und es war so seine Lebensaufgabe, in Allen diesem noch weiter zu schreiten —: das Mittel dazu war erhöhter Reichthum:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-23T11:52:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |