[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.ähnlich sahen, nur allzu gut. Er war deßhalb kein Freund der Ausgewanderten, und gab ihnen Hiebe und Kniffe, wo er konnte. Endlich vergaß er sich aber so weit, daß er eine sehr beleidigende Geschichte, worinn zween Ludwigsritter, in Breisgau, einem Straßburger Bürger, blos weil er die dreyfarbige Kokarde trug, in Stücken zerhauen haben, in sein Blatt einrückte, und mit der Anmerkung begleitete: "So was, ihr Teutsche! thun französische Dieser Artikel goß Gift und Galle in die Herzen aller Emigranten. Zween junge Grafen, die das Blatt auf dem Kaffee-Hause lasen, zerrissen es, und beschlossen in ihrem gerechten Zorn, auf der Stelle Rache an dem Verbrecher zu nehmen. Sie drangen in das Haus des Novellisten, fielen mit ihren fürchterlichen Säbeln über ihn her, und versetzten ihm mehrere Wunden. Zum Glücke verkroch er sich in einen Winkel, und rettete dadurch sein Leben. Dagegen aber zerschlugen die Zürnenden die Fenster und Spiegel des Zimmers, warfen ähnlich sahen, nur allzu gut. Er war deßhalb kein Freund der Ausgewanderten, und gab ihnen Hiebe und Kniffe, wo er konnte. Endlich vergaß er sich aber so weit, daß er eine sehr beleidigende Geschichte, worinn zween Ludwigsritter, in Breisgau, einem Straßburger Bürger, blos weil er die dreyfarbige Kokarde trug, in Stücken zerhauen haben, in sein Blatt einrückte, und mit der Anmerkung begleitete: „So was, ihr Teutsche! thun französische Dieser Artikel goß Gift und Galle in die Herzen aller Emigranten. Zween junge Grafen, die das Blatt auf dem Kaffee-Hause lasen, zerrissen es, und beschlossen in ihrem gerechten Zorn, auf der Stelle Rache an dem Verbrecher zu nehmen. Sie drangen in das Haus des Novellisten, fielen mit ihren fürchterlichen Säbeln über ihn her, und versetzten ihm mehrere Wunden. Zum Glücke verkroch er sich in einen Winkel, und rettete dadurch sein Leben. Dagegen aber zerschlugen die Zürnenden die Fenster und Spiegel des Zimmers, warfen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="160"/> ähnlich sahen, nur allzu gut. Er war deßhalb kein Freund der Ausgewanderten, und gab ihnen Hiebe und Kniffe, wo er konnte. Endlich vergaß er sich aber so weit, daß er eine sehr beleidigende Geschichte, worinn zween <hi rendition="#g">Ludwigsritter</hi>, in <hi rendition="#g">Breisgau</hi>, einem Straßburger Bürger, blos weil er die dreyfarbige Kokarde trug, in Stücken zerhauen haben, in sein Blatt einrückte, und mit der Anmerkung begleitete:</p> <cit> <quote>„So was, ihr Teutsche! thun französische<lb/> Flüchtlinge, die von eurer Gastfreyheit<lb/> leben, auf teutschen Boden!“</quote> </cit> <p>Dieser Artikel goß Gift und Galle in die Herzen aller Emigranten. Zween junge Grafen, die das Blatt auf dem Kaffee-Hause lasen, zerrissen es, und beschlossen in ihrem gerechten Zorn, auf der Stelle Rache an dem Verbrecher zu nehmen. Sie drangen in das Haus des Novellisten, fielen mit ihren fürchterlichen Säbeln über ihn her, und versetzten ihm mehrere Wunden. Zum Glücke verkroch er sich in einen Winkel, und rettete dadurch sein Leben. Dagegen aber zerschlugen die Zürnenden die Fenster und Spiegel des Zimmers, warfen </p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0160]
ähnlich sahen, nur allzu gut. Er war deßhalb kein Freund der Ausgewanderten, und gab ihnen Hiebe und Kniffe, wo er konnte. Endlich vergaß er sich aber so weit, daß er eine sehr beleidigende Geschichte, worinn zween Ludwigsritter, in Breisgau, einem Straßburger Bürger, blos weil er die dreyfarbige Kokarde trug, in Stücken zerhauen haben, in sein Blatt einrückte, und mit der Anmerkung begleitete:
„So was, ihr Teutsche! thun französische
Flüchtlinge, die von eurer Gastfreyheit
leben, auf teutschen Boden!“ Dieser Artikel goß Gift und Galle in die Herzen aller Emigranten. Zween junge Grafen, die das Blatt auf dem Kaffee-Hause lasen, zerrissen es, und beschlossen in ihrem gerechten Zorn, auf der Stelle Rache an dem Verbrecher zu nehmen. Sie drangen in das Haus des Novellisten, fielen mit ihren fürchterlichen Säbeln über ihn her, und versetzten ihm mehrere Wunden. Zum Glücke verkroch er sich in einen Winkel, und rettete dadurch sein Leben. Dagegen aber zerschlugen die Zürnenden die Fenster und Spiegel des Zimmers, warfen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |