Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.die diese Verkündigung in mir wekte, nicht zu beschreiben. Ich fühlte Freude durch das Bewußtseyn meiner Rettung - Schaam über meines Vaters Unfall - Schmerz über dem Gedanken an seinen Anblik - drükende Bangigkeit, als mir der Siegesbote noch sagte, daß wohl zwölf Knechte im Streite erschlagen worden seyen. Ich befand mich in einem Zustand, in dem mein Herz von Gefühlen bestürmt wurde, die so vielfach, und so verschiedenartig, und zugleich so heftig waren, daß die Sprache keine Worte hat, ihn zu bezeichnen. Ich sprang wieder hinauf auf den Thurm. Aber schon war das Schlachtfeld geleert, und unser Haufe im Rükzug. Hie und da sah' ich einen Flüchtigen aus dem Walde hervorkriechen, und furchtsam auf den Kampfplatz herabspähen. Einige Knechte trugen die Erschlagnen auf der Wiese zusammen, und dieser Anblik, Mechthilde! stieß mich aus dem Fenster zurüke. Bald hörte ich, wie sich der Zug dem Thore näherte. Ich sprang auf meine Stube, die diese Verkündigung in mir wekte, nicht zu beschreiben. Ich fühlte Freude durch das Bewußtseyn meiner Rettung – Schaam über meines Vaters Unfall – Schmerz über dem Gedanken an seinen Anblik – drükende Bangigkeit, als mir der Siegesbote noch sagte, daß wohl zwölf Knechte im Streite erschlagen worden seyen. Ich befand mich in einem Zustand, in dem mein Herz von Gefühlen bestürmt wurde, die so vielfach, und so verschiedenartig, und zugleich so heftig waren, daß die Sprache keine Worte hat, ihn zu bezeichnen. Ich sprang wieder hinauf auf den Thurm. Aber schon war das Schlachtfeld geleert, und unser Haufe im Rükzug. Hie und da sah’ ich einen Flüchtigen aus dem Walde hervorkriechen, und furchtsam auf den Kampfplatz herabspähen. Einige Knechte trugen die Erschlagnen auf der Wiese zusammen, und dieser Anblik, Mechthilde! stieß mich aus dem Fenster zurüke. Bald hörte ich, wie sich der Zug dem Thore näherte. Ich sprang auf meine Stube, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0091" n="87"/> die diese Verkündigung in mir wekte, nicht zu beschreiben. Ich fühlte Freude durch das Bewußtseyn meiner Rettung – Schaam über meines Vaters Unfall – Schmerz über dem Gedanken an seinen Anblik – drükende Bangigkeit, als mir der Siegesbote noch sagte, daß wohl zwölf Knechte im Streite erschlagen worden seyen. Ich befand mich in einem Zustand, in dem mein Herz von Gefühlen bestürmt wurde, die so vielfach, und so verschiedenartig, und zugleich so heftig waren, daß die Sprache keine Worte hat, ihn zu bezeichnen.</p> <p>Ich sprang wieder hinauf auf den Thurm. Aber schon war das Schlachtfeld geleert, und unser Haufe im Rükzug. Hie und da sah’ ich einen Flüchtigen aus dem Walde hervorkriechen, und furchtsam auf den Kampfplatz herabspähen. Einige Knechte trugen die Erschlagnen auf der Wiese zusammen, und dieser Anblik, <hi rendition="#g">Mechthilde</hi>! stieß mich aus dem Fenster zurüke.</p> <p>Bald hörte ich, wie sich der Zug dem Thore näherte. Ich sprang auf meine Stube, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0091]
die diese Verkündigung in mir wekte, nicht zu beschreiben. Ich fühlte Freude durch das Bewußtseyn meiner Rettung – Schaam über meines Vaters Unfall – Schmerz über dem Gedanken an seinen Anblik – drükende Bangigkeit, als mir der Siegesbote noch sagte, daß wohl zwölf Knechte im Streite erschlagen worden seyen. Ich befand mich in einem Zustand, in dem mein Herz von Gefühlen bestürmt wurde, die so vielfach, und so verschiedenartig, und zugleich so heftig waren, daß die Sprache keine Worte hat, ihn zu bezeichnen.
Ich sprang wieder hinauf auf den Thurm. Aber schon war das Schlachtfeld geleert, und unser Haufe im Rükzug. Hie und da sah’ ich einen Flüchtigen aus dem Walde hervorkriechen, und furchtsam auf den Kampfplatz herabspähen. Einige Knechte trugen die Erschlagnen auf der Wiese zusammen, und dieser Anblik, Mechthilde! stieß mich aus dem Fenster zurüke.
Bald hörte ich, wie sich der Zug dem Thore näherte. Ich sprang auf meine Stube,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |