Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Elafu. Ums Himmels willen, was sagen Sie uns? - Sie kaufen die Sklavenketten um Geld, und der Stat bietet die Pflicht, für das Wohl der Bürger zu sorgen, im Aufstrich feil. - Unbegreiflich!

Atabu. In der That unbegreiflich!

Rechtsgel. Ich habe für die Stelle meines Vaters dreitausend Thaler geboten, und tausend Thaler kostete es mich, bis ich nur den Weg fand, auf dem ich mein Aufgebot schlagen konnte.

Atabu. Wenn aber nun ein Dummkopf und ein Schurke diesen nämlichen Weg einschlägt, und bietet tausend Thaler mehr als Sie?

Rechtsgel. Dann fall ich durch.

Elafu. Und dieser niederträchtige, abscheuliche Handel wird in dem State eines gütigen Fürsten getrieben, der es mit seinen Untertanen wie ein Vater meynen soll?

Rechtsgel. Unser Fürst weiß von alle dem nichts. Die ungeheuren Summen, die jährlich für Dienste hingegeben werden, verschlingt alle der erste Minister, und unterstüzt seine Parthey, oder bezahlt seine Mätressen damit.

Elafu. Ums Himmels willen, was sagen Sie uns? – Sie kaufen die Sklavenketten um Geld, und der Stat bietet die Pflicht, für das Wohl der Bürger zu sorgen, im Aufstrich feil. – Unbegreiflich!

Atabu. In der That unbegreiflich!

Rechtsgel. Ich habe für die Stelle meines Vaters dreitausend Thaler geboten, und tausend Thaler kostete es mich, bis ich nur den Weg fand, auf dem ich mein Aufgebot schlagen konnte.

Atabu. Wenn aber nun ein Dummkopf und ein Schurke diesen nämlichen Weg einschlägt, und bietet tausend Thaler mehr als Sie?

Rechtsgel. Dann fall ich durch.

Elafu. Und dieser niederträchtige, abscheuliche Handel wird in dem State eines gütigen Fürsten getrieben, der es mit seinen Untertanen wie ein Vater meynen soll?

Rechtsgel. Unser Fürst weiß von alle dem nichts. Die ungeheuren Summen, die jährlich für Dienste hingegeben werden, verschlingt alle der erste Minister, und unterstüzt seine Parthey, oder bezahlt seine Mätressen damit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0163" n="159"/>
        <p><hi rendition="#g">Elafu</hi>. Ums Himmels willen, was sagen Sie uns? &#x2013; Sie kaufen die Sklavenketten um Geld, und der Stat bietet die Pflicht, für das Wohl der Bürger zu sorgen, im Aufstrich feil. &#x2013; Unbegreiflich!</p>
        <p><hi rendition="#g">Atabu</hi>. In der That unbegreiflich!</p>
        <p><hi rendition="#g">Rechtsgel</hi>. Ich habe für die Stelle meines Vaters dreitausend Thaler geboten, und tausend Thaler kostete es mich, bis ich nur den Weg fand, auf dem ich mein Aufgebot schlagen konnte.</p>
        <p><hi rendition="#g">Atabu</hi>. Wenn aber nun ein Dummkopf und ein Schurke diesen nämlichen Weg einschlägt, und bietet tausend Thaler mehr als Sie?</p>
        <p><hi rendition="#g">Rechtsgel</hi>. Dann fall ich durch.</p>
        <p><hi rendition="#g">Elafu</hi>. Und dieser niederträchtige, abscheuliche Handel wird in dem State eines gütigen Fürsten getrieben, der es mit seinen Untertanen wie ein Vater meynen soll?</p>
        <p><hi rendition="#g">Rechtsgel</hi>. Unser Fürst weiß von alle dem nichts. Die ungeheuren Summen, die jährlich für Dienste hingegeben werden, verschlingt alle der erste Minister, und unterstüzt seine Parthey, oder bezahlt seine Mätressen damit.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0163] Elafu. Ums Himmels willen, was sagen Sie uns? – Sie kaufen die Sklavenketten um Geld, und der Stat bietet die Pflicht, für das Wohl der Bürger zu sorgen, im Aufstrich feil. – Unbegreiflich! Atabu. In der That unbegreiflich! Rechtsgel. Ich habe für die Stelle meines Vaters dreitausend Thaler geboten, und tausend Thaler kostete es mich, bis ich nur den Weg fand, auf dem ich mein Aufgebot schlagen konnte. Atabu. Wenn aber nun ein Dummkopf und ein Schurke diesen nämlichen Weg einschlägt, und bietet tausend Thaler mehr als Sie? Rechtsgel. Dann fall ich durch. Elafu. Und dieser niederträchtige, abscheuliche Handel wird in dem State eines gütigen Fürsten getrieben, der es mit seinen Untertanen wie ein Vater meynen soll? Rechtsgel. Unser Fürst weiß von alle dem nichts. Die ungeheuren Summen, die jährlich für Dienste hingegeben werden, verschlingt alle der erste Minister, und unterstüzt seine Parthey, oder bezahlt seine Mätressen damit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/163
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/163>, abgerufen am 21.11.2024.