[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.strengen, auf die Abtödtung sinnlicher Lüste abzwekenden Gesezen unterwerfen, die ihnen ein gewisser Schwärmer vor Jahrhunderten schon in den fernen Wüsten des Morgenlandes gegeben hat." Elafu. Und all' das geschieht zu Gottes Ehre? Ich sehe aber in der That nicht, wie Gott durch die Hinwegwerfung seiner Wohlthaten geehrt werden solle? - Sonderbare Begriffe! Atabu. Dichte Finsterniß in der Stadt dieses deutschen Bischoffs! Lehnlakay. Ich glaube nicht an die Heiligkeit der Kapuziner. Denn nach meinen Grundsäzen ist der heiligste derjenige, der für das Wohl des Ganzen am thätigsten ist, und am rechtschaffensten handelt. Aber dieß sind die Grundsäze des grosen Haufens nicht. Das Volk bleibt in seinen Urtheilen meistens nur an der Oberfläche der Dinge hangen, und findet folglich, sehr natürlich, in einem Mann, der freywillig auf diejenigen Freuden Verzicht thut, worein es das höchste Vergnügen sezt, z. B. auf den Genuß der strengen, auf die Abtödtung sinnlicher Lüste abzwekenden Gesezen unterwerfen, die ihnen ein gewisser Schwärmer vor Jahrhunderten schon in den fernen Wüsten des Morgenlandes gegeben hat.“ Elafu. Und all’ das geschieht zu Gottes Ehre? Ich sehe aber in der That nicht, wie Gott durch die Hinwegwerfung seiner Wohlthaten geehrt werden solle? – Sonderbare Begriffe! Atabu. Dichte Finsterniß in der Stadt dieses deutschen Bischoffs! Lehnlakay. Ich glaube nicht an die Heiligkeit der Kapuziner. Denn nach meinen Grundsäzen ist der heiligste derjenige, der für das Wohl des Ganzen am thätigsten ist, und am rechtschaffensten handelt. Aber dieß sind die Grundsäze des grosen Haufens nicht. Das Volk bleibt in seinen Urtheilen meistens nur an der Oberfläche der Dinge hangen, und findet folglich, sehr natürlich, in einem Mann, der freywillig auf diejenigen Freuden Verzicht thut, worein es das höchste Vergnügen sezt, z. B. auf den Genuß der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0141" n="137"/> strengen, auf die Abtödtung sinnlicher Lüste abzwekenden Gesezen unterwerfen, die ihnen ein gewisser Schwärmer vor Jahrhunderten schon in den fernen Wüsten des <hi rendition="#g">Morgenlandes</hi> gegeben hat.“</p> <p><hi rendition="#g">Elafu</hi>. Und all’ das geschieht zu Gottes Ehre? Ich sehe aber in der That nicht, wie Gott durch die Hinwegwerfung seiner Wohlthaten geehrt werden solle? – Sonderbare Begriffe!</p> <p><hi rendition="#g">Atabu</hi>. Dichte Finsterniß in der Stadt dieses deutschen Bischoffs!</p> <p><hi rendition="#g">Lehnlakay</hi>. Ich glaube nicht an die Heiligkeit der <hi rendition="#g">Kapuziner</hi>. Denn nach meinen Grundsäzen ist der heiligste derjenige, der für das Wohl des Ganzen am thätigsten ist, und am rechtschaffensten handelt. Aber dieß sind die Grundsäze des grosen Haufens nicht. Das Volk bleibt in seinen Urtheilen meistens nur an der Oberfläche der Dinge hangen, und findet folglich, sehr natürlich, in einem Mann, der freywillig auf diejenigen Freuden Verzicht thut, worein es das höchste Vergnügen sezt, z. B. auf den Genuß der </p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0141]
strengen, auf die Abtödtung sinnlicher Lüste abzwekenden Gesezen unterwerfen, die ihnen ein gewisser Schwärmer vor Jahrhunderten schon in den fernen Wüsten des Morgenlandes gegeben hat.“
Elafu. Und all’ das geschieht zu Gottes Ehre? Ich sehe aber in der That nicht, wie Gott durch die Hinwegwerfung seiner Wohlthaten geehrt werden solle? – Sonderbare Begriffe!
Atabu. Dichte Finsterniß in der Stadt dieses deutschen Bischoffs!
Lehnlakay. Ich glaube nicht an die Heiligkeit der Kapuziner. Denn nach meinen Grundsäzen ist der heiligste derjenige, der für das Wohl des Ganzen am thätigsten ist, und am rechtschaffensten handelt. Aber dieß sind die Grundsäze des grosen Haufens nicht. Das Volk bleibt in seinen Urtheilen meistens nur an der Oberfläche der Dinge hangen, und findet folglich, sehr natürlich, in einem Mann, der freywillig auf diejenigen Freuden Verzicht thut, worein es das höchste Vergnügen sezt, z. B. auf den Genuß der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |