Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. auf anderer Leute Schaden da allerley Muthwillen trieben mitRauben und Stehlen/ von denen von Eger (die solche Bubenstück länger nicht dulten konten/) belägert/ und am Abend Corporis Chri- sti glücklich erobert worden. Die fürnehmsten Zween aber/ und die das Rädlein am meisten führten/ hatten sich aus dem Staub gemacht; die andern/ so im Schloß blieben/ derer über siebenzig ge- west/ unter denen auch vier und zwantzig von Adel waren/ seynd in die Stadt Eger geführet/ allda gefänglich Jahr und Tag gehal- ten/ endlich doch mit schwerem Geding wiederum ledig gelassen worden. Bey dieser Beläger- und Eroberung ist auch mein lieber Anherr oder Groß-Vater/ Georg Brusch seeliger/ ein Beambter/ oder wie sie es nennen/ ein Führer gewesen/ ist hernachmahls in GOtt verschieden/ im 1536. Jahr/ seines Alters im 70. Jahr/ als er das fünffte Weib genommen hatte/ und ein Vater zwantzig Kin- der war. Und ist hierum ein Ehrsamer Weiser Rath/ ja auch die gantze erbare Gemein der Stadt Eger fast zu preisen/ daß sie auch von Anfang ihres Regiments her/ je und allweg sind Feinde und Verfolger gewesen aller derjenigen/ so sich haben lassen bedüncken/ ihnen gebühr/ von weiß nicht was erdichtem Adels wegen/ alles/ was sie nur gedencken/ und fürnehmen/ dadurch sie gemeinen Fried und gemeinen Nutzens Wohlfahrt betrübt und zerrissen haben. Es hat auch GOtt diese Tugend an denen von Eger höchlich be- glücket/ und allweg mit schönem Sieg und Triumph begnadet. Dann er auch dergleichen hoffärtigen Scharrhansen/ Cainischen Mördern und Straßen-Räubern im Himmel feind ist/ dagegen allen denen hold und gnädig/ die solche Rauberey straffen und rächen. Es haben aber die von Eger nicht allein die oben angezeigte Pachel-
Beſchreibung des Fichtelbergs. auf anderer Leute Schaden da allerley Muthwillen trieben mitRauben und Stehlen/ von denen von Eger (die ſolche Bubenſtuͤck laͤnger nicht dulten konten/) belaͤgert/ und am Abend Corporis Chri- ſti gluͤcklich erobert worden. Die fuͤrnehmſten Zween aber/ und die das Raͤdlein am meiſten fuͤhrten/ hatten ſich aus dem Staub gemacht; die andern/ ſo im Schloß blieben/ derer uͤber ſiebenzig ge- weſt/ unter denen auch vier und zwantzig von Adel waren/ ſeynd in die Stadt Eger gefuͤhret/ allda gefaͤnglich Jahr und Tag gehal- ten/ endlich doch mit ſchwerem Geding wiederum ledig gelaſſen worden. Bey dieſer Belaͤger- und Eroberung iſt auch mein lieber Anherr oder Groß-Vater/ Georg Bruſch ſeeliger/ ein Beambter/ oder wie ſie es nennen/ ein Fuͤhrer geweſen/ iſt hernachmahls in GOtt verſchieden/ im 1536. Jahr/ ſeines Alters im 70. Jahr/ als er das fuͤnffte Weib genommen hatte/ und ein Vater zwantzig Kin- der war. Und iſt hierum ein Ehrſamer Weiſer Rath/ ja auch die gantze erbare Gemein der Stadt Eger faſt zu preiſen/ daß ſie auch von Anfang ihres Regiments her/ je und allweg ſind Feinde und Verfolger geweſen aller derjenigen/ ſo ſich haben laſſen beduͤncken/ ihnen gebuͤhr/ von weiß nicht was erdichtem Adels wegen/ alles/ was ſie nur gedencken/ und fuͤrnehmen/ dadurch ſie gemeinen Fried und gemeinen Nutzens Wohlfahrt betruͤbt und zerriſſen haben. Es hat auch GOtt dieſe Tugend an denen von Eger hoͤchlich be- gluͤcket/ und allweg mit ſchoͤnem Sieg und Triumph begnadet. Dann er auch dergleichen hoffaͤrtigen Scharrhanſen/ Cainiſchen Moͤrdern und Straßen-Raͤubern im Himmel feind iſt/ dagegen allen denen hold und gnaͤdig/ die ſolche Rauberey ſtraffen und raͤchen. Es haben aber die von Eger nicht allein die oben angezeigte Pachel-
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
auf anderer Leute Schaden da allerley Muthwillen trieben mit
Rauben und Stehlen/ von denen von Eger (die ſolche Bubenſtuͤck
laͤnger nicht dulten konten/) belaͤgert/ und am Abend Corporis Chri-
ſti gluͤcklich erobert worden. Die fuͤrnehmſten Zween aber/ und
die das Raͤdlein am meiſten fuͤhrten/ hatten ſich aus dem Staub
gemacht; die andern/ ſo im Schloß blieben/ derer uͤber ſiebenzig ge-
weſt/ unter denen auch vier und zwantzig von Adel waren/ ſeynd in
die Stadt Eger gefuͤhret/ allda gefaͤnglich Jahr und Tag gehal-
ten/ endlich doch mit ſchwerem Geding wiederum ledig gelaſſen
worden. Bey dieſer Belaͤger- und Eroberung iſt auch mein lieber
Anherr oder Groß-Vater/ Georg Bruſch ſeeliger/ ein Beambter/
oder wie ſie es nennen/ ein Fuͤhrer geweſen/ iſt hernachmahls in
GOtt verſchieden/ im 1536. Jahr/ ſeines Alters im 70. Jahr/ als
er das fuͤnffte Weib genommen hatte/ und ein Vater zwantzig Kin-
der war. Und iſt hierum ein Ehrſamer Weiſer Rath/ ja auch die
gantze erbare Gemein der Stadt Eger faſt zu preiſen/ daß ſie auch
von Anfang ihres Regiments her/ je und allweg ſind Feinde und
Verfolger geweſen aller derjenigen/ ſo ſich haben laſſen beduͤncken/
ihnen gebuͤhr/ von weiß nicht was erdichtem Adels wegen/ alles/
was ſie nur gedencken/ und fuͤrnehmen/ dadurch ſie gemeinen Fried
und gemeinen Nutzens Wohlfahrt betruͤbt und zerriſſen haben.
Es hat auch GOtt dieſe Tugend an denen von Eger hoͤchlich be-
gluͤcket/ und allweg mit ſchoͤnem Sieg und Triumph begnadet.
Dann er auch dergleichen hoffaͤrtigen Scharrhanſen/ Cainiſchen
Moͤrdern und Straßen-Raͤubern im Himmel feind iſt/ dagegen
allen denen hold und gnaͤdig/ die ſolche Rauberey ſtraffen und
raͤchen.
Es haben aber die von Eger nicht allein die oben angezeigte
Raub-Schloͤßer und Hunds-Loͤcher zerſtoͤret/ ſondern auch andere
mehr/ deren alte Gemaͤuer und zerriſſene Thuͤrn man noch hin
und wieder im Eger-Land und dem Voigtland ſiehet: Als da iſt
Loosburg/ das Buͤrglein an der Eger gegen Muͤlbach uͤber wel-
ches die von Eger laͤnger dann vor zwey hundert Jahren zerbro-
chen haben. Anno 1621. wurde die Stadt Eger vom Churfuͤrſten
zu Sachſen erobert. Anno 1634. wurde allhier in dem damahls
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