Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.und sogar um seine Zustimmung gebeten hatte. Woher nun dieses plötzliche Mißtrauen gegen eine Sache, welche man nie mit dem Schleier irgend eines Geheimnisses umhüllt gehabt hatte? Woher diese plötzliche Härte? Franz sann lange darüber nach, doch immer vergebens. Und je weniger er einen Grund herausfand, welcher diese außerordentliche und unerwartete Maasregel des Fabrikherrn hätte rechtfertigen können, desto trüber und unheimlicher ward ihm zu Muthe -- eine ungeheure Angst vor kommenden Dingen begann sich wie ein drückender Alp auf seine Seele zu lagern. Diese Ankündigung, die ihm und allen Arbeitern heute geworden, -- war sie nicht der Vorbote nahenden großen Unheils? Glich sie nicht dem ersten schmetternden Blitz, dem ersten rasch abbrechenden Donnerschlag, die ohne die Gewitterschwüle der Luft durch lindernde Regentropfen zu kühlen aus finsterm Gewölk hervorbrechen? Und dann ist es wieder still, todtenstill und keine Bewegung am Horizont. Nur daß die schwarzen Wolken immer größer wachsen, immer höher sich aufthürmen, ohne doch sichtlich weiter von ihrer Stelle zu rücken, ihre dunkeln Massen mit schneehellen Spitzen schmücken, mit rothschillernden Streifen durchziehen -- so daß der Beobachter des Wetters wohl sieht: das ist mehr als ein Gewitter, das mit vorübergehenden Schrecken der Erde Segen bringt -- das verkündet schlimmen Hagel, das wird sich nicht und sogar um seine Zustimmung gebeten hatte. Woher nun dieses plötzliche Mißtrauen gegen eine Sache, welche man nie mit dem Schleier irgend eines Geheimnisses umhüllt gehabt hatte? Woher diese plötzliche Härte? Franz sann lange darüber nach, doch immer vergebens. Und je weniger er einen Grund herausfand, welcher diese außerordentliche und unerwartete Maasregel des Fabrikherrn hätte rechtfertigen können, desto trüber und unheimlicher ward ihm zu Muthe — eine ungeheure Angst vor kommenden Dingen begann sich wie ein drückender Alp auf seine Seele zu lagern. Diese Ankündigung, die ihm und allen Arbeitern heute geworden, — war sie nicht der Vorbote nahenden großen Unheils? Glich sie nicht dem ersten schmetternden Blitz, dem ersten rasch abbrechenden Donnerschlag, die ohne die Gewitterschwüle der Luft durch lindernde Regentropfen zu kühlen aus finsterm Gewölk hervorbrechen? Und dann ist es wieder still, todtenstill und keine Bewegung am Horizont. Nur daß die schwarzen Wolken immer größer wachsen, immer höher sich aufthürmen, ohne doch sichtlich weiter von ihrer Stelle zu rücken, ihre dunkeln Massen mit schneehellen Spitzen schmücken, mit rothschillernden Streifen durchziehen — so daß der Beobachter des Wetters wohl sieht: das ist mehr als ein Gewitter, das mit vorübergehenden Schrecken der Erde Segen bringt — das verkündet schlimmen Hagel, das wird sich nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="26"/> und sogar um seine Zustimmung gebeten hatte. Woher nun dieses plötzliche Mißtrauen gegen eine Sache, welche man nie mit dem Schleier irgend eines Geheimnisses umhüllt gehabt hatte? Woher diese plötzliche Härte?</p> <p>Franz sann lange darüber nach, doch immer vergebens. Und je weniger er einen Grund herausfand, welcher diese außerordentliche und unerwartete Maasregel des Fabrikherrn hätte rechtfertigen können, desto trüber und unheimlicher ward ihm zu Muthe — eine ungeheure Angst vor kommenden Dingen begann sich wie ein drückender Alp auf seine Seele zu lagern. Diese Ankündigung, die ihm und allen Arbeitern heute geworden, — war sie nicht der Vorbote nahenden großen Unheils? Glich sie nicht dem ersten schmetternden Blitz, dem ersten rasch abbrechenden Donnerschlag, die ohne die Gewitterschwüle der Luft durch lindernde Regentropfen zu kühlen aus finsterm Gewölk hervorbrechen? Und dann ist es wieder still, todtenstill und keine Bewegung am Horizont. Nur daß die schwarzen Wolken immer größer wachsen, immer höher sich aufthürmen, ohne doch sichtlich weiter von ihrer Stelle zu rücken, ihre dunkeln Massen mit schneehellen Spitzen schmücken, mit rothschillernden Streifen durchziehen — so daß der Beobachter des Wetters wohl sieht: das ist mehr als ein Gewitter, das mit vorübergehenden Schrecken der Erde Segen bringt — das verkündet schlimmen Hagel, das wird sich nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
und sogar um seine Zustimmung gebeten hatte. Woher nun dieses plötzliche Mißtrauen gegen eine Sache, welche man nie mit dem Schleier irgend eines Geheimnisses umhüllt gehabt hatte? Woher diese plötzliche Härte?
Franz sann lange darüber nach, doch immer vergebens. Und je weniger er einen Grund herausfand, welcher diese außerordentliche und unerwartete Maasregel des Fabrikherrn hätte rechtfertigen können, desto trüber und unheimlicher ward ihm zu Muthe — eine ungeheure Angst vor kommenden Dingen begann sich wie ein drückender Alp auf seine Seele zu lagern. Diese Ankündigung, die ihm und allen Arbeitern heute geworden, — war sie nicht der Vorbote nahenden großen Unheils? Glich sie nicht dem ersten schmetternden Blitz, dem ersten rasch abbrechenden Donnerschlag, die ohne die Gewitterschwüle der Luft durch lindernde Regentropfen zu kühlen aus finsterm Gewölk hervorbrechen? Und dann ist es wieder still, todtenstill und keine Bewegung am Horizont. Nur daß die schwarzen Wolken immer größer wachsen, immer höher sich aufthürmen, ohne doch sichtlich weiter von ihrer Stelle zu rücken, ihre dunkeln Massen mit schneehellen Spitzen schmücken, mit rothschillernden Streifen durchziehen — so daß der Beobachter des Wetters wohl sieht: das ist mehr als ein Gewitter, das mit vorübergehenden Schrecken der Erde Segen bringt — das verkündet schlimmen Hagel, das wird sich nicht
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