Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

von dem Buchstaben des Gesezes, und von dem Wegzeiger der Observanz. Und wiche auch jedermann davon ab, so wird doch der Schulmeister von Ganslosen dabey verharren, und immer und ewig behaupten, und darauf leben und sterben, daß die Landtagsstelle von Ypsilon, von Gott und Rechts wegen niemand gebühre, als dem ehrnhaften Herrn Bürgermeister Sigmund Wurstsak!"

Ein lauter Jubel schallte durch den ganzen Saal. Die Macht meiner Rede hatte beyde Partheyen vereiniget. Jedermann drang sich hinzu, dem Alten Glük zu wünschen. Todesbleich stand er da, der gute Graukopf. Dumm und ehrlich glotzte er mich an, ergrief mit thränenden Augen meine Hand, und stammelte sein: Schönen Dank, Herr Käsbohrer!

Die Versammlung zerstreute sich, und auch ich gieng, fröhlich über den glüklichen Streich, den ich unsern Deutschfranzosen gespielt hatte, meine Strasse. - Plötzlich fühlte ich mich im

von dem Buchstaben des Gesezes, und von dem Wegzeiger der Observanz. Und wiche auch jedermann davon ab, so wird doch der Schulmeister von Ganslosen dabey verharren, und immer und ewig behaupten, und darauf leben und sterben, daß die Landtagsstelle von Ypsilon, von Gott und Rechts wegen niemand gebühre, als dem ehrnhaften Herrn Bürgermeister Sigmund Wurstsak!

Ein lauter Jubel schallte durch den ganzen Saal. Die Macht meiner Rede hatte beyde Partheyen vereiniget. Jedermann drang sich hinzu, dem Alten Glük zu wünschen. Todesbleich stand er da, der gute Graukopf. Dumm und ehrlich glotzte er mich an, ergrief mit thränenden Augen meine Hand, und stammelte sein: Schönen Dank, Herr Käsbohrer!

Die Versammlung zerstreute sich, und auch ich gieng, fröhlich über den glüklichen Streich, den ich unsern Deutschfranzosen gespielt hatte, meine Strasse. – Plötzlich fühlte ich mich im

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0053" n="53"/>
von dem Buchstaben des Gesezes, und von dem Wegzeiger der Observanz. Und wiche auch jedermann davon ab, so wird doch der Schulmeister von <hi rendition="#g">Ganslosen</hi> dabey verharren, und immer und ewig behaupten, und darauf leben und sterben, daß die Landtagsstelle von <hi rendition="#g">Ypsilon</hi>, von Gott und Rechts wegen niemand gebühre, als dem ehrnhaften Herrn Bürgermeister <hi rendition="#g">Sigmund Wurstsak!</hi>&#x201C;</p>
        <p>Ein lauter Jubel schallte durch den ganzen Saal. Die Macht meiner Rede hatte beyde Partheyen vereiniget. Jedermann drang sich hinzu, dem Alten Glük zu wünschen. Todesbleich stand er da, der gute Graukopf. Dumm und ehrlich glotzte er mich an, ergrief mit thränenden Augen meine Hand, und stammelte sein: Schönen Dank, Herr Käsbohrer!</p>
        <p>Die Versammlung zerstreute sich, und auch ich gieng, fröhlich über den glüklichen Streich, den ich unsern Deutschfranzosen gespielt hatte, meine Strasse. &#x2013; Plötzlich fühlte ich mich im
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0053] von dem Buchstaben des Gesezes, und von dem Wegzeiger der Observanz. Und wiche auch jedermann davon ab, so wird doch der Schulmeister von Ganslosen dabey verharren, und immer und ewig behaupten, und darauf leben und sterben, daß die Landtagsstelle von Ypsilon, von Gott und Rechts wegen niemand gebühre, als dem ehrnhaften Herrn Bürgermeister Sigmund Wurstsak!“ Ein lauter Jubel schallte durch den ganzen Saal. Die Macht meiner Rede hatte beyde Partheyen vereiniget. Jedermann drang sich hinzu, dem Alten Glük zu wünschen. Todesbleich stand er da, der gute Graukopf. Dumm und ehrlich glotzte er mich an, ergrief mit thränenden Augen meine Hand, und stammelte sein: Schönen Dank, Herr Käsbohrer! Die Versammlung zerstreute sich, und auch ich gieng, fröhlich über den glüklichen Streich, den ich unsern Deutschfranzosen gespielt hatte, meine Strasse. – Plötzlich fühlte ich mich im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/53
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/53>, abgerufen am 04.12.2024.