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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Dann selbsten die Natur dasselbe zubereitet/
So bald der Sonnen Flamm den Schwefel angeflammt/
Der samt dem Wasser wird an diese Grentz geleitet/
Aus dem die Hitz und Flamm des warmen Strohms her-
Nicht weit von diesem Bad ist eine Stadt zu finden/ (stammt.
Die nicht zu klein und groß in ihren Mauern gleißt:
Und Slacco selbsten wolt auf seinen Nahmen gründen/
Wie solches manche Schrifft des Alterthums beweißt/
Die von dem alten Land in Schlackenwald geschrieben.
Hier ist mein Vaterland und meine Mutter-Stadt/
Die meine junge Bein in rechte Läng getrieben/
Und mich in düstern Wust der Welt gesetzet hat.
Dem ich auch bleib verpflicht/ wie der sich hält verbunden/
Dem eine Stadt und Land das Leben hat geschenckt.
Jch fahre aber fort/ was ich mich unterwunden/
Es ist der schöne Wald beliebig eingeschrenckt/
Von einem Doppel-Thal. Das erste Thal berühret
Des Schönfelds schönes Feld/ den weitberühmten Ort/
Der andre edle Städt mit klugem Rath gezieret/
Und ihre Zinn-Arbeit vergünstigt frembden Port.
Dahin der Teutschen Fuß sich öffters hat gewendet/
Nachdem die Lust-Begier sie hitzig angefeurt:
Und sich so manche Zeit bald zu dem Rad verpfändet/
Bald durch die Zinn-Arbeit der heißten Lust gesteurt.
Doch ist die schöne Stadt mit Thürnen nicht geschmücket/
So sind die Mauern nicht von Qvater-Stück gebaut/
Daß/ wann ein starcker Feind wär in das Land gerücket/
Man den zu treiben ab sich hätte zugetraut/
Und so der Bürger Fleiß in stoltze Ruh gesetzet;
Man sieht hier keinen Wall/ auch keine Bollwerck nicht/
Kein Felßenfestes Schloß; weil sie der Fried ergötzet/
Auch nie ein Würger-Schwerdt nach ihrem Leben sticht.
Man
Beſchreibung des Fichtelbergs.
Dann ſelbſten die Natur daſſelbe zubereitet/
So bald der Sonnen Flamm den Schwefel angeflammt/
Der ſamt dem Waſſer wird an dieſe Grentz geleitet/
Aus dem die Hitz und Flamm des warmen Strohms her-
Nicht weit von dieſem Bad iſt eine Stadt zu finden/ (ſtam̃t.
Die nicht zu klein und groß in ihren Mauern gleißt:
Und Slacco ſelbſten wolt auf ſeinen Nahmen gruͤnden/
Wie ſolches manche Schrifft des Alterthums beweißt/
Die von dem alten Land in Schlackenwald geſchrieben.
Hier iſt mein Vaterland und meine Mutter-Stadt/
Die meine junge Bein in rechte Laͤng getrieben/
Und mich in duͤſtern Wuſt der Welt geſetzet hat.
Dem ich auch bleib verpflicht/ wie der ſich haͤlt verbunden/
Dem eine Stadt und Land das Leben hat geſchenckt.
Jch fahre aber fort/ was ich mich unterwunden/
Es iſt der ſchoͤne Wald beliebig eingeſchrenckt/
Von einem Doppel-Thal. Das erſte Thal beruͤhret
Des Schoͤnfelds ſchoͤnes Feld/ den weitberuͤhmten Ort/
Der andre edle Staͤdt mit klugem Rath gezieret/
Und ihre Zinn-Arbeit verguͤnſtigt frembden Port.
Dahin der Teutſchen Fuß ſich oͤffters hat gewendet/
Nachdem die Luſt-Begier ſie hitzig angefeurt:
Und ſich ſo manche Zeit bald zu dem Rad verpfaͤndet/
Bald durch die Zinn-Arbeit der heißten Luſt geſteurt.
Doch iſt die ſchoͤne Stadt mit Thuͤrnen nicht geſchmuͤcket/
So ſind die Mauern nicht von Qvater-Stuͤck gebaut/
Daß/ wann ein ſtarcker Feind waͤr in das Land geruͤcket/
Man den zu treiben ab ſich haͤtte zugetraut/
Und ſo der Buͤrger Fleiß in ſtoltze Ruh geſetzet;
Man ſieht hier keinen Wall/ auch keine Bollwerck nicht/
Kein Felßenfeſtes Schloß; weil ſie der Fried ergoͤtzet/
Auch nie ein Wuͤrger-Schwerdt nach ihrem Leben ſticht.
Man
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[218/0253] Beſchreibung des Fichtelbergs. Dann ſelbſten die Natur daſſelbe zubereitet/ So bald der Sonnen Flamm den Schwefel angeflammt/ Der ſamt dem Waſſer wird an dieſe Grentz geleitet/ Aus dem die Hitz und Flamm des warmen Strohms her- Nicht weit von dieſem Bad iſt eine Stadt zu finden/ (ſtam̃t. Die nicht zu klein und groß in ihren Mauern gleißt: Und Slacco ſelbſten wolt auf ſeinen Nahmen gruͤnden/ Wie ſolches manche Schrifft des Alterthums beweißt/ Die von dem alten Land in Schlackenwald geſchrieben. Hier iſt mein Vaterland und meine Mutter-Stadt/ Die meine junge Bein in rechte Laͤng getrieben/ Und mich in duͤſtern Wuſt der Welt geſetzet hat. Dem ich auch bleib verpflicht/ wie der ſich haͤlt verbunden/ Dem eine Stadt und Land das Leben hat geſchenckt. Jch fahre aber fort/ was ich mich unterwunden/ Es iſt der ſchoͤne Wald beliebig eingeſchrenckt/ Von einem Doppel-Thal. Das erſte Thal beruͤhret Des Schoͤnfelds ſchoͤnes Feld/ den weitberuͤhmten Ort/ Der andre edle Staͤdt mit klugem Rath gezieret/ Und ihre Zinn-Arbeit verguͤnſtigt frembden Port. Dahin der Teutſchen Fuß ſich oͤffters hat gewendet/ Nachdem die Luſt-Begier ſie hitzig angefeurt: Und ſich ſo manche Zeit bald zu dem Rad verpfaͤndet/ Bald durch die Zinn-Arbeit der heißten Luſt geſteurt. Doch iſt die ſchoͤne Stadt mit Thuͤrnen nicht geſchmuͤcket/ So ſind die Mauern nicht von Qvater-Stuͤck gebaut/ Daß/ wann ein ſtarcker Feind waͤr in das Land geruͤcket/ Man den zu treiben ab ſich haͤtte zugetraut/ Und ſo der Buͤrger Fleiß in ſtoltze Ruh geſetzet; Man ſieht hier keinen Wall/ auch keine Bollwerck nicht/ Kein Felßenfeſtes Schloß; weil ſie der Fried ergoͤtzet/ Auch nie ein Wuͤrger-Schwerdt nach ihrem Leben ſticht. Man

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/253>, abgerufen am 23.11.2024.