[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.stärksten Beweis gegen die Trügereyen der Aufklärer. Bey dem Anblicke solcher Zeichen und Wunder fand kein Zweifel weiter statt. Der Pöbel ward allgemein gewonnen. Ein nasenweiser Jägerspursche, der frech genug gewesen war, in einer gerade sehr volkreichen Dorfschenke, die ganze Sache für Pfaffenstreiche zu erklären, wurde von den anwesenden Bauern auf der Stelle todt geschlagen. Sie tanzten jubelnd auf dem Leichname des Ketzers umher, und tranken auf die Gesundheit der Mutter Gottes auf der Thalwiese. Die Philosophen des Landes schwiegen arglistig stille, und wagten es nicht, dem Volksgeiste, der sich mit jedem Tage drohender gegen sie erhub, in die Augen zu greifen. Um deßwillen legten sie die Hände nicht in den Schoß. Sie breiteten einen der schändlichsten Frevel aus, den je Menschenhände verübt haben. Der Küster erschien eines Morgens in der Kapelle, und - siehe! Die Mutter Gottes war gestohlen, und auf dem Altare lag ein Zettel des Innhalts: man werde sich nur unnütze Mühe geben, sie zu suchen; der Dieb habe sie sogleich zu Asche verbrannt. Die Aufklärer glaubten durch die Zerstöhrung dessen, was sie stärksten Beweis gegen die Trügereyen der Aufklärer. Bey dem Anblicke solcher Zeichen und Wunder fand kein Zweifel weiter statt. Der Pöbel ward allgemein gewonnen. Ein nasenweiser Jägerspursche, der frech genug gewesen war, in einer gerade sehr volkreichen Dorfschenke, die ganze Sache für Pfaffenstreiche zu erklären, wurde von den anwesenden Bauern auf der Stelle todt geschlagen. Sie tanzten jubelnd auf dem Leichname des Ketzers umher, und tranken auf die Gesundheit der Mutter Gottes auf der Thalwiese. Die Philosophen des Landes schwiegen arglistig stille, und wagten es nicht, dem Volksgeiste, der sich mit jedem Tage drohender gegen sie erhub, in die Augen zu greifen. Um deßwillen legten sie die Hände nicht in den Schoß. Sie breiteten einen der schändlichsten Frevel aus, den je Menschenhände verübt haben. Der Küster erschien eines Morgens in der Kapelle, und – siehe! Die Mutter Gottes war gestohlen, und auf dem Altare lag ein Zettel des Innhalts: man werde sich nur unnütze Mühe geben, sie zu suchen; der Dieb habe sie sogleich zu Asche verbrannt. Die Aufklärer glaubten durch die Zerstöhrung dessen, was sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="104"/> stärksten Beweis gegen die Trügereyen der Aufklärer. Bey dem Anblicke solcher Zeichen und Wunder fand kein Zweifel weiter statt. Der Pöbel ward allgemein gewonnen. Ein nasenweiser Jägerspursche, der frech genug gewesen war, in einer gerade sehr volkreichen Dorfschenke, die ganze Sache für Pfaffenstreiche zu erklären, wurde von den anwesenden Bauern auf der Stelle todt geschlagen. Sie tanzten jubelnd auf dem Leichname des Ketzers umher, und tranken auf die Gesundheit der Mutter Gottes auf der Thalwiese.</p> <p>Die Philosophen des Landes schwiegen arglistig stille, und wagten es nicht, dem Volksgeiste, der sich mit jedem Tage drohender gegen sie erhub, in die Augen zu greifen. Um deßwillen legten sie die Hände nicht in den Schoß. Sie breiteten einen der schändlichsten Frevel aus, den je Menschenhände verübt haben. Der Küster erschien eines Morgens in der Kapelle, und – siehe! Die Mutter Gottes war gestohlen, und auf dem Altare lag ein Zettel des Innhalts: man werde sich nur unnütze Mühe geben, sie zu suchen; der Dieb habe sie sogleich zu Asche verbrannt. Die Aufklärer glaubten durch die Zerstöhrung dessen, was sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0104]
stärksten Beweis gegen die Trügereyen der Aufklärer. Bey dem Anblicke solcher Zeichen und Wunder fand kein Zweifel weiter statt. Der Pöbel ward allgemein gewonnen. Ein nasenweiser Jägerspursche, der frech genug gewesen war, in einer gerade sehr volkreichen Dorfschenke, die ganze Sache für Pfaffenstreiche zu erklären, wurde von den anwesenden Bauern auf der Stelle todt geschlagen. Sie tanzten jubelnd auf dem Leichname des Ketzers umher, und tranken auf die Gesundheit der Mutter Gottes auf der Thalwiese.
Die Philosophen des Landes schwiegen arglistig stille, und wagten es nicht, dem Volksgeiste, der sich mit jedem Tage drohender gegen sie erhub, in die Augen zu greifen. Um deßwillen legten sie die Hände nicht in den Schoß. Sie breiteten einen der schändlichsten Frevel aus, den je Menschenhände verübt haben. Der Küster erschien eines Morgens in der Kapelle, und – siehe! Die Mutter Gottes war gestohlen, und auf dem Altare lag ein Zettel des Innhalts: man werde sich nur unnütze Mühe geben, sie zu suchen; der Dieb habe sie sogleich zu Asche verbrannt. Die Aufklärer glaubten durch die Zerstöhrung dessen, was sie
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