Käsbohrer, Sebastian [i. e. Johann Gottfried Pahl]: Vernunft- und schriftmäßiges Schutz- Trutz- und Vertheidigungs-Libell für den Wirtembergischen Adel, gegen die demokratischen und jakobinischen Belialssöhne unserer Zeit. Waldangelloch und Leipzig [Stuttgart], 1797.Fürsten bis auf den Nachtwächter herunter. Aber mit welcher Blindheit diese Herren geschlagen sind, daß sie nicht einsehen, daß der Respect, auf den der Adel Anspruch macht, sich am Ende doch auf Tugend und Verdienste gründe, weil das Wörtlein von ursprünglich eine Belohnung derselben ist! Zwar könnte man hiegegen einwenden, daß die Ahnen eines Nobilis ihm freylich ihre Güter und Würden hinterlassen, daß er aber um deßwillen nicht auch der Erbe ihrer moralischen Eigenschaften sey. Ich gebe das zu, obgleich in der Ordnung, von einem tapfern Löwen kein furchtsamer Hase, und von einem kühnen Adler keine scheue Fledermaus erzeugt wird. Aber gesetzt die Natur weiche auch von ihrer Regel ab, ist es nicht unbillig, über der Schwäche des Sohnes das Verdienst des Vaters zu vergessen? Und ist es nicht immer lobenswerth und recht, die Tugend zu ehren, wenn diese Fürsten bis auf den Nachtwächter herunter. Aber mit welcher Blindheit diese Herren geschlagen sind, daß sie nicht einsehen, daß der Respect, auf den der Adel Anspruch macht, sich am Ende doch auf Tugend und Verdienste gründe, weil das Wörtlein von ursprünglich eine Belohnung derselben ist! Zwar könnte man hiegegen einwenden, daß die Ahnen eines Nobilis ihm freylich ihre Güter und Würden hinterlassen, daß er aber um deßwillen nicht auch der Erbe ihrer moralischen Eigenschaften sey. Ich gebe das zu, obgleich in der Ordnung, von einem tapfern Löwen kein furchtsamer Hase, und von einem kühnen Adler keine scheue Fledermaus erzeugt wird. Aber gesetzt die Natur weiche auch von ihrer Regel ab, ist es nicht unbillig, über der Schwäche des Sohnes das Verdienst des Vaters zu vergessen? Und ist es nicht immer lobenswerth und recht, die Tugend zu ehren, wenn diese <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0019" n="19"/> Fürsten bis auf den Nachtwächter herunter. Aber mit welcher Blindheit diese Herren geschlagen sind, daß sie nicht einsehen, daß der Respect, auf den der Adel Anspruch macht, sich am Ende doch auf Tugend und Verdienste gründe, weil das Wörtlein <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">von</hi></hi> ursprünglich eine Belohnung derselben ist! Zwar könnte man hiegegen einwenden, daß die Ahnen eines <hi rendition="#i">Nobilis</hi> ihm freylich ihre Güter und Würden hinterlassen, daß er aber um deßwillen nicht auch der Erbe ihrer moralischen Eigenschaften sey. Ich gebe das zu, obgleich in der Ordnung, von einem tapfern Löwen kein furchtsamer Hase, und von einem kühnen Adler keine scheue Fledermaus erzeugt wird. Aber gesetzt die Natur weiche auch von ihrer Regel ab, ist es nicht unbillig, über der Schwäche des Sohnes das Verdienst des Vaters zu vergessen? Und ist es nicht immer lobenswerth und recht, die Tugend zu ehren, wenn diese </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0019]
Fürsten bis auf den Nachtwächter herunter. Aber mit welcher Blindheit diese Herren geschlagen sind, daß sie nicht einsehen, daß der Respect, auf den der Adel Anspruch macht, sich am Ende doch auf Tugend und Verdienste gründe, weil das Wörtlein von ursprünglich eine Belohnung derselben ist! Zwar könnte man hiegegen einwenden, daß die Ahnen eines Nobilis ihm freylich ihre Güter und Würden hinterlassen, daß er aber um deßwillen nicht auch der Erbe ihrer moralischen Eigenschaften sey. Ich gebe das zu, obgleich in der Ordnung, von einem tapfern Löwen kein furchtsamer Hase, und von einem kühnen Adler keine scheue Fledermaus erzeugt wird. Aber gesetzt die Natur weiche auch von ihrer Regel ab, ist es nicht unbillig, über der Schwäche des Sohnes das Verdienst des Vaters zu vergessen? Und ist es nicht immer lobenswerth und recht, die Tugend zu ehren, wenn diese
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