Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

In diesem Städtchen lebt ohne Amt und Titel, von dem Ertrage seiner Güter und Kapitalien, ein gewisser Herr Theophil Gmelin, der ehemals im theologischen Stifte zu Tübingen die Gottesgelahrtheit studirt, und wie es bey uns die löbliche Gewohnheit ist, die Meisterschaft erlangt, aber auf seinen Vikariaten ein Loch durch den Kirchenrok gebohrt, zur wohlverdienten Strafe seiner Fleischeslust die priesterliche Weihe und das Magisterium verloren, und sich dann nolens volens wieder in den Pfuhl der Profanen zurücke geworfen hat. Dieser Herr Gmelin ist ein Mann von einer erschröklich grossen Gelehrsamkeit, aber eben so verkehrt als gelehrt, - ein Socinianer, ein Atheist, ein Semlerianer, ein Kantianer, ein Neologe in allen Stücken, und in Absicht auf seine politische Meinungen, dem aufrührischen Adolph von Knigge, und dem gebrandmarkten Schildwächter Rebmann so ähnlich, als - ein Dreckkäfer dem andern.

In diesem Städtchen lebt ohne Amt und Titel, von dem Ertrage seiner Güter und Kapitalien, ein gewisser Herr Theophil Gmelin, der ehemals im theologischen Stifte zu Tübingen die Gottesgelahrtheit studirt, und wie es bey uns die löbliche Gewohnheit ist, die Meisterschaft erlangt, aber auf seinen Vikariaten ein Loch durch den Kirchenrok gebohrt, zur wohlverdienten Strafe seiner Fleischeslust die priesterliche Weihe und das Magisterium verloren, und sich dann nolens volens wieder in den Pfuhl der Profanen zurücke geworfen hat. Dieser Herr Gmelin ist ein Mann von einer erschröklich grossen Gelehrsamkeit, aber eben so verkehrt als gelehrt, – ein Socinianer, ein Atheist, ein Semlerianer, ein Kantianer, ein Neologe in allen Stücken, und in Absicht auf seine politische Meinungen, dem aufrührischen Adolph von Knigge, und dem gebrandmarkten Schildwächter Rebmann so ähnlich, als – ein Dreckkäfer dem andern.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0012" n="12"/>
        <p>In diesem Städtchen lebt ohne Amt und Titel, von dem Ertrage seiner Güter und Kapitalien, ein gewisser Herr <hi rendition="#g">Theophil Gmelin</hi>, der ehemals im theologischen Stifte zu <hi rendition="#g">Tübingen</hi> die Gottesgelahrtheit studirt, und wie es bey uns die löbliche Gewohnheit ist, die Meisterschaft erlangt, aber auf seinen Vikariaten ein Loch durch den Kirchenrok gebohrt, zur wohlverdienten Strafe seiner Fleischeslust die priesterliche Weihe und das Magisterium verloren, und sich dann <hi rendition="#aq">nolens volens</hi> wieder in den Pfuhl der Profanen zurücke geworfen hat. Dieser Herr <hi rendition="#g">Gmelin</hi> ist ein Mann von einer erschröklich grossen Gelehrsamkeit, aber eben so verkehrt als gelehrt, &#x2013; ein <hi rendition="#g">Socinianer</hi>, ein <hi rendition="#g">Atheist</hi>, ein <hi rendition="#g">Semlerianer</hi>, ein <hi rendition="#g">Kantianer</hi>, ein <hi rendition="#g">Neologe</hi> in allen Stücken, und in Absicht auf seine politische Meinungen, dem aufrührischen <hi rendition="#g">Adolph von Knigge</hi>, und dem gebrandmarkten Schildwächter <hi rendition="#g">Rebmann</hi> so ähnlich, als &#x2013; ein Dreckkäfer dem andern.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0012] In diesem Städtchen lebt ohne Amt und Titel, von dem Ertrage seiner Güter und Kapitalien, ein gewisser Herr Theophil Gmelin, der ehemals im theologischen Stifte zu Tübingen die Gottesgelahrtheit studirt, und wie es bey uns die löbliche Gewohnheit ist, die Meisterschaft erlangt, aber auf seinen Vikariaten ein Loch durch den Kirchenrok gebohrt, zur wohlverdienten Strafe seiner Fleischeslust die priesterliche Weihe und das Magisterium verloren, und sich dann nolens volens wieder in den Pfuhl der Profanen zurücke geworfen hat. Dieser Herr Gmelin ist ein Mann von einer erschröklich grossen Gelehrsamkeit, aber eben so verkehrt als gelehrt, – ein Socinianer, ein Atheist, ein Semlerianer, ein Kantianer, ein Neologe in allen Stücken, und in Absicht auf seine politische Meinungen, dem aufrührischen Adolph von Knigge, und dem gebrandmarkten Schildwächter Rebmann so ähnlich, als – ein Dreckkäfer dem andern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/12
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/12>, abgerufen am 03.12.2024.