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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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unbefangen Jaromir als ihren Bräutigam vorstelle, ihrem Vater eine schwere Pflicht und Aarens eine Kränkung ersparen könne, indem er dann glauben werde, Jaromir habe um sie angehalten, eh' sie selbst von Aarens Werbung erfahren -- im Augenblick bedachte sie nicht, daß jener um so beleidigter sich fühlen könne, wenn man nicht einmal seine Werbung gegen die Jaromir's in die Waagschaale geworfen, und so stellte sie, bedacht und unbedacht zugleich, Jaromir als ihren Bräutigam vor und fügte bei:

"Und so bitt ich denn den werthen Freund unsres Hauses, uns auch in Zukunft ein solcher zu bleiben!" Sie sagte dies mit der freundlichsten, herzlichsten Stimme, denn so glücklich, wie sie jetzt war, hätte sie gern auch nur lauter glückliche Menschen um sich gesehen, und empfand daher Mitleid für den Getäuschten.

Er stand wie vom Donner gerührt.

Nach einer Weile sagte er sehr gezwungen: "Ich werde nachher die Ehre haben, Ihnen Glück zu wünschen -- jetzt erwartet mich Ihr gnädiger Herr Vater."

Damit eilte er die Treppe hinauf.

Die beiden Glücklichen aber gingen in die Rotunde, welche so oft schon zum Tempel ihrer Liebe geworden war -- um auch jetzt dort vor einander die selig klopfenden Herzen zu entlasten.

Zu derselben Stunde, in der Jaromir nach Schloß

unbefangen Jaromir als ihren Bräutigam vorstelle, ihrem Vater eine schwere Pflicht und Aarens eine Kränkung ersparen könne, indem er dann glauben werde, Jaromir habe um sie angehalten, eh’ sie selbst von Aarens Werbung erfahren — im Augenblick bedachte sie nicht, daß jener um so beleidigter sich fühlen könne, wenn man nicht einmal seine Werbung gegen die Jaromir’s in die Waagschaale geworfen, und so stellte sie, bedacht und unbedacht zugleich, Jaromir als ihren Bräutigam vor und fügte bei:

„Und so bitt ich denn den werthen Freund unsres Hauses, uns auch in Zukunft ein solcher zu bleiben!“ Sie sagte dies mit der freundlichsten, herzlichsten Stimme, denn so glücklich, wie sie jetzt war, hätte sie gern auch nur lauter glückliche Menschen um sich gesehen, und empfand daher Mitleid für den Getäuschten.

Er stand wie vom Donner gerührt.

Nach einer Weile sagte er sehr gezwungen: „Ich werde nachher die Ehre haben, Ihnen Glück zu wünschen — jetzt erwartet mich Ihr gnädiger Herr Vater.“

Damit eilte er die Treppe hinauf.

Die beiden Glücklichen aber gingen in die Rotunde, welche so oft schon zum Tempel ihrer Liebe geworden war — um auch jetzt dort vor einander die selig klopfenden Herzen zu entlasten.

Zu derselben Stunde, in der Jaromir nach Schloß

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[68/0072] unbefangen Jaromir als ihren Bräutigam vorstelle, ihrem Vater eine schwere Pflicht und Aarens eine Kränkung ersparen könne, indem er dann glauben werde, Jaromir habe um sie angehalten, eh’ sie selbst von Aarens Werbung erfahren — im Augenblick bedachte sie nicht, daß jener um so beleidigter sich fühlen könne, wenn man nicht einmal seine Werbung gegen die Jaromir’s in die Waagschaale geworfen, und so stellte sie, bedacht und unbedacht zugleich, Jaromir als ihren Bräutigam vor und fügte bei: „Und so bitt ich denn den werthen Freund unsres Hauses, uns auch in Zukunft ein solcher zu bleiben!“ Sie sagte dies mit der freundlichsten, herzlichsten Stimme, denn so glücklich, wie sie jetzt war, hätte sie gern auch nur lauter glückliche Menschen um sich gesehen, und empfand daher Mitleid für den Getäuschten. Er stand wie vom Donner gerührt. Nach einer Weile sagte er sehr gezwungen: „Ich werde nachher die Ehre haben, Ihnen Glück zu wünschen — jetzt erwartet mich Ihr gnädiger Herr Vater.“ Damit eilte er die Treppe hinauf. Die beiden Glücklichen aber gingen in die Rotunde, welche so oft schon zum Tempel ihrer Liebe geworden war — um auch jetzt dort vor einander die selig klopfenden Herzen zu entlasten. Zu derselben Stunde, in der Jaromir nach Schloß

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/72>, abgerufen am 24.11.2024.