Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung des Fichtelbergs.
daß sie im Angesicht ihrer Verfolger/ biß an Mönchberg gekommen/
allwo sie in das vorbeylauffende Wasser gesprungen/ und sich unter
selbe steinerne Brücke verkrochen/ mithin denen Nacheilenden aus-
ser Gesicht kommen/ welche zwar allenthalben nachgesuchet/ aber
nichts gefunden/ ohne Zweiffel hat ihnen GOtt die Gedancken ver-
wirret/ daß sie bey der Brücken nicht gesuchet/ ob sie gleich gar ge-
ringe ist: Diese beede Kauffleute sollen hernach denen Fränckischen
Bundes-Verwandten Gelegenheit gegeben und offenbahret ha-
ben/ wo dieses Schloß anzugreiffen/ und die Eroberung zu erlan-
gen sey/ welches sodann geschehen/ und das Nest mit geringer Mü-
he erobert worden. Dieses ist heut zu Tage von neuem wieder
unter Dach gebracht/ und kan sehr weit gesehen werden. Jn de-
nen letzten Bayrischen Troublen ist hier auch eine Wacht mit einem
Bähren-
fang.
Lermen-Feuer geordnet gewesen. Zu nechst daran ist ein Bäh-
ren-Fang befindlich/ welcher im Zufallen ziemlich weit kan gehö-
ret werden. Dieser Ort hat ehedessen denen edlen Herren von
Sparneck zugehöret/ nun aber ist er Marckgräfisch. Gleich hart
Zeller Wald.an diesem Sparnecker Wald stösset auch der Zeller Wald/ wor-
innen die Saale entspringet/ welche dann beede zusammen eine ent-
setzliche Wildnüß machen.

Eine Stund von Weissenstadt gegen Gefreß auf der Straße
Hölle.ist der beruffene Wald/ die Hölle genannt/ wodurch man nach
Bayreuth und Culmbach hin und her reisen muß/ der zwar jetzt
zehr abgetrieben wird. Nach Aussage der Alten ist der Nahme
2. Raub-
Schlösser/
Langenstein/
Epprecht-
Stein.
daher entstanden/ daß die Reisende/ wann sie hieher gekommen/ sich
vernehmen lassen/ es sey ihnen eben als wann sie durch die Hölle
müsten/ welches aus Hertzens Bangigkeit wegen der beeden hohen
Raub-Schlößer Rudolph- und Waldstein geschehen/ welche ihnen
3. Raub-
Schlösser
Hallerstein/
Karlstein/
Wolffstein.
auffgepasset. Nicht weit von Kirchen Lamiz ragen zwey andere
Raub-Schlösser herfür/ worunter das zur Rechten Langenstein/
das zur Lincken aber Epprechtstein genennet wird. Besser hinter
dem Waldstein/ ist Hallerstein/ allwo jetzt ein Marggräfisch
Culmbachisches Amt/ essedessen aber ein Raub-Schloß. Deßglei-
2. Raub-
Schlösser
bey Schön-
bronn.
chen waren auch Karlstein/ Wolffstein. Gleicher Weise waren
auch 2. solche Raub-Nester bey Schönbronn 3. Viertel Stunden

von

Beſchreibung des Fichtelbergs.
daß ſie im Angeſicht ihrer Verfolger/ biß an Moͤnchberg gekommen/
allwo ſie in das vorbeylauffende Waſſer geſprungen/ und ſich unter
ſelbe ſteinerne Bruͤcke verkrochen/ mithin denen Nacheilenden auſ-
ſer Geſicht kommen/ welche zwar allenthalben nachgeſuchet/ aber
nichts gefunden/ ohne Zweiffel hat ihnen GOtt die Gedancken ver-
wirret/ daß ſie bey der Bruͤcken nicht geſuchet/ ob ſie gleich gar ge-
ringe iſt: Dieſe beede Kauffleute ſollen hernach denen Fraͤnckiſchen
Bundes-Verwandten Gelegenheit gegeben und offenbahret ha-
ben/ wo dieſes Schloß anzugreiffen/ und die Eroberung zu erlan-
gen ſey/ welches ſodann geſchehen/ und das Neſt mit geringer Muͤ-
he erobert worden. Dieſes iſt heut zu Tage von neuem wieder
unter Dach gebracht/ und kan ſehr weit geſehen werden. Jn de-
nen letzten Bayriſchen Troublen iſt hier auch eine Wacht mit einem
Baͤhren-
fang.
Lermen-Feuer geordnet geweſen. Zu nechſt daran iſt ein Baͤh-
ren-Fang befindlich/ welcher im Zufallen ziemlich weit kan gehoͤ-
ret werden. Dieſer Ort hat ehedeſſen denen edlen Herren von
Sparneck zugehoͤret/ nun aber iſt er Marckgraͤfiſch. Gleich hart
Zeller Wald.an dieſem Sparnecker Wald ſtoͤſſet auch der Zeller Wald/ wor-
innen die Saale entſpringet/ welche dann beede zuſammen eine ent-
ſetzliche Wildnuͤß machen.

Eine Stund von Weiſſenſtadt gegen Gefreß auf der Straße
Hoͤlle.iſt der beruffene Wald/ die Hoͤlle genannt/ wodurch man nach
Bayreuth und Culmbach hin und her reiſen muß/ der zwar jetzt
zehr abgetrieben wird. Nach Auſſage der Alten iſt der Nahme
2. Raub-
Schloͤſſer/
Langenſtein/
Epprecht-
Stein.
daher entſtanden/ daß die Reiſende/ wann ſie hieher gekommen/ ſich
vernehmen laſſen/ es ſey ihnen eben als wann ſie durch die Hoͤlle
muͤſten/ welches aus Hertzens Bangigkeit wegen der beeden hohen
Raub-Schloͤßer Rudolph- und Waldſtein geſchehen/ welche ihnen
3. Raub-
Schloͤſſer
Hallerſtein/
Karlſtein/
Wolffſtein.
auffgepaſſet. Nicht weit von Kirchen Lamiz ragen zwey andere
Raub-Schloͤſſer herfuͤr/ worunter das zur Rechten Langenſtein/
das zur Lincken aber Epprechtſtein genennet wird. Beſſer hinter
dem Waldſtein/ iſt Hallerſtein/ allwo jetzt ein Marggraͤfiſch
Culmbachiſches Amt/ eſſedeſſen aber ein Raub-Schloß. Deßglei-
2. Raub-
Schloͤſſer
bey Schoͤn-
bronn.
chen waren auch Karlſtein/ Wolffſtein. Gleicher Weiſe waren
auch 2. ſolche Raub-Neſter bey Schoͤnbronn 3. Viertel Stunden

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0117" n="82"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung des Fichtelbergs.</hi></fw><lb/>
daß &#x017F;ie im Ange&#x017F;icht ihrer Verfolger/ biß an Mo&#x0364;nchberg gekommen/<lb/>
allwo &#x017F;ie in das vorbeylauffende Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;prungen/ und &#x017F;ich unter<lb/>
&#x017F;elbe &#x017F;teinerne Bru&#x0364;cke verkrochen/ mithin denen Nacheilenden au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Ge&#x017F;icht kommen/ welche zwar allenthalben nachge&#x017F;uchet/ aber<lb/>
nichts gefunden/ ohne Zweiffel hat ihnen GOtt die Gedancken ver-<lb/>
wirret/ daß &#x017F;ie bey der Bru&#x0364;cken nicht ge&#x017F;uchet/ ob &#x017F;ie gleich gar ge-<lb/>
ringe i&#x017F;t: Die&#x017F;e beede Kauffleute &#x017F;ollen hernach denen Fra&#x0364;ncki&#x017F;chen<lb/>
Bundes-Verwandten Gelegenheit gegeben und offenbahret ha-<lb/>
ben/ wo die&#x017F;es Schloß anzugreiffen/ und die Eroberung zu erlan-<lb/>
gen &#x017F;ey/ welches &#x017F;odann ge&#x017F;chehen/ und das Ne&#x017F;t mit geringer Mu&#x0364;-<lb/>
he erobert worden. Die&#x017F;es i&#x017F;t heut zu Tage von neuem wieder<lb/>
unter Dach gebracht/ und kan &#x017F;ehr weit ge&#x017F;ehen werden. Jn de-<lb/>
nen letzten Bayri&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Troubl</hi>en i&#x017F;t hier auch eine Wacht mit einem<lb/><note place="left">Ba&#x0364;hren-<lb/>
fang.</note>Lermen-Feuer geordnet gewe&#x017F;en. Zu nech&#x017F;t daran i&#x017F;t ein Ba&#x0364;h-<lb/>
ren-Fang befindlich/ welcher im Zufallen ziemlich weit kan geho&#x0364;-<lb/>
ret werden. Die&#x017F;er Ort hat ehede&#x017F;&#x017F;en denen edlen Herren von<lb/>
Sparneck zugeho&#x0364;ret/ nun aber i&#x017F;t er Marckgra&#x0364;fi&#x017F;ch. Gleich hart<lb/><note place="left">Zeller Wald.</note>an die&#x017F;em Sparnecker Wald &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et auch der <hi rendition="#fr">Zeller Wald/</hi> wor-<lb/>
innen die Saale ent&#x017F;pringet/ welche dann beede zu&#x017F;ammen eine ent-<lb/>
&#x017F;etzliche Wildnu&#x0364;ß machen.</p><lb/>
          <p>Eine Stund von Wei&#x017F;&#x017F;en&#x017F;tadt gegen Gefreß auf der Straße<lb/><note place="left">Ho&#x0364;lle.</note>i&#x017F;t der beruffene Wald/ die <hi rendition="#fr">Ho&#x0364;lle</hi> genannt/ wodurch man nach<lb/>
Bayreuth und Culmbach hin und her rei&#x017F;en muß/ der zwar jetzt<lb/>
zehr abgetrieben wird. Nach Au&#x017F;&#x017F;age der Alten i&#x017F;t der Nahme<lb/><note place="left">2. Raub-<lb/>
Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
Langen&#x017F;tein/<lb/>
Epprecht-<lb/>
Stein.</note>daher ent&#x017F;tanden/ daß die Rei&#x017F;ende/ wann &#x017F;ie hieher gekommen/ &#x017F;ich<lb/>
vernehmen la&#x017F;&#x017F;en/ es &#x017F;ey ihnen eben als wann &#x017F;ie durch die Ho&#x0364;lle<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;ten/ welches aus Hertzens Bangigkeit wegen der beeden hohen<lb/>
Raub-Schlo&#x0364;ßer Rudolph- und Wald&#x017F;tein ge&#x017F;chehen/ welche ihnen<lb/><note place="left">3. Raub-<lb/>
Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Haller&#x017F;tein/<lb/>
Karl&#x017F;tein/<lb/>
Wolff&#x017F;tein.</note>auffgepa&#x017F;&#x017F;et. Nicht weit von Kirchen Lamiz ragen zwey andere<lb/>
Raub-Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er herfu&#x0364;r/ worunter das zur Rechten <hi rendition="#fr">Langen&#x017F;tein/</hi><lb/>
das zur Lincken aber <hi rendition="#fr">Epprecht&#x017F;tein</hi> genennet wird. Be&#x017F;&#x017F;er hinter<lb/>
dem Wald&#x017F;tein/ i&#x017F;t <hi rendition="#fr">Haller&#x017F;tein/</hi> allwo jetzt ein Marggra&#x0364;fi&#x017F;ch<lb/>
Culmbachi&#x017F;ches Amt/ e&#x017F;&#x017F;ede&#x017F;&#x017F;en aber ein Raub-Schloß. Deßglei-<lb/><note place="left">2. Raub-<lb/>
Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
bey Scho&#x0364;n-<lb/>
bronn.</note>chen waren auch <hi rendition="#fr">Karl&#x017F;tein/ Wolff&#x017F;tein.</hi> Gleicher Wei&#x017F;e waren<lb/>
auch 2. &#x017F;olche <hi rendition="#fr">Raub-Ne&#x017F;ter</hi> bey Scho&#x0364;nbronn 3. Viertel Stunden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0117] Beſchreibung des Fichtelbergs. daß ſie im Angeſicht ihrer Verfolger/ biß an Moͤnchberg gekommen/ allwo ſie in das vorbeylauffende Waſſer geſprungen/ und ſich unter ſelbe ſteinerne Bruͤcke verkrochen/ mithin denen Nacheilenden auſ- ſer Geſicht kommen/ welche zwar allenthalben nachgeſuchet/ aber nichts gefunden/ ohne Zweiffel hat ihnen GOtt die Gedancken ver- wirret/ daß ſie bey der Bruͤcken nicht geſuchet/ ob ſie gleich gar ge- ringe iſt: Dieſe beede Kauffleute ſollen hernach denen Fraͤnckiſchen Bundes-Verwandten Gelegenheit gegeben und offenbahret ha- ben/ wo dieſes Schloß anzugreiffen/ und die Eroberung zu erlan- gen ſey/ welches ſodann geſchehen/ und das Neſt mit geringer Muͤ- he erobert worden. Dieſes iſt heut zu Tage von neuem wieder unter Dach gebracht/ und kan ſehr weit geſehen werden. Jn de- nen letzten Bayriſchen Troublen iſt hier auch eine Wacht mit einem Lermen-Feuer geordnet geweſen. Zu nechſt daran iſt ein Baͤh- ren-Fang befindlich/ welcher im Zufallen ziemlich weit kan gehoͤ- ret werden. Dieſer Ort hat ehedeſſen denen edlen Herren von Sparneck zugehoͤret/ nun aber iſt er Marckgraͤfiſch. Gleich hart an dieſem Sparnecker Wald ſtoͤſſet auch der Zeller Wald/ wor- innen die Saale entſpringet/ welche dann beede zuſammen eine ent- ſetzliche Wildnuͤß machen. Baͤhren- fang. Zeller Wald. Eine Stund von Weiſſenſtadt gegen Gefreß auf der Straße iſt der beruffene Wald/ die Hoͤlle genannt/ wodurch man nach Bayreuth und Culmbach hin und her reiſen muß/ der zwar jetzt zehr abgetrieben wird. Nach Auſſage der Alten iſt der Nahme daher entſtanden/ daß die Reiſende/ wann ſie hieher gekommen/ ſich vernehmen laſſen/ es ſey ihnen eben als wann ſie durch die Hoͤlle muͤſten/ welches aus Hertzens Bangigkeit wegen der beeden hohen Raub-Schloͤßer Rudolph- und Waldſtein geſchehen/ welche ihnen auffgepaſſet. Nicht weit von Kirchen Lamiz ragen zwey andere Raub-Schloͤſſer herfuͤr/ worunter das zur Rechten Langenſtein/ das zur Lincken aber Epprechtſtein genennet wird. Beſſer hinter dem Waldſtein/ iſt Hallerſtein/ allwo jetzt ein Marggraͤfiſch Culmbachiſches Amt/ eſſedeſſen aber ein Raub-Schloß. Deßglei- chen waren auch Karlſtein/ Wolffſtein. Gleicher Weiſe waren auch 2. ſolche Raub-Neſter bey Schoͤnbronn 3. Viertel Stunden von Hoͤlle. 2. Raub- Schloͤſſer/ Langenſtein/ Epprecht- Stein. 3. Raub- Schloͤſſer Hallerſtein/ Karlſtein/ Wolffſtein. 2. Raub- Schloͤſſer bey Schoͤn- bronn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/117
Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/117>, abgerufen am 26.11.2024.