Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ganz unabhängig, und die Bekanntmachung der Resultate des Forschens der Vernunft, sey ein so natürliches Recht des Menschen, daß es nur der abscheulichste Despotismus oder die finsterste Barbarey wagen können, es anzutasten. - "Ja, sezte Atabu hinzu, einen Stat wegen der darinn herrschenden Toleranz und Preßfreiheit mit Lobsprüchen krönen wollen, kommt mir gerade so vor, als wenn jemand sein Vaterland über das grose Glück priese, daß man darinn frey athmen dürfe. Denn nach Ueberzeugung zu glauben, und seine Ueberzeugungen laut zu sagen, ist ein eben so unveräusserliches Recht der Menschheit, als das Recht frey zu athmen." - "Und - bemerkte Elafu, es deucht mir, man habe euch Deutschen diese Rechte etwa schon einmal genommen, weil ihr mit dem Besize derselben so viel Aufhebens macht. Denn gewöhnlich bleiben wir gegen die vortreflichsten Gaben der Natur gleichgültig, und fühlen ihren Werth bei weitem nicht ganz, so lange wir ruhig im Besize derselbigen gelassen werden. Aber haben wir sie einmal verloren, so sehen

ganz unabhängig, und die Bekanntmachung der Resultate des Forschens der Vernunft, sey ein so natürliches Recht des Menschen, daß es nur der abscheulichste Despotismus oder die finsterste Barbarey wagen können, es anzutasten. – „Ja, sezte Atabu hinzu, einen Stat wegen der darinn herrschenden Toleranz und Preßfreiheit mit Lobsprüchen krönen wollen, kommt mir gerade so vor, als wenn jemand sein Vaterland über das grose Glück priese, daß man darinn frey athmen dürfe. Denn nach Ueberzeugung zu glauben, und seine Ueberzeugungen laut zu sagen, ist ein eben so unveräusserliches Recht der Menschheit, als das Recht frey zu athmen.“ – „Und – bemerkte Elafu, es deucht mir, man habe euch Deutschen diese Rechte etwa schon einmal genommen, weil ihr mit dem Besize derselben so viel Aufhebens macht. Denn gewöhnlich bleiben wir gegen die vortreflichsten Gaben der Natur gleichgültig, und fühlen ihren Werth bei weitem nicht ganz, so lange wir ruhig im Besize derselbigen gelassen werden. Aber haben wir sie einmal verloren, so sehen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="27"/>
ganz unabhängig, und die Bekanntmachung der Resultate des Forschens der Vernunft, sey ein so natürliches Recht des Menschen, daß es nur der abscheulichste Despotismus oder die finsterste Barbarey wagen können, es anzutasten. &#x2013; &#x201E;Ja, sezte <hi rendition="#g">Atabu</hi> hinzu, einen Stat wegen der darinn herrschenden <hi rendition="#g">Toleranz</hi> und <hi rendition="#g">Preßfreiheit</hi> mit Lobsprüchen krönen wollen, kommt mir gerade so vor, als wenn jemand sein Vaterland über das grose Glück priese, daß man darinn frey athmen dürfe. Denn nach Ueberzeugung zu glauben, und seine Ueberzeugungen laut zu sagen, ist ein eben so unveräusserliches Recht der Menschheit, als das Recht frey zu athmen.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Und &#x2013; bemerkte <hi rendition="#g">Elafu</hi>, es deucht mir, man habe euch Deutschen diese Rechte etwa schon einmal genommen, weil ihr mit dem Besize derselben so viel Aufhebens macht. Denn gewöhnlich bleiben wir gegen die vortreflichsten Gaben der Natur gleichgültig, und fühlen ihren Werth bei weitem nicht ganz, so lange wir ruhig im Besize derselbigen gelassen werden. Aber haben wir sie einmal verloren, so sehen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0031] ganz unabhängig, und die Bekanntmachung der Resultate des Forschens der Vernunft, sey ein so natürliches Recht des Menschen, daß es nur der abscheulichste Despotismus oder die finsterste Barbarey wagen können, es anzutasten. – „Ja, sezte Atabu hinzu, einen Stat wegen der darinn herrschenden Toleranz und Preßfreiheit mit Lobsprüchen krönen wollen, kommt mir gerade so vor, als wenn jemand sein Vaterland über das grose Glück priese, daß man darinn frey athmen dürfe. Denn nach Ueberzeugung zu glauben, und seine Ueberzeugungen laut zu sagen, ist ein eben so unveräusserliches Recht der Menschheit, als das Recht frey zu athmen.“ – „Und – bemerkte Elafu, es deucht mir, man habe euch Deutschen diese Rechte etwa schon einmal genommen, weil ihr mit dem Besize derselben so viel Aufhebens macht. Denn gewöhnlich bleiben wir gegen die vortreflichsten Gaben der Natur gleichgültig, und fühlen ihren Werth bei weitem nicht ganz, so lange wir ruhig im Besize derselbigen gelassen werden. Aber haben wir sie einmal verloren, so sehen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/31
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/31>, abgerufen am 23.11.2024.