[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.Minister Gefahr befürchtet oder sich beleidigt sieht, so ergreift er ohne weiteres seine Masregeln, Uebrigens wird dieß Geschäfte in der höchsten Stille betrieben, und die Leute, die dabei angestellt sind, wissen die Briefe, die unverfänglichen Innhalts sind, so täuschend wieder in ihre Falten zu legen, daß man bei dem Empfang derselben, wenn man nicht vorher von der Sache unterrichtet ist, nichts weniger vermutet, als daß ein Verräter schon seine Nase darein gestosen habe. - Und nun, meine Herren! wie gefällt Ihnen das?" "Bei Gott! - zürnte Elafu, indem er wie rasend im Zimmer umher stürmte, - das höchste, das äuserste, das Meisterstück des Despotismus! So weit hätt' ich doch nicht geglaubt, daß dieß Ungeheuer sich erfrechen dürfte, seine Krallen auszustrecken! - Welche Beleidigung für den Bürger! Doch hier ist nicht mehr von Bürgern, hier ist nur von Sklaven die Rede! Aber auch der Sklav hat seine Rechte, die heilig und unverlezlich sind. - Und ist das nicht der schändlichste Betrug, die niederträchtigste Treulosigkeit? Uebergeb' Minister Gefahr befürchtet oder sich beleidigt sieht, so ergreift er ohne weiteres seine Masregeln, Uebrigens wird dieß Geschäfte in der höchsten Stille betrieben, und die Leute, die dabei angestellt sind, wissen die Briefe, die unverfänglichen Innhalts sind, so täuschend wieder in ihre Falten zu legen, daß man bei dem Empfang derselben, wenn man nicht vorher von der Sache unterrichtet ist, nichts weniger vermutet, als daß ein Verräter schon seine Nase darein gestosen habe. – Und nun, meine Herren! wie gefällt Ihnen das?“ „Bei Gott! – zürnte Elafu, indem er wie rasend im Zimmer umher stürmte, – das höchste, das äuserste, das Meisterstück des Despotismus! So weit hätt’ ich doch nicht geglaubt, daß dieß Ungeheuer sich erfrechen dürfte, seine Krallen auszustrecken! – Welche Beleidigung für den Bürger! Doch hier ist nicht mehr von Bürgern, hier ist nur von Sklaven die Rede! Aber auch der Sklav hat seine Rechte, die heilig und unverlezlich sind. – Und ist das nicht der schändlichste Betrug, die niederträchtigste Treulosigkeit? Uebergeb’ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="169"/> Minister Gefahr befürchtet oder sich beleidigt sieht, so ergreift er ohne weiteres seine Masregeln, Uebrigens wird dieß Geschäfte in der höchsten Stille betrieben, und die Leute, die dabei angestellt sind, wissen die Briefe, die unverfänglichen Innhalts sind, so täuschend wieder in ihre Falten zu legen, daß man bei dem Empfang derselben, wenn man nicht vorher von der Sache unterrichtet ist, nichts weniger vermutet, als daß ein Verräter schon seine Nase darein gestosen habe. – Und nun, meine Herren! wie gefällt Ihnen das?“</p> <p>„Bei Gott! – zürnte <hi rendition="#g">Elafu</hi>, indem er wie rasend im Zimmer umher stürmte, – das höchste, das äuserste, das Meisterstück des Despotismus! So weit hätt’ ich doch nicht geglaubt, daß dieß Ungeheuer sich erfrechen dürfte, seine Krallen auszustrecken! – Welche Beleidigung für den Bürger! Doch hier ist nicht mehr von Bürgern, hier ist nur von Sklaven die Rede! Aber auch der Sklav hat seine Rechte, die heilig und unverlezlich sind. – Und ist das nicht der schändlichste Betrug, die niederträchtigste Treulosigkeit? Uebergeb’ </p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0173]
Minister Gefahr befürchtet oder sich beleidigt sieht, so ergreift er ohne weiteres seine Masregeln, Uebrigens wird dieß Geschäfte in der höchsten Stille betrieben, und die Leute, die dabei angestellt sind, wissen die Briefe, die unverfänglichen Innhalts sind, so täuschend wieder in ihre Falten zu legen, daß man bei dem Empfang derselben, wenn man nicht vorher von der Sache unterrichtet ist, nichts weniger vermutet, als daß ein Verräter schon seine Nase darein gestosen habe. – Und nun, meine Herren! wie gefällt Ihnen das?“
„Bei Gott! – zürnte Elafu, indem er wie rasend im Zimmer umher stürmte, – das höchste, das äuserste, das Meisterstück des Despotismus! So weit hätt’ ich doch nicht geglaubt, daß dieß Ungeheuer sich erfrechen dürfte, seine Krallen auszustrecken! – Welche Beleidigung für den Bürger! Doch hier ist nicht mehr von Bürgern, hier ist nur von Sklaven die Rede! Aber auch der Sklav hat seine Rechte, die heilig und unverlezlich sind. – Und ist das nicht der schändlichste Betrug, die niederträchtigste Treulosigkeit? Uebergeb’
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