Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.So bald wir auf die Trinkstube hinaufgekommen waren, fertigte Kunz einen Boten an den Pfaffen zu Laufen ab, daß er ungesäumt im Kirchenschmuk erscheinen sollte, um ihn mit einem fremden Fräulein zu trauen. Darob erschrak ich dergestalt, daß ich mich nicht verwehren konnte, beiden Rittern meinen Schreken kund zu thun. Aber sie lachten mir ins Angesicht, und sprachen mir Muth ein. "Ihr seyd ein Weib, Bertha! sprach Kraft von Schmiedelfeld, und macht euch, wie die Weiber pflegen, Grillen ohne Nutz. Glaubt ihr, daß wir zu schwach seyen, euch zu schützen? Schwerdt und Lanze ist uns nicht vergeblich gegeben!" Damit benahm er mir aber meine Besorgniß nicht. Ich kenne meinen Vater, und weiß, daß er das ihm erwiesene Unbild mit Blut zu bedeken suchen wird. Auch wird er sich nie mehr mit mir versöhnen, und sein Fluch wird mich quälen Tag und Nacht. Dazu ist noch ein heiliges Gelübde gebrochen, und welcher Segen kann auf Eidesbruch folgen? - All' das, und noch viel mehr, sagte ich den Rittern, und stand jämmerlich im Gefühle meiner So bald wir auf die Trinkstube hinaufgekommen waren, fertigte Kunz einen Boten an den Pfaffen zu Laufen ab, daß er ungesäumt im Kirchenschmuk erscheinen sollte, um ihn mit einem fremden Fräulein zu trauen. Darob erschrak ich dergestalt, daß ich mich nicht verwehren konnte, beiden Rittern meinen Schreken kund zu thun. Aber sie lachten mir ins Angesicht, und sprachen mir Muth ein. „Ihr seyd ein Weib, Bertha! sprach Kraft von Schmiedelfeld, und macht euch, wie die Weiber pflegen, Grillen ohne Nutz. Glaubt ihr, daß wir zu schwach seyen, euch zu schützen? Schwerdt und Lanze ist uns nicht vergeblich gegeben!“ Damit benahm er mir aber meine Besorgniß nicht. Ich kenne meinen Vater, und weiß, daß er das ihm erwiesene Unbild mit Blut zu bedeken suchen wird. Auch wird er sich nie mehr mit mir versöhnen, und sein Fluch wird mich quälen Tag und Nacht. Dazu ist noch ein heiliges Gelübde gebrochen, und welcher Segen kann auf Eidesbruch folgen? – All’ das, und noch viel mehr, sagte ich den Rittern, und stand jämmerlich im Gefühle meiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0072" n="68"/> <p> So bald wir auf die Trinkstube hinaufgekommen waren, fertigte <hi rendition="#g">Kunz</hi> einen Boten an den Pfaffen zu <hi rendition="#g">Laufen</hi> ab, daß er ungesäumt im Kirchenschmuk erscheinen sollte, um ihn mit einem fremden Fräulein zu trauen. Darob erschrak ich dergestalt, daß ich mich nicht verwehren konnte, beiden Rittern meinen Schreken kund zu thun. Aber sie lachten mir ins Angesicht, und sprachen mir Muth ein. „Ihr seyd ein Weib, <hi rendition="#g">Bertha</hi>! sprach <hi rendition="#g">Kraft von Schmiedelfeld</hi>, und macht euch, wie die Weiber pflegen, Grillen ohne Nutz. Glaubt ihr, daß wir zu schwach seyen, euch zu schützen? Schwerdt und Lanze ist uns nicht vergeblich gegeben!“ Damit benahm er mir aber meine Besorgniß nicht. Ich kenne meinen Vater, und weiß, daß er das ihm erwiesene Unbild mit Blut zu bedeken suchen wird. Auch wird er sich nie mehr mit mir versöhnen, und sein Fluch wird mich quälen Tag und Nacht. Dazu ist noch ein heiliges Gelübde gebrochen, und welcher Segen kann auf Eidesbruch folgen? – All’ das, und noch viel mehr, sagte ich den Rittern, und stand jämmerlich im Gefühle meiner </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0072]
So bald wir auf die Trinkstube hinaufgekommen waren, fertigte Kunz einen Boten an den Pfaffen zu Laufen ab, daß er ungesäumt im Kirchenschmuk erscheinen sollte, um ihn mit einem fremden Fräulein zu trauen. Darob erschrak ich dergestalt, daß ich mich nicht verwehren konnte, beiden Rittern meinen Schreken kund zu thun. Aber sie lachten mir ins Angesicht, und sprachen mir Muth ein. „Ihr seyd ein Weib, Bertha! sprach Kraft von Schmiedelfeld, und macht euch, wie die Weiber pflegen, Grillen ohne Nutz. Glaubt ihr, daß wir zu schwach seyen, euch zu schützen? Schwerdt und Lanze ist uns nicht vergeblich gegeben!“ Damit benahm er mir aber meine Besorgniß nicht. Ich kenne meinen Vater, und weiß, daß er das ihm erwiesene Unbild mit Blut zu bedeken suchen wird. Auch wird er sich nie mehr mit mir versöhnen, und sein Fluch wird mich quälen Tag und Nacht. Dazu ist noch ein heiliges Gelübde gebrochen, und welcher Segen kann auf Eidesbruch folgen? – All’ das, und noch viel mehr, sagte ich den Rittern, und stand jämmerlich im Gefühle meiner
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