[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.beste Beamte nähme ihn beim Kopf und führte ihn ins Zuchthaus. Allein, da auf der Erde die Unvernunft noch mehr Rechte zu haben scheint als die Vernunft, so ist es kein Wunder, daß sich der Betrug in das Gewand der erstern hüllt, und die gutmütigen, kurzsichtigen Narren, weidlich um ihre Thaler prellt." - Wir giengen hin, um auch Zeugen des Spektakuls zu seyn, das gegeben werden sollte. Eine große Menge Menschen war vor dem Gemeindehaus versammlet. Die gnädige Ortsherrschaft. Der Prediger und der Beamte mit ihren Familien, sasen zunächst am Theater. Wir beyde stellten uns dicht hinter diesen glänzenden Theil des Parterrs, und harrten, so wie jedermann, der Dinge, die da kommen sollten. Das Schauspiel war so erbärmlich, daß wir's nicht der Mühe wert halten, nur ein Wort darüber zu verlieren. Indeß fand es bei den Zuschauern nicht geringen Beifall, und wurde von denjenigen, die es wußten, wie man sich in den Schauspielhäusern der Stadt zu gebehrden beste Beamte nähme ihn beim Kopf und führte ihn ins Zuchthaus. Allein, da auf der Erde die Unvernunft noch mehr Rechte zu haben scheint als die Vernunft, so ist es kein Wunder, daß sich der Betrug in das Gewand der erstern hüllt, und die gutmütigen, kurzsichtigen Narren, weidlich um ihre Thaler prellt.“ – Wir giengen hin, um auch Zeugen des Spektakuls zu seyn, das gegeben werden sollte. Eine große Menge Menschen war vor dem Gemeindehaus versammlet. Die gnädige Ortsherrschaft. Der Prediger und der Beamte mit ihren Familien, sasen zunächst am Theater. Wir beyde stellten uns dicht hinter diesen glänzenden Theil des Parterrs, und harrten, so wie jedermann, der Dinge, die da kommen sollten. Das Schauspiel war so erbärmlich, daß wir’s nicht der Mühe wert halten, nur ein Wort darüber zu verlieren. Indeß fand es bei den Zuschauern nicht geringen Beifall, und wurde von denjenigen, die es wußten, wie man sich in den Schauspielhäusern der Stadt zu gebehrden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0132" n="128"/> beste Beamte nähme ihn beim Kopf und führte ihn ins Zuchthaus. Allein, da auf der Erde die Unvernunft noch mehr Rechte zu haben scheint als die Vernunft, so ist es kein Wunder, daß sich der Betrug in das Gewand der erstern hüllt, und die gutmütigen, kurzsichtigen Narren, weidlich um ihre Thaler prellt.“ –</p> <p>Wir giengen hin, um auch Zeugen des Spektakuls zu seyn, das gegeben werden sollte. Eine große Menge Menschen war vor dem Gemeindehaus versammlet. Die gnädige Ortsherrschaft. Der Prediger und der Beamte mit ihren Familien, sasen zunächst am Theater. Wir beyde stellten uns dicht hinter diesen glänzenden Theil des Parterrs, und harrten, so wie jedermann, der Dinge, die da kommen sollten. Das Schauspiel war so erbärmlich, daß wir’s nicht der Mühe wert halten, nur ein Wort darüber zu verlieren. Indeß fand es bei den Zuschauern nicht geringen Beifall, und wurde von denjenigen, die es wußten, wie man sich in den Schauspielhäusern der Stadt zu gebehrden </p> </div> </body> </text> </TEI> [128/0132]
beste Beamte nähme ihn beim Kopf und führte ihn ins Zuchthaus. Allein, da auf der Erde die Unvernunft noch mehr Rechte zu haben scheint als die Vernunft, so ist es kein Wunder, daß sich der Betrug in das Gewand der erstern hüllt, und die gutmütigen, kurzsichtigen Narren, weidlich um ihre Thaler prellt.“ –
Wir giengen hin, um auch Zeugen des Spektakuls zu seyn, das gegeben werden sollte. Eine große Menge Menschen war vor dem Gemeindehaus versammlet. Die gnädige Ortsherrschaft. Der Prediger und der Beamte mit ihren Familien, sasen zunächst am Theater. Wir beyde stellten uns dicht hinter diesen glänzenden Theil des Parterrs, und harrten, so wie jedermann, der Dinge, die da kommen sollten. Das Schauspiel war so erbärmlich, daß wir’s nicht der Mühe wert halten, nur ein Wort darüber zu verlieren. Indeß fand es bei den Zuschauern nicht geringen Beifall, und wurde von denjenigen, die es wußten, wie man sich in den Schauspielhäusern der Stadt zu gebehrden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/132 |
Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/132>, abgerufen am 16.02.2025. |