[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.mit, deren Freyheit und Vermögen er berauben half. Ein nicht weniger wichtiger Mann, und beseelt von demselben Geiste, war der Obrist und geheime Kriegsrath Rieger. Er stieg schnell von der Stelle eines Auditeurs bis zu den ersten militärischen Würden hinauf, genoß das ganze Vertrauen des Herzogs, und herrschte mit einer Eigenmacht, die sich keiner unter allen Dienern Karls erlaubte. Rieger war ein guter, offener Kopf, ohne Religion und Gewissen, gewandt in den feinen Künsten der Knechtschaft, und voll Diensteifers für seinen Herrn. Man kannte ihn als den ersten Liebling des letztern, und wußte, wie viel er vermochte. Deßhalb zitterte man bey seinem Namen nicht weniger, als bey dem Namen des Herzogs. Sein eigentlicher Wirkungskreis war das Militär; aber er dehnte ihn auf alle Zweige der Staatsverwaltung, oder vielmehr der Volkshudeley aus. Er war ein kameralischer Projektenmacher, mit, deren Freyheit und Vermögen er berauben half. Ein nicht weniger wichtiger Mann, und beseelt von demselben Geiste, war der Obrist und geheime Kriegsrath Rieger. Er stieg schnell von der Stelle eines Auditeurs bis zu den ersten militärischen Würden hinauf, genoß das ganze Vertrauen des Herzogs, und herrschte mit einer Eigenmacht, die sich keiner unter allen Dienern Karls erlaubte. Rieger war ein guter, offener Kopf, ohne Religion und Gewissen, gewandt in den feinen Künsten der Knechtschaft, und voll Diensteifers für seinen Herrn. Man kannte ihn als den ersten Liebling des letztern, und wußte, wie viel er vermochte. Deßhalb zitterte man bey seinem Namen nicht weniger, als bey dem Namen des Herzogs. Sein eigentlicher Wirkungskreis war das Militär; aber er dehnte ihn auf alle Zweige der Staatsverwaltung, oder vielmehr der Volkshudeley aus. Er war ein kameralischer Projektenmacher, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="50"/> mit, deren Freyheit und Vermögen er berauben half.</p> <p>Ein nicht weniger wichtiger Mann, und beseelt von demselben Geiste, war der Obrist und geheime Kriegsrath <hi rendition="#g">Rieger</hi>. Er stieg schnell von der Stelle eines Auditeurs bis zu den ersten militärischen Würden hinauf, genoß das ganze Vertrauen des Herzogs, und herrschte mit einer Eigenmacht, die sich keiner unter allen Dienern <hi rendition="#g">Karls</hi> erlaubte. <hi rendition="#g">Rieger</hi> war ein guter, offener Kopf, ohne Religion und Gewissen, gewandt in den feinen Künsten der Knechtschaft, und voll Diensteifers für seinen Herrn. Man kannte ihn als den ersten Liebling des letztern, und wußte, wie viel er vermochte. Deßhalb zitterte man bey seinem Namen nicht weniger, als bey dem Namen des Herzogs. Sein eigentlicher Wirkungskreis war das Militär; aber er dehnte ihn auf alle Zweige der Staatsverwaltung, oder vielmehr der Volkshudeley aus. Er war ein kameralischer Projektenmacher, </p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0050]
mit, deren Freyheit und Vermögen er berauben half.
Ein nicht weniger wichtiger Mann, und beseelt von demselben Geiste, war der Obrist und geheime Kriegsrath Rieger. Er stieg schnell von der Stelle eines Auditeurs bis zu den ersten militärischen Würden hinauf, genoß das ganze Vertrauen des Herzogs, und herrschte mit einer Eigenmacht, die sich keiner unter allen Dienern Karls erlaubte. Rieger war ein guter, offener Kopf, ohne Religion und Gewissen, gewandt in den feinen Künsten der Knechtschaft, und voll Diensteifers für seinen Herrn. Man kannte ihn als den ersten Liebling des letztern, und wußte, wie viel er vermochte. Deßhalb zitterte man bey seinem Namen nicht weniger, als bey dem Namen des Herzogs. Sein eigentlicher Wirkungskreis war das Militär; aber er dehnte ihn auf alle Zweige der Staatsverwaltung, oder vielmehr der Volkshudeley aus. Er war ein kameralischer Projektenmacher,
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