[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.Rechtsgel. Und bei uns ist dieser Dienst eine Art von Sklaverey. Demungeachtet aber dringt sich jedermann hinzu, die Fesseln, die hier aus geboten werden, anzunehmen: Denn diese Fesseln sind aus Gold geschmiedet, und blenden durch ihren Glanz, ob sie gleich schwerer sind, als die eisernen. Elafu. Es müssen also doch Vorteile mit dem Dienste des States verbunden seyn, die die lästige Seite desselben, entweder in der That überwiegen, oder wenigstens zu überwiegen scheinen. Rechtsgel. Diese Vorteile sind in unserm State so gros, daß man die Lage eines öffentlichen Beamten gerade für die glücklichste achtet: Denn mit seinem Berufe ist die gröste Ehre, und wo nicht das beträchtlichste, doch das sicherste Einkommen verbunden. Er herrscht in seinem Wirkungskraise meistens eben so despotisch, als wenn er unumschränkter Oberherr seiner Untergebenen wäre. Er ist von allen Lasten befreyt, die auf den übrigen Bürgern des States liegen, und will er ungerecht und untreu seyn, so liegt ein weiter Rechtsgel. Und bei uns ist dieser Dienst eine Art von Sklaverey. Demungeachtet aber dringt sich jedermann hinzu, die Fesseln, die hier aus geboten werden, anzunehmen: Denn diese Fesseln sind aus Gold geschmiedet, und blenden durch ihren Glanz, ob sie gleich schwerer sind, als die eisernen. Elafu. Es müssen also doch Vorteile mit dem Dienste des States verbunden seyn, die die lästige Seite desselben, entweder in der That überwiegen, oder wenigstens zu überwiegen scheinen. Rechtsgel. Diese Vorteile sind in unserm State so gros, daß man die Lage eines öffentlichen Beamten gerade für die glücklichste achtet: Denn mit seinem Berufe ist die gröste Ehre, und wo nicht das beträchtlichste, doch das sicherste Einkommen verbunden. Er herrscht in seinem Wirkungskraise meistens eben so despotisch, als wenn er unumschränkter Oberherr seiner Untergebenen wäre. Er ist von allen Lasten befreyt, die auf den übrigen Bürgern des States liegen, und will er ungerecht und untreu seyn, so liegt ein weiter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0159" n="155"/> <p><hi rendition="#g">Rechtsgel</hi>. Und bei uns ist dieser Dienst eine Art von Sklaverey. Demungeachtet aber dringt sich jedermann hinzu, die Fesseln, die hier aus geboten werden, anzunehmen: Denn diese Fesseln sind aus Gold geschmiedet, und blenden durch ihren Glanz, ob sie gleich schwerer sind, als die eisernen.</p> <p><hi rendition="#g">Elafu</hi>. Es müssen also doch Vorteile mit dem Dienste des States verbunden seyn, die die lästige Seite desselben, entweder in der That überwiegen, oder wenigstens zu überwiegen scheinen.</p> <p><hi rendition="#g">Rechtsgel</hi>. Diese Vorteile sind in unserm State so gros, daß man die Lage eines öffentlichen Beamten gerade für die glücklichste achtet: Denn mit seinem Berufe ist die gröste Ehre, und wo nicht das beträchtlichste, doch das sicherste Einkommen verbunden. Er herrscht in seinem Wirkungskraise meistens eben so despotisch, als wenn er unumschränkter Oberherr seiner Untergebenen wäre. Er ist von allen Lasten befreyt, die auf den übrigen Bürgern des States liegen, und will er ungerecht und untreu seyn, so liegt ein weiter </p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0159]
Rechtsgel. Und bei uns ist dieser Dienst eine Art von Sklaverey. Demungeachtet aber dringt sich jedermann hinzu, die Fesseln, die hier aus geboten werden, anzunehmen: Denn diese Fesseln sind aus Gold geschmiedet, und blenden durch ihren Glanz, ob sie gleich schwerer sind, als die eisernen.
Elafu. Es müssen also doch Vorteile mit dem Dienste des States verbunden seyn, die die lästige Seite desselben, entweder in der That überwiegen, oder wenigstens zu überwiegen scheinen.
Rechtsgel. Diese Vorteile sind in unserm State so gros, daß man die Lage eines öffentlichen Beamten gerade für die glücklichste achtet: Denn mit seinem Berufe ist die gröste Ehre, und wo nicht das beträchtlichste, doch das sicherste Einkommen verbunden. Er herrscht in seinem Wirkungskraise meistens eben so despotisch, als wenn er unumschränkter Oberherr seiner Untergebenen wäre. Er ist von allen Lasten befreyt, die auf den übrigen Bürgern des States liegen, und will er ungerecht und untreu seyn, so liegt ein weiter
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |