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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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mehr als jemals in undurchdringliches Dunkel zu hüllen.

So groß als die Communisten sie schildern wollen, ist die allgemeine Noth nicht -- besonders sind die Massen noch gar nicht zum Bewußtsein ihres Elendes gekommen. Wir müssen also streben, sowohl sie dahin zu bringen, als auch die allgemeine Noth der Armen und Arbeitenden selbst noch in der Wirklichkeit zu vergrößern.

Der Communismus predigt das Himmelreich auf Erden. Er will es in seinem Wahnsinn dadurch verwirklichen, daß er Staat und Kirche als von ihm unmenschlich und unnatürlich genannte Einrichtungen aufhebt, daß er Politik, Religion, Volkssitte, Vaterlandsliebe -- alle diese Dinge, für welche Jahrtausende lang die Menschen aller Zonen und Zeiten lebten und starben -- als Trugschlüsse verwirrter Menschengeister erklärt, aus denen endlich die ganze zu Verstande gekommene Menschheit wieder heraus müsse, wenn sie nicht länger ein sinnloses Treiben fortsetzen und darüber zu Grunde gehen wolle. Der Communismus will das Himmelreich auf Erden verwirklichen, indem er ferner Gütergemeinschaft verlangt, Aufhebung des Capitals, Abschaffung des Geldes, jenes wesenlosen Dinges, welches nach ihrer Meinung als ein entseeltes Gespenst, das vergebens nach seinem Leibe jagt, (denn es hat eigentlich Beides: Seele und Körper -- und doch auch

mehr als jemals in undurchdringliches Dunkel zu hüllen.

So groß als die Communisten sie schildern wollen, ist die allgemeine Noth nicht — besonders sind die Massen noch gar nicht zum Bewußtsein ihres Elendes gekommen. Wir müssen also streben, sowohl sie dahin zu bringen, als auch die allgemeine Noth der Armen und Arbeitenden selbst noch in der Wirklichkeit zu vergrößern.

Der Communismus predigt das Himmelreich auf Erden. Er will es in seinem Wahnsinn dadurch verwirklichen, daß er Staat und Kirche als von ihm unmenschlich und unnatürlich genannte Einrichtungen aufhebt, daß er Politik, Religion, Volkssitte, Vaterlandsliebe — alle diese Dinge, für welche Jahrtausende lang die Menschen aller Zonen und Zeiten lebten und starben — als Trugschlüsse verwirrter Menschengeister erklärt, aus denen endlich die ganze zu Verstande gekommene Menschheit wieder heraus müsse, wenn sie nicht länger ein sinnloses Treiben fortsetzen und darüber zu Grunde gehen wolle. Der Communismus will das Himmelreich auf Erden verwirklichen, indem er ferner Gütergemeinschaft verlangt, Aufhebung des Capitals, Abschaffung des Geldes, jenes wesenlosen Dinges, welches nach ihrer Meinung als ein entseeltes Gespenst, das vergebens nach seinem Leibe jagt, (denn es hat eigentlich Beides: Seele und Körper — und doch auch

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[87/0091] mehr als jemals in undurchdringliches Dunkel zu hüllen. So groß als die Communisten sie schildern wollen, ist die allgemeine Noth nicht — besonders sind die Massen noch gar nicht zum Bewußtsein ihres Elendes gekommen. Wir müssen also streben, sowohl sie dahin zu bringen, als auch die allgemeine Noth der Armen und Arbeitenden selbst noch in der Wirklichkeit zu vergrößern. Der Communismus predigt das Himmelreich auf Erden. Er will es in seinem Wahnsinn dadurch verwirklichen, daß er Staat und Kirche als von ihm unmenschlich und unnatürlich genannte Einrichtungen aufhebt, daß er Politik, Religion, Volkssitte, Vaterlandsliebe — alle diese Dinge, für welche Jahrtausende lang die Menschen aller Zonen und Zeiten lebten und starben — als Trugschlüsse verwirrter Menschengeister erklärt, aus denen endlich die ganze zu Verstande gekommene Menschheit wieder heraus müsse, wenn sie nicht länger ein sinnloses Treiben fortsetzen und darüber zu Grunde gehen wolle. Der Communismus will das Himmelreich auf Erden verwirklichen, indem er ferner Gütergemeinschaft verlangt, Aufhebung des Capitals, Abschaffung des Geldes, jenes wesenlosen Dinges, welches nach ihrer Meinung als ein entseeltes Gespenst, das vergebens nach seinem Leibe jagt, (denn es hat eigentlich Beides: Seele und Körper — und doch auch

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/91>, abgerufen am 24.11.2024.