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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Der überedle Schatz hat gleichsam wohl belohnet
Der Bürger Gottesforcht und kluge Emsigkeit/
So in derselben Sinn und Hertzen stets gethronet/
Mit kurtzen/ dieser war der Arbeit fette Beut:
So/ daß dergleichen nicht in Teutschland ist zu finden/
Das sonst viel feines Gold in seinem Busen trägt/
Das manche Silber-Qvell pflegt künstlich zu ergründen/
Und in dem Eingeweid manch schöne Ertzstuff hegt.
Ja dieses hohe Glück hat tausend hoch erhoben/
Den allerärmsten Mann in solchen Standt gebracht/
Daß ihn die Tugend nun muß Ruhm vergnüglich loben/
Aus Irus wurde offt ein Croesus-Kind gemacht.
So ist des Glückes Rad/ es irret hin und wieder/
Es wird den Kugeln gleich bald hin bald her gedreht:
Den sie erhoben hat/ den stürtzt sie wieder nieder/
Und der Gestürtzte wird gleich so von ihr erhöht/
Den sie itzt reich gemacht/ der muß verächtlich darben/
Sie raubet ihre Gab/ und stielt/ was sie geschenckt:
Dem sie vor hat gegönnt die Körnerreichen Garben/
Der ist wie leichtes Stroh/ ins Armuth-Feuer gesenckt.
Doch daß ich wiederkehr/ von dem ich abgewiechen/
So hat der theure Held/ den unser Pflug bekrönt;
Der wegen Gottesfurcht dem Joseph ist verglichen/
Und ungerechte Leut wie Aristides höhnt.
Der durch die Redlichkeit ihm dieses hat erstritten/
Daß Eger und die Elb von seinem Nahmen weiß:
Den seine Thaten selbst mit Ehren überschütten/
Jn dessen Ohren klingt sein immersteter Preiß.
So/ sprech ich/ hat der Held unzählbars gut erlanget
Von diesem Hubenberg und seinem reichen Bauch:
Jn dessen Adern-Fluß das schönste Ertzwerck pranget/
Und weder Stadt noch Land weiß von dergleichen Hauch.
Hier
Beſchreibung des Fichtelbergs.
Der uͤberedle Schatz hat gleichſam wohl belohnet
Der Buͤrger Gottesforcht und kluge Emſigkeit/
So in derſelben Sinn und Hertzen ſtets gethronet/
Mit kurtzen/ dieſer war der Arbeit fette Beut:
So/ daß dergleichen nicht in Teutſchland iſt zu finden/
Das ſonſt viel feines Gold in ſeinem Buſen traͤgt/
Das manche Silber-Qvell pflegt kuͤnſtlich zu ergruͤnden/
Und in dem Eingeweid manch ſchoͤne Ertzſtuff hegt.
Ja dieſes hohe Gluͤck hat tauſend hoch erhoben/
Den alleraͤrmſten Mann in ſolchen Standt gebracht/
Daß ihn die Tugend nun muß Ruhm vergnuͤglich loben/
Aus Irus wurde offt ein Crœſus-Kind gemacht.
So iſt des Gluͤckes Rad/ es irret hin und wieder/
Es wird den Kugeln gleich bald hin bald her gedreht:
Den ſie erhoben hat/ den ſtuͤrtzt ſie wieder nieder/
Und der Geſtuͤrtzte wird gleich ſo von ihr erhoͤht/
Den ſie itzt reich gemacht/ der muß veraͤchtlich darben/
Sie raubet ihre Gab/ und ſtielt/ was ſie geſchenckt:
Dem ſie vor hat gegoͤnnt die Koͤrnerreichen Garben/
Der iſt wie leichtes Stroh/ ins Armuth-Feuer geſenckt.
Doch daß ich wiederkehr/ von dem ich abgewiechen/
So hat der theure Held/ den unſer Pflug bekroͤnt;
Der wegen Gottesfurcht dem Joſeph iſt verglichen/
Und ungerechte Leut wie Ariſtides hoͤhnt.
Der durch die Redlichkeit ihm dieſes hat erſtritten/
Daß Eger und die Elb von ſeinem Nahmen weiß:
Den ſeine Thaten ſelbſt mit Ehren uͤberſchuͤtten/
Jn deſſen Ohren klingt ſein immerſteter Preiß.
So/ ſprech ich/ hat der Held unzaͤhlbars gut erlanget
Von dieſem Hubenberg und ſeinem reichen Bauch:
Jn deſſen Adern-Fluß das ſchoͤnſte Ertzwerck pranget/
Und weder Stadt noch Land weiß von dergleichen Hauch.
Hier
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[220/0255] Beſchreibung des Fichtelbergs. Der uͤberedle Schatz hat gleichſam wohl belohnet Der Buͤrger Gottesforcht und kluge Emſigkeit/ So in derſelben Sinn und Hertzen ſtets gethronet/ Mit kurtzen/ dieſer war der Arbeit fette Beut: So/ daß dergleichen nicht in Teutſchland iſt zu finden/ Das ſonſt viel feines Gold in ſeinem Buſen traͤgt/ Das manche Silber-Qvell pflegt kuͤnſtlich zu ergruͤnden/ Und in dem Eingeweid manch ſchoͤne Ertzſtuff hegt. Ja dieſes hohe Gluͤck hat tauſend hoch erhoben/ Den alleraͤrmſten Mann in ſolchen Standt gebracht/ Daß ihn die Tugend nun muß Ruhm vergnuͤglich loben/ Aus Irus wurde offt ein Crœſus-Kind gemacht. So iſt des Gluͤckes Rad/ es irret hin und wieder/ Es wird den Kugeln gleich bald hin bald her gedreht: Den ſie erhoben hat/ den ſtuͤrtzt ſie wieder nieder/ Und der Geſtuͤrtzte wird gleich ſo von ihr erhoͤht/ Den ſie itzt reich gemacht/ der muß veraͤchtlich darben/ Sie raubet ihre Gab/ und ſtielt/ was ſie geſchenckt: Dem ſie vor hat gegoͤnnt die Koͤrnerreichen Garben/ Der iſt wie leichtes Stroh/ ins Armuth-Feuer geſenckt. Doch daß ich wiederkehr/ von dem ich abgewiechen/ So hat der theure Held/ den unſer Pflug bekroͤnt; Der wegen Gottesfurcht dem Joſeph iſt verglichen/ Und ungerechte Leut wie Ariſtides hoͤhnt. Der durch die Redlichkeit ihm dieſes hat erſtritten/ Daß Eger und die Elb von ſeinem Nahmen weiß: Den ſeine Thaten ſelbſt mit Ehren uͤberſchuͤtten/ Jn deſſen Ohren klingt ſein immerſteter Preiß. So/ ſprech ich/ hat der Held unzaͤhlbars gut erlanget Von dieſem Hubenberg und ſeinem reichen Bauch: Jn deſſen Adern-Fluß das ſchoͤnſte Ertzwerck pranget/ Und weder Stadt noch Land weiß von dergleichen Hauch. Hier

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/255>, abgerufen am 23.11.2024.