[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.allen Orten und in alle Ohren - da haben wir die Folgen unsrer Aufklärung, und der Ausbildung der stolzen Vernunft." - Hie und da erwiederte man freylich dieß Geschrey, nach Verdienst, mit Spott und Lachen, oder nahm sich auch die Mühe, diesen Schreyern zu beweisen, daß man die gute Sache der Fürsten nicht ärger lästern könne, als wenn man ihren Untergang für eine Folge der Ausbildung der Vernunft erkläre. Aber an den meisten Orten sah' man nicht so weit, und that zu den vielen vorher gegangenen alten Sottisen noch die neue hinzu, daß man mit den Priestern behauptete: Aufklärung ist die gefährlichste Feindinn unsrer Thronen!" "Nie hat die Vernunft in unserm kleinen State einen härtern Druk erlitten, als seitdem dieser fatale Revolutionsgeist in Deutschland zu spucken angefangen hat. Der schlaue Minister hatte zwar zuvor schon ein jedes Lichtlein, das sein schalkhaft Aug entdeckte, Wasser gesprüzt, um es auszulöschen; aber nun begnügte er sich damit nicht mehr, sondern allen Orten und in alle Ohren – da haben wir die Folgen unsrer Aufklärung, und der Ausbildung der stolzen Vernunft.“ – Hie und da erwiederte man freylich dieß Geschrey, nach Verdienst, mit Spott und Lachen, oder nahm sich auch die Mühe, diesen Schreyern zu beweisen, daß man die gute Sache der Fürsten nicht ärger lästern könne, als wenn man ihren Untergang für eine Folge der Ausbildung der Vernunft erkläre. Aber an den meisten Orten sah’ man nicht so weit, und that zu den vielen vorher gegangenen alten Sottisen noch die neue hinzu, daß man mit den Priestern behauptete: Aufklärung ist die gefährlichste Feindinn unsrer Thronen!“ „Nie hat die Vernunft in unserm kleinen State einen härtern Druk erlitten, als seitdem dieser fatale Revolutionsgeist in Deutschland zu spucken angefangen hat. Der schlaue Minister hatte zwar zuvor schon ein jedes Lichtlein, das sein schalkhaft Aug entdeckte, Wasser gesprüzt, um es auszulöschen; aber nun begnügte er sich damit nicht mehr, sondern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="150"/> allen Orten und in alle Ohren – da haben wir die Folgen unsrer Aufklärung, und der Ausbildung der stolzen Vernunft.“ – Hie und da erwiederte man freylich dieß Geschrey, nach Verdienst, mit Spott und Lachen, oder nahm sich auch die Mühe, diesen Schreyern zu beweisen, daß man die gute Sache der Fürsten nicht ärger lästern könne, als wenn man ihren Untergang für eine Folge der Ausbildung der Vernunft erkläre. Aber an den meisten Orten sah’ man nicht so weit, und that zu den vielen vorher gegangenen alten Sottisen noch die neue hinzu, daß man mit den Priestern behauptete: Aufklärung ist die gefährlichste Feindinn unsrer Thronen!“</p> <p>„Nie hat die Vernunft in unserm kleinen State einen härtern Druk erlitten, als seitdem dieser fatale Revolutionsgeist in Deutschland zu spucken angefangen hat. Der schlaue Minister hatte zwar zuvor schon ein jedes Lichtlein, das sein schalkhaft Aug entdeckte, Wasser gesprüzt, um es auszulöschen; aber nun begnügte er sich damit nicht mehr, sondern </p> </div> </body> </text> </TEI> [150/0154]
allen Orten und in alle Ohren – da haben wir die Folgen unsrer Aufklärung, und der Ausbildung der stolzen Vernunft.“ – Hie und da erwiederte man freylich dieß Geschrey, nach Verdienst, mit Spott und Lachen, oder nahm sich auch die Mühe, diesen Schreyern zu beweisen, daß man die gute Sache der Fürsten nicht ärger lästern könne, als wenn man ihren Untergang für eine Folge der Ausbildung der Vernunft erkläre. Aber an den meisten Orten sah’ man nicht so weit, und that zu den vielen vorher gegangenen alten Sottisen noch die neue hinzu, daß man mit den Priestern behauptete: Aufklärung ist die gefährlichste Feindinn unsrer Thronen!“
„Nie hat die Vernunft in unserm kleinen State einen härtern Druk erlitten, als seitdem dieser fatale Revolutionsgeist in Deutschland zu spucken angefangen hat. Der schlaue Minister hatte zwar zuvor schon ein jedes Lichtlein, das sein schalkhaft Aug entdeckte, Wasser gesprüzt, um es auszulöschen; aber nun begnügte er sich damit nicht mehr, sondern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/154 |
Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/154>, abgerufen am 28.07.2024. |