Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

hinauf, wo der ehrbaren Frauen wohl bey vierzig versammlet waren. Die Gräfin von Hohenlohe war unter allen am hoffärtigsten gekleidet. Sie trug ein scharlachen Leibgewand, und einen schwarzen Mantel von Sammet. Ihre Kappe war vom feinsten Pelz, mit einer kostbaren Schnur von Perlen umwunden. Der Mantel war oben mit einem runden Knopf zusammen geheftet, der Strahlen von sich warf, wie der Abendstern. Adelhaid sagte mir, daß ihr ihr Sohn all' diesen reichen Schmuk aus dem Morgenlande mitgebracht habe.

Ich stand neben Adelhaiden im Fenster, und sah' dem Gewühl der Ritter und Knechte im Hofe zu. Unversehens bemerkt' ich ein Gedränge auf der äussern Brüke, und sieh' - Kunz von Kransperg kam mit seinen Leuten angeritten. Die weiße Feder auf seinem Helm schwankte so majestätisch in der Luft einher, und das Roß schritt so stolz in den Hof, als wenn es gewußt hätte, das es den schönsten aller Ritter trage. Die Edlen aus Hall und vom Lande umringten ihn, und laut schallte aus aller Mund: Gott grüße den Kransperg!

hinauf, wo der ehrbaren Frauen wohl bey vierzig versammlet waren. Die Gräfin von Hohenlohe war unter allen am hoffärtigsten gekleidet. Sie trug ein scharlachen Leibgewand, und einen schwarzen Mantel von Sammet. Ihre Kappe war vom feinsten Pelz, mit einer kostbaren Schnur von Perlen umwunden. Der Mantel war oben mit einem runden Knopf zusammen geheftet, der Strahlen von sich warf, wie der Abendstern. Adelhaid sagte mir, daß ihr ihr Sohn all’ diesen reichen Schmuk aus dem Morgenlande mitgebracht habe.

Ich stand neben Adelhaiden im Fenster, und sah’ dem Gewühl der Ritter und Knechte im Hofe zu. Unversehens bemerkt’ ich ein Gedränge auf der äussern Brüke, und sieh’ – Kunz von Kransperg kam mit seinen Leuten angeritten. Die weiße Feder auf seinem Helm schwankte so majestätisch in der Luft einher, und das Roß schritt so stolz in den Hof, als wenn es gewußt hätte, das es den schönsten aller Ritter trage. Die Edlen aus Hall und vom Lande umringten ihn, und laut schallte aus aller Mund: Gott grüße den Kransperg!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0009" n="5"/>
hinauf, wo der ehrbaren Frauen wohl bey vierzig versammlet waren. Die Gräfin von <hi rendition="#g">Hohenlohe</hi> war unter allen am hoffärtigsten gekleidet. Sie trug ein scharlachen Leibgewand, und einen schwarzen Mantel von Sammet. Ihre Kappe war vom feinsten Pelz, mit einer kostbaren Schnur von Perlen umwunden. Der Mantel war oben mit einem runden Knopf zusammen geheftet, der Strahlen von sich warf, wie der Abendstern. <hi rendition="#g">Adelhaid</hi> sagte mir, daß ihr ihr Sohn all&#x2019; diesen reichen Schmuk aus dem Morgenlande mitgebracht habe.</p>
          <p>Ich stand neben <hi rendition="#g">Adelhaiden</hi> im Fenster, und sah&#x2019; dem Gewühl der Ritter und Knechte im Hofe zu. Unversehens bemerkt&#x2019; ich ein Gedränge auf der äussern Brüke, und sieh&#x2019; &#x2013; <hi rendition="#g">Kunz von Kransperg</hi> kam mit seinen Leuten angeritten. Die weiße Feder auf seinem Helm schwankte so majestätisch in der Luft einher, und das Roß schritt so stolz in den Hof, als wenn es gewußt hätte, das es den schönsten aller Ritter trage. Die Edlen aus <hi rendition="#g">Hall</hi> und vom Lande umringten ihn, und laut schallte aus aller Mund: Gott grüße den Kransperg!
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0009] hinauf, wo der ehrbaren Frauen wohl bey vierzig versammlet waren. Die Gräfin von Hohenlohe war unter allen am hoffärtigsten gekleidet. Sie trug ein scharlachen Leibgewand, und einen schwarzen Mantel von Sammet. Ihre Kappe war vom feinsten Pelz, mit einer kostbaren Schnur von Perlen umwunden. Der Mantel war oben mit einem runden Knopf zusammen geheftet, der Strahlen von sich warf, wie der Abendstern. Adelhaid sagte mir, daß ihr ihr Sohn all’ diesen reichen Schmuk aus dem Morgenlande mitgebracht habe. Ich stand neben Adelhaiden im Fenster, und sah’ dem Gewühl der Ritter und Knechte im Hofe zu. Unversehens bemerkt’ ich ein Gedränge auf der äussern Brüke, und sieh’ – Kunz von Kransperg kam mit seinen Leuten angeritten. Die weiße Feder auf seinem Helm schwankte so majestätisch in der Luft einher, und das Roß schritt so stolz in den Hof, als wenn es gewußt hätte, das es den schönsten aller Ritter trage. Die Edlen aus Hall und vom Lande umringten ihn, und laut schallte aus aller Mund: Gott grüße den Kransperg!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/9
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/9>, abgerufen am 22.12.2024.