Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

die Nacht tanzen und pfeifen -- die Nacht muß es losgehen!"

"Ja, die Nacht! Und mag der alte Kater selber das Zusehen umsonst haben!"

"Pst, Brüder, pst!" ermahnte Wilhelm. "Wenn Jemand Euch hört -- und wenn Ihr auch murmelt -- jetzt, hat jedes Steinchen im Wege ein Ohr."

Die Burschen gingen ruhiger vorüber.

Jetzt fuhr der Wagen vor und Pauline stieg ein -- der ältere Thalheim kehrte um und setzte sich zu ihr. Franz blieb am Wege stehen, bis der Wagen vorbeifuhr. Seit jenem Abend, wo sie von ihrem Gefühl überwältigt an seine Brust gesunken war, hatte er noch weniger als vorher gewagt, sich ihr wieder zu nähern -- aber jetzt in dieser Entfernung, in diesem Moment konnte er es schon wagen, ihr einen Blick zuzuwerfen, in dem seine ganze Seele lag und sie erwiderte ihn mit einem gleichen.

Dann besprachen die Beiden noch Manches, das sie einander nur immer werther machte und näher brachte.

So kamen sie gerade kurze Zeit nach Aarens im Schloß an. Man sagte ihnen, daß der Graf und die Gräfin im Augenblick nicht zu sprechen wären, die Comtesse aber sei in der Rotunde.

Dorthin eilte Pauline mit dem Lehrer.


die Nacht tanzen und pfeifen — die Nacht muß es losgehen!“

„Ja, die Nacht! Und mag der alte Kater selber das Zusehen umsonst haben!“

„Pst, Brüder, pst!“ ermahnte Wilhelm. „Wenn Jemand Euch hört — und wenn Ihr auch murmelt — jetzt, hat jedes Steinchen im Wege ein Ohr.“

Die Burschen gingen ruhiger vorüber.

Jetzt fuhr der Wagen vor und Pauline stieg ein — der ältere Thalheim kehrte um und setzte sich zu ihr. Franz blieb am Wege stehen, bis der Wagen vorbeifuhr. Seit jenem Abend, wo sie von ihrem Gefühl überwältigt an seine Brust gesunken war, hatte er noch weniger als vorher gewagt, sich ihr wieder zu nähern — aber jetzt in dieser Entfernung, in diesem Moment konnte er es schon wagen, ihr einen Blick zuzuwerfen, in dem seine ganze Seele lag und sie erwiderte ihn mit einem gleichen.

Dann besprachen die Beiden noch Manches, das sie einander nur immer werther machte und näher brachte.

So kamen sie gerade kurze Zeit nach Aarens im Schloß an. Man sagte ihnen, daß der Graf und die Gräfin im Augenblick nicht zu sprechen wären, die Comtesse aber sei in der Rotunde.

Dorthin eilte Pauline mit dem Lehrer.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0079" n="75"/>
die Nacht tanzen und pfeifen &#x2014; die Nacht muß es losgehen!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ja, die Nacht! Und mag der alte Kater selber das Zusehen umsonst haben!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Pst, Brüder, pst!&#x201C; ermahnte Wilhelm. &#x201E;Wenn Jemand Euch hört &#x2014; und wenn Ihr auch murmelt &#x2014; jetzt, hat jedes Steinchen im Wege ein Ohr.&#x201C;</p>
        <p>Die Burschen gingen ruhiger vorüber.</p>
        <p>Jetzt fuhr der Wagen vor und Pauline stieg ein &#x2014; der ältere Thalheim kehrte um und setzte sich zu ihr. Franz blieb am Wege stehen, bis der Wagen vorbeifuhr. Seit jenem Abend, wo sie von ihrem Gefühl überwältigt an seine Brust gesunken war, hatte er noch weniger als vorher gewagt, sich ihr wieder zu nähern &#x2014; aber jetzt in dieser Entfernung, in diesem Moment konnte er es schon wagen, ihr einen Blick zuzuwerfen, in dem seine ganze Seele lag und sie erwiderte ihn mit einem gleichen.</p>
        <p>Dann besprachen die Beiden noch Manches, das sie einander nur immer werther machte und näher brachte.</p>
        <p>So kamen sie gerade kurze Zeit nach Aarens im Schloß an. Man sagte ihnen, daß der Graf und die Gräfin im Augenblick nicht zu sprechen wären, die Comtesse aber sei in der Rotunde.</p>
        <p>Dorthin eilte Pauline mit dem Lehrer.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
</div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0079] die Nacht tanzen und pfeifen — die Nacht muß es losgehen!“ „Ja, die Nacht! Und mag der alte Kater selber das Zusehen umsonst haben!“ „Pst, Brüder, pst!“ ermahnte Wilhelm. „Wenn Jemand Euch hört — und wenn Ihr auch murmelt — jetzt, hat jedes Steinchen im Wege ein Ohr.“ Die Burschen gingen ruhiger vorüber. Jetzt fuhr der Wagen vor und Pauline stieg ein — der ältere Thalheim kehrte um und setzte sich zu ihr. Franz blieb am Wege stehen, bis der Wagen vorbeifuhr. Seit jenem Abend, wo sie von ihrem Gefühl überwältigt an seine Brust gesunken war, hatte er noch weniger als vorher gewagt, sich ihr wieder zu nähern — aber jetzt in dieser Entfernung, in diesem Moment konnte er es schon wagen, ihr einen Blick zuzuwerfen, in dem seine ganze Seele lag und sie erwiderte ihn mit einem gleichen. Dann besprachen die Beiden noch Manches, das sie einander nur immer werther machte und näher brachte. So kamen sie gerade kurze Zeit nach Aarens im Schloß an. Man sagte ihnen, daß der Graf und die Gräfin im Augenblick nicht zu sprechen wären, die Comtesse aber sei in der Rotunde. Dorthin eilte Pauline mit dem Lehrer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/79
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/79>, abgerufen am 24.11.2024.